Gosaukamm – der Fluch des modernen Tourismus – 2021

Die Zeiten, in denen man sich stringent an die Ferien bzw. nach den Kindern richten musste, sind nun nahezu vorbei, maximal Fernreisen oder auch nur Flugreisen, die das Kind nicht selber bezahlen möchte, nötigen es, sich mit „den“ Eltern auf eine stressige Urlaubsfahrt zu begeben.
Und wenn dann der Urlaub noch mit Wandern verbunden ist, auch ein spektakulärer Klettersteig kann da nicht locken, sind die Ohren sowieso auf Durchzug geschalten. Mmh, irgendwas in der Erziehung ist dann wohl doch falsch gelaufen…
Bevor ich in eine leichte Vati- Depression verfalle, dann doch zum positiven Teil. Endlich mal wieder zu zweit in die Berge, ohne Rücksicht auf irgendwen zu nehmen. Für ein 4 Tagestrip nicht zu weit entfernt und doch echt alpin. Die Entscheidung fiel auf die Gosaukamm mit seinen unzähligen Hütten drumherum. Eine Empfehlung einer Alpinzeitung ließ uns den 1. Versuch zur Stuhlalm starten, jedoch erhielten wir keine Antwort. Die direkten Nachbarn auf der Theodor- Körner- Hütte antworteten sofort. Der Umstand das die Sommerferien in Sachsen- Anhalt Ende August endeten, führt leider nicht dazu, dass nun ganz viel Platz in den Alpen und auf der Straße wären, Föderalismus sei Dank. Zudem sollten es noch einmal Anfang September herrlich sonnige Tage werden, so dass alle Richtung Süden stürmten.

Zum zu zweit reisen gehört dann auch die Zwischenübernachtung im Kombi – herrlich. Damit konnten wir erst am Abend starten, kein Stau und zudem früh am Morgen ein fantastischer Aufstieg vom Parkplatz Pommer früh um 10:00 Uhr. Jedoch haben wir die Höhe und das Gepäckgewicht wohl etwas unterschätzt, nach einigen Kehren muss Marion stoppen und brauch eine Pause. Nach dem 4. Stopp erbarme ich mich und trage Marions Rucksack bis kurz vor die Hütte (der Peinlichkeit, mit einem „Packesel“ im Schlepptau anzukommen, wollte sie sich dann doch nicht aussetzen).

Bei herrlichster Mittagssonne genießen wir bayrisches Bier und ganz viel Vitamin D. Die Theodor- Körner- Hütte hat einige Nachtlager und auch Doppelzimmer, wobei der Begriff etwas irreführend ist, jede Abstellkammer ist größer. Ein erster Ausflug auf die Wanderwege der Westseite hielt uns mal wieder vor Augen, dass wir Flachländer sind – wir kamen ganz woanders raus. Dank einer leckeren Brotzeit war das aber schnell vergessen. Die Küche der Theodor- Körner- Hütte versprach leckeres Futter, die Eltern des eigentlichen Wirtes hatten die Versorgung während seiner Abwesenheit übernommen.

Als Höhepunkt sollte gleich am nächsten Morgen der Donnerkogel- Klettersteig in Angriff genommen werden, zeitiges Erscheinen sichert weniger Stau. Leider ist der Zustieg von unserer Hütte trotzdem nur in mindestens 45 min zu bewältigen, von dort würde man auch nicht starten, denn es führen direkt 2 Gondeln von Westen und Osten zur Gablonzer Hütte resp. zum Einstieg des Klettersteiges. Jedoch der von Westen fährt glücklicherweise nicht an Freitagen. Trotz unserer Mühen und den glücklichen Umständen konnten wir uns nach Ankunft am Einstieg am Klettersteig ein anderes Ziel suchen – ich Depp hatte die Klettersteigsets im Zimmer liegen gelassen.

Also spontane Änderung des Tagesplanes stand dann die klassische Umrundung der Gosauklamm auf dem Programm, ein Stück hatten wir ja eh schon absolviert. Auf normalen Wanderwegen geht es immer an den teilweise steilen Wänden vorbei. Spektakulär ist dann nach ca. der Hälfte der Strecke der Steiglpass mit toller Ausschicht auf den Dachsteingletscher. Das (Kneipen-) Ziel vor Augen geht zu einem anstrengenden Abstieg zur Hofpürglhütte. Bis dorthin sollte man auskömmlich Getränke und Essen dabeihaben, wenn man die Runde in dieser Richtung geht (Uhrzeigersinn), da bis dahin keine weitere Einkehr auf dem Weg liegt.

Die Hofpürglhütte dient von der Gondel gestartet eigentlich als Übernachtungsziel, wir wollen es heute aber wissen (und könnten ja auch nicht anders) und ziehen nach kurzem Zwischenstopp mit Alster, Kola und Bier (genau in der Reihenfolge) weiter. Ein letzter kräftezehrender Abstieg über das Jöchl hinab, die letzten Meter über eine Alm zur Stuhlalm – 21,1 km und ca. 1.500 Hm waren zu bewältigen – der Durst ist entsprechend groß.
Am Abend begrüßt uns der noch sehr junge Wirt der Theodor-Körner-Hütte. Die Qualität des Essens nimmt aber mit seiner Anwesenheit nicht zu (er kocht selber), leider ist es etwas enttäuschend – vegetarisches Chili halten wir dann doch nicht für die typische Küche im Salzburger Land.

Am nächsten Morgen unser Déjà- vu, leider können wir wieder nicht eher starten, Frühstück gibt es nicht vor 7:30 Uhr, da die erste Gondel 8:30 Uhr an der Gablonzer Hütte ankommt, ist ein 1. Platz nicht zu erreichen. Trotz ausgeruhter Beine und schnellen Schrittes schaffen wir es nur, noch einen großen Schwung Klettersteiggeher am Einstieg zu überholen um uns dann in die Warteschalge einzureihen. Bei absolutem Kaiserwetter geht es dann aber doch ganz gut voran bis, ja bis Einige wieder umkehrten. Erst ein erwachsener Mann Mitte 20 schleicht an uns vorbei.

Alle sind rücksichtsvoll und man schafft es unfallfrei aneinander vorbei. Kurze Zeit später ein Zweiter, ähnlich alt und äußerlich kräftig geht es nach ca. 50m (!) Klettersteig in Schwierigkeit bis maximal C in die andere Richtung. An der sogenannten Plattenquerung ruft er das „Taxi“ – er schaffe es nicht mehr runter und die Bergwacht muss ihn ausfliegen. Trotz dessen man darüber vielleicht den Kopf schütteln kann, was er denn hier zu suchen habe, wenn er schon die einfachen Stellen nicht schafft, die richtige Entscheidung. Aus leidiger eigener Erfahrung ist es besser, diesen Weg zu gehen, als sich in Gefahr zu begeben sich oder sogar andere beim Abstieg zu verletzen. Nach dieser Aktion entspannte sich die Situation zusehends, die Perlenkette aus Menschen zog sich in die Länge. Wir hatten nach der Hubschrauberaktion nur noch wenige Meter bis die Monsterleiter zu sehen war. Dem einen oder anderen rutscht aber auch hier nochmal das Herz in die Hose, ein tschechisches Vater-Sohn-Gespann ging die Leiter nicht zusammen, das Wehklagen des ca. 12-jährigen Jungen bezüglich der Angst vor der bevorstehenden Wackelpartie war dann doch sehr deutlich.

Die Erbauer haben natürlich nichts dem Zufall überlassen und eine Alternative zur Leiter gebaut. Diese geht dann über einen Grasrücken zur Abschlusswand. Dieser Weg bietet zudem optimale Möglichkeiten für spektakuläre Bilder der Leiter mit seinen Protagonisten. Optimal ist natürlich, dann auch allein auf der Leiter zu sein, mehrere Personen bringen das Ding dann doch ganz schön ins Schwingen, dabei muss man noch umklippen, Konzentration ist auf jeden Fall auch hier angesagt.

Nach der Leiter kommen noch einige steile Stellen, die dann auch mal wirklich Schwierigkeit D sind, dann ist man auch schon auf dem Gipfel.

Auch hier holt einen der Massentourismus wieder ein, viele Menschen, die den Wanderweg genommen hatten und die Klettersteiggeher treffen hier zur Brotzeit zusammen, als Krönung gibt es eine heiße Diskussion zwischen einem österreichischen Pärchen und einem deutschen Rentner über die Verwendung einer Drohne, um das Gipfelglück des Pärchens ins perfekte Bild zu rücken.
Nun fragt man sich bei der Riesenleiter schon, was soll das? Es geht absolut nur darum, eine spektakuläre Situation mit perfektem „Viewpoint“ für das Foto zu schaffen, um so viele kaufkräftige Kunden auf den Berg zu bringen, wie nur möglich. Nun waren wir selbst Teil davon und schwammen mit dem Strom der Bergtouristen mit und ließen unser Geld in den umgebenden Lokalitäten. Also betrachten wir mein Geschriebenes mal als kritische Selbstreflexion und als Werbung für dieses schöne Fleckchen Erde, man kann den Klettersteig aus ethischen Gründen natürlich auch auslassen. Aber genau deswegen waren wir ja auch hier, das sollte jeder für sich selbst entscheiden, zumindest haben wir kein „Gondel- Taxi“ genutzt, denn für uns ist beim Berg gehen und steigen auch der Weg das Ziel, das Gipfelbier möchte sich bitteschön auch verdient werden.

Da ist nichts – Arco im Frühling – 2017

Diese kurze und prägnante Aussage Hellas – „da ist nichts!“ musste ich mir während unseres Kurztrips nach Arco eine Woche vor Ostern 2017 ständig anhören. Er bezieht sich auf die nicht vorhandenen oder „schlecht platzierten“ Griffe an den Kletterwegen rund um Arco. Doch dazu später mehr.

Prinzipiell ist die Auswahl der Kurztrip-Möglichkeiten während der Schulferien bei uns immer abhängig von den Flugpreisen (für eine Städtereise) in Europa und vom Wetter und natürlich von einem prioritären Ziel. Ersteres fiel auf Grund der Nähe zu Ostern respektive zu den in ganz Deutschland fast gleichen Ferienbeginn aus, da sich die Flugpreise für London (prioritäres Ziel) vom Donnerstag vor den Ferien auf den darauf folgenden Freitag verfünffachten. Auch zu anderen Destinationen in Europa verhielt sich der Aufschlag exorbitant.
Zweiteres, das Wetter, schloss Deutschland leider komplett aus – Regen, Wind und Temperaturen bis maximal 10°C!
Der Blick auf die in der Wetter-App gespeicherten Orte machte die Entscheidung dann relativ einfach – Arco mit Sonne satt und bis zu 23°C!

Wer einmal vom Arco- oder Gardasee- Virus infiziert wurde, kehrt immer wieder an die Orte am oder um den Gardasee zurück. Nach einem Kurztrip im Oktober letzten Jahres jetzt also wieder. Aber das tut beim Gardasee der Vorfreude keinen Abbruch. Zu vielfältig und –zählig sind die sportlichen und auch kulturellen (SHOPPING-!!!) Möglichkeiten.

Arco befindet sich nordöstlich des Gardasees und ist ca. 7 km von Riva und dem eigentlichen Gardasee entfernt. Wenn man antizyklisch fährt oder auch mit Glück schnell durch kommt, muss man mit ca. 8 h Fahrzeit und 3x Maut (Wochenvignette Austria ca. 10 €, Brenner 9 € und Autobahnmaut bis Rovereto Süd ca. 13 €) rechnen. Falls man es bei Tageslicht schafft, die genannte Abfahrt genommen und in Arco gebucht hat, erschließt sich dem Betrachter nach dem kleinen Örtchen Nago ein phantastischer Blick auf den See, Torbole, (Teile von) Riva, die Berge rings herum und natürlich Arco mit seinem Hausberg, dem Colodri. Wir hatten uns dieses Mal eine Unterkunft direkt in Arco, ca. 50 m vom Zentrum entfernt, gesucht. Eine Bed & Breakfast Unterkunft namens B & B Villa Principessa (4 Nächte mit Frühstück 420 €) in Form von Luca, dem Eigentümer, begrüßte uns überaus herzlich. Ehrlicherweise überwiegt mit zunehmenden Alter die Bequemlichkeit und die beiden tollen Zeltplätze „Arco“ und „Zoo“ sind nur noch 2. Wahl. Die Zimmer bei Luca sind frisch saniert, riesig und sehr gut ausgestattet (komplette Küche). Das Frühstück findet im Garten unter Palmen statt und dafür, dass er und seine Frau das alles selber machen, war es üppig und mit Liebe zum Detail überaus vielseitig.

Der erste Tag sollte uns an unsere letzte Wand im Oktober führen – Belvedere (kurz vor Nago). Dieser kleine aber feine Sektor hat einen fantastischen Ausblick auf Torbole und den See. Hier kann man wirklich DIE Kletterbilder schießen, die man sonst nur aus den Kletterzeitungen kennt. Zudem bietet der Sektor viele leichte Routen, was natürlich gerade den Aufenthalt mit Kindern hier sehr erfolgreich gestalten lässt. Ab der Franzosen- Schwierigkeit 3 aufwärts bis zum unteren 7. Grad findet man hier alles, was das Herz begehrt.

Die Absicherung ist übertrieben gut, i.d.R. lässt der Geübte die ersten beiden Bohrhaken aus. Die Umlenker sind mit Schraubern ausgestattet, ein Umbauen und abseilen ist also nicht notwendig. Das Gefährlichste ist die Straßenüberquerung genau in einer Kurve. Von Arco kommend parkt man am letzten Aussichtspunkt vor Nago auf der rechten Seite und ist dann nach dem erwähnten Adrenalinkick in 2 min bei den Einstiegen. Wenn dieser Parkplatz besetzt ist, was an Wochenenden eigentlich ab 11:00 Uhr immer der Fall ist, muss man den Parkplatz nach dem Kreisverkehr und einen etwas längeren Zustieg nehmen.

Prinzipiell bieten die Routen in Belvedere in den unteren Graden noch immer ordentliches Klettervergnügen, auch wenn der aktuelle Kletterführer sagt, dass diese schon arg abgespeckt sind.

Bei den meist großen Griffen sollte dies aber kein Problem sein. Lediglich bei den Routen, die zwischendurch auch ein Bewegungsproblem beinhalten (Storch 5b), wird es etwas tricky, da man auf schmierigen Tritten einfach mal aufstehen muss.
Wir haben inkl. des letzten Besuches praktisch jede Route von links nach rechts bis zur Tour „Fassan“ getoppt. Dabei haben wir den Grad 5b+ nicht überschritten und man kann sagen, dass alle lohnenswert sind. Lediglich Hella, unsere 11- jährige Tochter empfand gerade die Touren, in denen man ein wenig Verschneidungskletterei hatte oder auch mal piazen musste als grifflos – „Da ist nichts!“. Trotzdem hat sie hier ihre ersten Vorstiege bravourös gemeistert und auch Marion, meine Frau, hatte bei diesen Hakenabständen große Lust zum Vorsteigen.

Der nächste Tag sollte mit der Begehung eines Klettersteiges begangen werden. Die Gardasee-Berge bieten eine Vielzahl an Klettersteigen jeden Couloirs. Unser Ziel sollte der Via dell’Amicizia (6 h) sein. Start ist in Riva oder besser gesagt das Parkhaus auf der Straße nach Brescia. Hier sind 12 € für 6 h zu berappen, so der Aushang, jedoch bezahlten wir am Ende „nur“ 7 €. Woanders kostenlos zu parken, kann man gerne probieren, ist allerdings aussichtslos. Da wir als Eltern den Klettersteig bereits 2 x begangen haben, wussten wir um deren Länge resp. Anstrengung und hielten aber den Zeitpunkt für gekommen, dass auch ein Teenager diesen „packen“ könnte. Der Anstieg ist lang und die Vormittagssonne gnadenlos.

3 Liter Wasser und 3 kleine Kola als Gipfelbelohnung sind auskömmlich.
Allerdings gibt es kurz vor dem Einstieg zum Klettersteig auch eine Hütte, die aber glaube ich, nur am Wochenende von Einheimischen ehrenamtlich betrieben wird. Der Klettersteig selber ist dann eher unschwierig (für Kletterer), dafür sind die Aussichten teilweise sensationell. Man bewegt sich hauptsächlich auf Leitern, die allerdings ein wenig von der Wand abstehen und zudem teilweise eine beachtliche Höhe erreichen. Am Gipfel kann man sich dann für ein spektakuläres Gipfelfoto ablichten lassen, bevor es an den Abstieg geht.

Der Kürzeste (Weg 418, dann 402) ist auch der Anstrengendste. Nie enden wollende Kehren führen hinab und wenn das Kind am Ende noch „Ein Hut – ein Stock – ein alter Mann…“ spielen kann, dann hat man alles richtig gemacht.

Unbedingt muss man natürlich im Anschluss an einen solch tollen Tag noch die engen Gassen mit ihren unzähligen Kletterläden in Arco besuchen. Wer nichts sucht, wird garantiert fündig, da irgendwo ein Schnäppchen lauert. Hella ergattert neue Kletterschuhe, die sie allerdings auch brauchte, daher eher kein Schnäppchen. Trotzdem macht das ganze viel Spaß und vor allem am Ende des Tages eine Pizza auf die Faust direkt am großen Markt (Kirche) lässt diesen Tag als perfekt abschließen.

Der 3. Tag bei fantastischem Wetter (24 °C und Sonne satt!) soll wieder dem Klettern gewidmet sein. Allerdings klappte das nicht auf Anhieb…

Der Sektor B im Gebiet „Marmitte die giganti“ existiert nicht mehr, alle Bohrhaken wurden bündig abgesägt. Mglw. haben sich da einige „Kletterer“ schlecht benommen, denn es handelt sich um Privatgrund. Und trotz der Hinweise im Kletterführer halten sich Einige nicht dran und benehmen sich wie Idioten!
Also auf zum Nächsten! Das Gebiet „Nago“ befindet sich von Arco aus gesehen hinter Nago. Entweder man parkt unten (an der Kapelle) oder oben (große Schilder für die MTBer), je nach dem wo man hin will. Denn dieser Felsriegel ist ewig lang und erstreckt sich von Nago den Weg hinauf zum Monte Baldo. Wir waren ganz oben im Sektor I Ciclopi.

Auch hier sind die Routen schon „schön“ abgespeckt, jedoch tut das dem Spaß keinen Abbruch. Für Hella ein paar Vierer und für Vati eine 6a, dann ist der Kletterhimmel wieder in Ordnung. Allerdings entpuppte sich der Name „C’e’qualcosa“ („rechteste“ und letzte Route in diesem Gebiet) bei näherer Betrachtung und freier Übersetzung tatsächlich als Quälerei. Tja, das Hallentraining war dann wohl doch nicht so regelmäßig. Doch nach ein wenig Tüfteln gelingt auch dieser Weg und meine Mädels „quälen“ sich auch hinauf.

Man sollte es nicht glauben, aber auch in 4 Tagen bei dieser Anreise kann man sich wunderbar erholen. Und Arco ist einer der Orte, an denen das perfekt gelingt, obwohl „die“ nicht so viele Griffe haben…

Usbekistan – Reise in die Vergangenheit – 2015

Nach der Einladung einer guten Freundin unserer Familie zu ihrer Hochzeit nach Taschkent haben wir erst mal den Atlas aufgeschlagen. Taschkent ist die Hauptstadt Usbekistans. Usbekistan liegt sozusagen an den westlichen Ausläufern des Himalajas – dem Tianshan-Gebirge in Zentral-Asien.
Die Möglichkeit mit dieser Einladung in ein Land zu reisen, welches man bei der vorsommerlichen Urlaubssuche so nicht auf dem Schirm haben würde, war wohl einmalig. Zudem gab uns die Braut namens Dilbar das Versprechen, das sie sich im Vorfeld der Hochzeit eine Woche um uns kümmern und mit uns das Land bereisen würde. Ein für eine Braut, egal wo auf der Welt, doch sehr ungewöhnlicher und für uns beeindruckender Freundschaftsbeweis eine Woche vor einem neuen Lebensabschnitt.
Wie es bei ärmeren Ländern sehr oft so ist, braucht man ein Visum, welches natürlich kostenpflichtig (ca. 160 € für 2 Erwachsene und 1 Kind) war. D.h. entweder Pass auf gut Glück zur Botschaft schicken und warten, dass sie auch wieder kommen (haben wir gemacht) oder selber nach Berlin fahren und es direkt probieren (geht auch nicht schneller, da man die mglw. auch nicht sofort wieder bekommt).

Schon die Einreise macht deutlich, was auch typisch für dieses Land ist, nämlich dass Bürokratie einen sehr hohen, selten nachvollziehbaren Stellenwert, einnimmt. So muss man alle Wertgegenstände und Bargeld genau auflisten, welche dann wiederum bei der Ausreise kontrolliert werden sollen, dass man sie auch ja wieder mitnimmt. Ebenso darf man die einheimische Währung Sum nicht wieder ausführen, warum auch, das macht keinen Sinn (Erklärung folgt)!
Ein typisches willkommen heißen, wie an einem „normalen“ Flughafen, ist in Taschkent leider auch nicht möglich, denn Menschen ohne Ticket dürfen das Flughafengelände nicht betreten. So wartete Dilbar, die Braut, mit ihrer Mutter davor. Da meine Mädels dringend auf die Toilette mussten, die es im Flughafen nach der Einreise nicht gab, suchten sie gleich eine in der Nähe auf. Beim Versuch mit einem Euro zu bezahlen, wurden sie wieder abgewiesen, da die Hygiene-Fachkraft die Währung nicht kannte. So borgten wir uns schnell 500 Sum. Warum erzähle ich das? Das Tauschverhältnis betrug ca. 1:6000 !!! D.h. mit den 500 Sum hat der Klo-Besuch ca. 12 Cent gekostet und die Klo-Frau hätte ein gutes Geschäft, was für eine Metapher, gemacht! Willkommen in einer anderen Welt!
Taschkent fühlt sich an wie eine mittlere deutsche Großstadt, allerdings im Jahre 1960. Die Nebaublöcke sind alle grau in grau, die Straßen und Fußwege sind kaputt und die Lada’s aus den 70- ern brettern hupend in Fünferreihen bei 3 Spuren durch die kalte Oktobernacht. Ok, das letzte ist jetzt wieder eher eine asiatische Eigenschaft…
Unser Hotel (Rohat) ist ein ziemlich neues und eigentlich ganz schick…für das, was wir erwartet haben. Erschöpft sinken wir in die Kissen.

Dilbar’s Eltern gelten in Usbekistan als vermögend, da sie ihrer Tochter das Studium in Deutschland ermöglichen konnten. Eingeladen zum Frühstück war ihre Wohnung in 5 min fußläufig erreichbar.
Als wir jedoch vor dem Block standen, waren wir etwas ungläubig, richtig zu sein. Es sah insgesamt ungepflegt aus, die Fassade bröckelte. Man könnte meinen, dass dieser Block aus den 50 ern nicht bewohnt wäre. Ihre Wohnungstür war vierfach gesichert und wir betraten eine Welt, die wir eigentlich nur aus der Erinnerung kannten. Alle Möbel in der winzigen 2- Raum-Eigentumswohnung (!) waren alt und abgenutzt aber gepflegt. Dilbar’s Mutter begrüßte uns mit großer Herzlichkeit. Sie war bereits 2 x in Deutschland und wir mussten für sie bürgen.

Alleine schon das schaffte automatisch ein Vertrauensverhältnis, aber davon unbenommen ist Latifa eine Seele von Mensch und das trifft auf ihre Familie sowie 95 % aller Usbeken zu, die wir kennengelernt haben. Für den Tee, den sie uns dann serviert hat, darf selbst das Leitungswasser nicht zum Kochen verwendet werden, es muss in großen Behältern extra gekauft werden.
Den ersten Tag besichtigen wir alle wichtigen Gebäude und Stadtviertel der Stadt, die allerdings auch überschaubar sind.

Nach einem Erdbeben Ende der 60 er musste die ganze Stadt komplett neu aufgebaut werden, der „große Bruder“ aus Moskau hat tatkräftig unterstützt und es nach russischer Bauart entsprechend einfach und geschmacklos in kurzer Zeit wieder aufgebaut. Seit dem wurde außer das Bankenviertel sowie ein Kaufhaus in Größe des Rathauscenters Dessau praktisch nichts mehr gebaut oder modernisiert.

Beängstigend oder auch beruhigend war beim Sightseeing das jeder U- Bahn-Zugang von der Polizei bewacht und tatsächlich auch jede Handtasche kontrolliert wurde, zudem verfügen die Ordnungshüter über einen Festnetzanschluss. Tja, Smartphones und Handys gab es, aber wohl nicht für die Ordnungsmacht.
Ein Spruch, den wir aufgeschnappt hatten, war, dass Usbekistan von oben so schön grün wäre, aber nicht wegen der vielen Bäume, sondern weil überall Polizei ist. Ob es dabei um den Schutz der Bevölkerung, das Ausspionieren der selbigen oder Terrorprävention ging, haben wir nicht erfahren. Welche der 3 Möglichkeiten unsere usbekischen Freunde für die richtige halten, kann man sich schnell denken, denn in der Öffentlichkeit wird prinzipiell nicht über Politik und Staat gesprochen (das erinnert uns stark an Kuba) und wenn doch, dann schaut man sich dreimal um und hält die Hand vor den Mund.

Nun sollten aber die Sehenswürdigkeiten, für die so mancher Europäer die Reise auf sich nimmt, in Angriff genommen werden – Registan in Samarkand und Bukhara mit seinen unzähligen Moscheen und Minaretten. Dies lässt sich alles entspannt mit dem Schnellzug erledigen, in dem man mit Erfrischungen und Gebäck sowie Dauerbedudelung mit der usbekischen Form von GZSZ bei Laune gehalten wird. Insgesamt ein toller Service, das gibt es bei der DB nicht! Allerdings muss man auf tränenreiche Abschiede auf dem Bahnsteig ebenfalls verzichten, Menschen ohne Fahrkarte haben auch hier keinen Zutritt zum Bahnhofsgelände.

Als erstes nehmen wir Samarkand mit seinem sagenumwobenen Registan ins Visier. Unsere Unterkunft (B&B Bahodir) in Sichtweite der 4 Türme war allerdings unterirdisch. Eine solche Absteige haben Marion und ich in fast 20 Jahren des gemeinsamen Reisens noch nicht gehabt. Alle Möbel Müll, Wäsche und Teppich muffig bzw. eigentlich auch reif für die Tonne. Der Wasserhahn ist mit einer Tüte hochgebunden, da er sonst abfallen würde, das WC nur hingestellt, Spülung nicht vorhanden. Alles ist versifft! Wir verbringen eine unruhige Nacht in unseren Klamotten, Marion hatte sogar Schüttelfrost, ihr ging es sehr schlecht, wovon, kann man sich denken.

Registan ist definitiv eine Reise wert, dieser von imposanten Gebäuden und Türmen umgebene Platz war eigentlich eine Koranschule (die es wohl heute immer noch ist) aber heute vor allem eine Sehenswürdigkeit und Museum, die vor allem auch kleinen Verkaufsständen mit Nippes im Innenhof eines Gebäudes als Einkommensgrundlage dient. Leider bietet sich bei näherer Betrachtung der Gebäude ein eher ernüchterndes Bild – der Erhalt dieser imposanten Gemäuer wird nur oberflächlich und schlecht ausgeführt.

Uns wurde erklärt, dass macht man hier so, nichts ist von Dauer und wenn wieder was ab- oder umfällt, dann wird es wieder geflickt! Naja, vielleicht nehmen wir Deutschen die Sache zu Ernst!?
Just als wir das Gelände wieder verlassen wollen, wird der ganze Platz gesperrt – eine verdächtige Tasche führt zu einem Großaufgebot an Polizei, Sprengstoffexperten und Panzerfahrzeugen. Irgendwie wirkt das Ganze aber irgendwie grotesk, da man das Ganze aus ca. 25 m beobachten kann, denn wenn da eine Bombe in der Tasche wäre und diese explodieren würde, wären auch viele Passanten gefährdet. Das ganze entpuppt sich aber sowieso als Fehlalarm!

Weiter geht es nach Bukhara (Buxoro), welches insgesamt interessanter, da vielfältiger ist. Hier hatten wir Glück mit der Unterkunft  (Rumi)– sauber und ordentlich! Das gesamte Zentrum (zahlreiche Moscheen, Mausoleen, die Zitadelle und einige Museen) von Bukhara gehört zum Unesco-Weltkulturerbe und man kann alles fußläufig erreichen.

Hier „durften“ wir dann Zeuge der schon erwähnten Sanierungs- „Versuche“ werden. Als gelernter Maurer wurde einem dabei ganz übel – mit großen gipsähnlichen (oder war es tatsächlich Gips !?) Flatschen werden ganze Mosaik-Module an die Wand gepappt.  An einigen Moscheen war dann auch das Ergebnis zu „bewundern“ – das ganze rutschte nach einiger Zeit entweder wieder runter oder fiel einfach ab.

Hier „durften“ wir dann Zeuge der schon erwähnten Sanierungs- „Versuche“ werden. Als gelernter Maurer wurde einem dabei ganz übel – mit großen gipsähnlichen (oder war es tatsächlich Gips !?) Flatschen werden ganze Mosaik-Module an die Wand gepappt.  An einigen Moscheen war dann auch das Ergebnis zu „bewundern“ – das ganze rutschte nach einiger Zeit entweder wieder runter oder fiel einfach ab.

Als nicht gläubiger Mensch fand ich aber besonders beeindruckend mit einer fast schon spirituellen Wahrnehmung, die Quelle des Hiob (Mausoleum der Samaniden), die auch in der Bibel seine Erwähnung findet. Hier wurde ein kleines Mausoleum und Museum um diese Quelle gebaut. Praktisch jeder Mensch bedient sich täglich dieses „göttlichen“ Wassers, da ihm natürlich heilende und präventive Kräfte inne wohnen. Auch wir fühlten uns beim Trank entsprechend ergriffen und voller Demut gegenüber diesem heiligen Ort. Auch beeindruckt hat uns, dass dies kostenlos jedem, auch den „Ungläubigen“, zur Verfügung steht.

Prinzipiell sind die Usbeken jedem gegenüber sehr offen und herzlich. Die „Verkäufer“ sind nicht aufdringlich, alle üben sich in höflicher Zurückhaltung. Was man auch bemerkt ist die geschlechtliche Gleichbehandlung (auch das erinnert ein wenig an DDR). Ein Beispiel: Dilbar fochte jeden Tag mit den immer männlichen Taxifahrern einen harten Kampf um den Fahrpreis aus. Dabei ließ sie sich nie beirren oder beeindrucken – schlussendlich gaben immer die Taxifahrer auf und akzeptierten. Zudem herrscht in Usbekistan Kopftuchverbot! Und das in einem muslimischen Land, irgendwie bizarr, aber auch beeindruckend!

Auch stimmte uns die Chor-Minor-Madrasa, ein viertürmiges Gebäude, sehr nachdenklich, spiegelt es doch mit seinen 4 verschiedenen Türmen die 4 Weltreligionen als gemeinsame Säulen der Weltgeschichte gleichberechtigt ab – das was vor 200 Jahren als Versuch der Gleichheit aller Religionen errichtete Gebäude, ist leider auch heute noch keine Realität und wird es wohl gefühlt auch nie sein.

Zurück in Taschkent übergaben wir nun die Braut für die vorhochzeitlichen Rituale ihrer Mutter. Es sollte unsere 1. muslimische Hochzeit werden. Beginnend am Vortag bei Sonnenaufgang (gottseidank war schon Oktober!) mit einem Gottesdienst des Imans, an der ca. 200 Männer teilnahmen, begann das Ganze. D.h. ich musste schon früh morgens um 7:00 Uhr das Nationalgericht Plow (Reisgericht mit Hammel- und Pferdefleisch, Gemüse und Früchten) zu mir nehmen. Zum Glück half mir reichlich Tee dabei sowie mein netter Nachbar, Dilbars Cousin, das runter zu kriegen – 7:00 Uhr ist halt nicht meine Zeit für das Mittagessen.

Am Tag drauf folgte die Hochzeit, die im kleinen familiären Kreis, wobei jeder befreundete Ausländer  automatisch zur Familie gehört, im Haus der Braut begann und dann mit viel Pomp und Protz in einem riesigen Saal mit ca. 400 Gästen abends Punkt 22:00 uhr endete (das Ehepaar verlässt den Saal = Ende). Hier wurden in Rekordzeit in ca. 4 h Unmengen getrunken, ca. 15 Gänge gegessen, Mill. von Fotos gemacht und natürlich komplett durchgetanzt. Auch hier spürte man wieder diese Freundlichkeit, die von Herzen kommt. Man hatte das Gefühl, dass die Handvoll Ausländer, die da waren, der Mittelpunkt der Veranstaltung wären.

Insgesamt haben wir uns super unterhalten, viel gelacht und unsere Meinung zum Islam (in Usbekistan) revidiert. Witziger Weise hatte uns Dilbar vorher erzählt, dass es keinen Alkohol auf der Hochzeit geben würde – Wein und Wodka flossen jedoch in Strömen.

Am nächsten Morgen ging es dann für uns schon 5:00 Uhr wieder los, Dilbar’s Mutter hatte eine Bergtour mit Klettern für uns organisiert. Wir waren gespannt, denn wir wussten nicht, was uns erwartet!
Zusammen mit ca. 25 Mitstreitern, überwiegend Russen, und einer deutschen Familie machten wir uns mit einem usbekischen „Bergführer“ am Busbahnhof auf den Weg in das Tianshan-Gebirge. Ca. 3 h dauerte die Fahrt. Dann entließ uns der Bus mitten in der „Pampa“.

Als erstes sammelten wir rund um ein schmales Bergflüsschen den Müll auf und das war nicht wenig. Während dessen fragten wir uns, was wir dann wohl mit dem Müll machen, als hinter uns die ersten schwarzen Rauchschwaden in den blauen Himmel aufstiegen. Der Müll, hauptsächlich Kunststoff, wurde einfach angezündet, die Glasflaschen wurden auf einen großen Haufen daneben abgelegt und ihrem „Schicksal“ überlassen. Nach dieser „russischen“ Entsorgung stiegen wir einen Pfad hinauf ins Gebirge. Ziel war nach ca. 1,5 h eine Kletterwand auf einem Plateau. 2 russische „Bergführer“ waren vor Ort und sicherten einige Kinder und Erwachsene.

Scheinbar wurden wir erwartet, denn sofort sollten wir uns einbinden und im Toprope klettern. Nachdem wir skeptisch das Tun der Beiden und ihre selbstgebauten (!!!) Sicherungsgeräte beobachtet hatten, zog sich Hella diskret zurück. Ausschlaggebend war wohl das ruckartige Ablassen der armen Russen, die dabei mit Schulter, Rücken oder Kopf immer wieder gegen die Wand prallten. Zudem konnten wir auch nicht sehen, an was denn die Toprope-Seile umgelenkt wurden. Mglw. steckte da oben nur ein rostiger Nagel in der Wand…Egal! Auf Leben und Tod! Wer war den schon mal in Usbekistan mit einem Haufen Russen klettern? Marion und Volker – und dann könnte ich das, wenn ich es überlebe, später ruhmreich meinen Enkeln erzählen!

Die 2 Routen waren schnell gemacht, der Umlenker sah (ein wenig) vertrauenswürdig aus und die deutschen Gäste wurden unter größter Kraftanstrengung ganz seicht die Wand herab gelassen. Abenteuerlich waren dann auch der Rückweg auf gefährlich rutschigen Hangwiesen sowie die abschließende Fahrt mit dem einzigen Sessellift im einzigen Skigebiet Usbekistans. Oben gab es dann das Angebot, mit 2 Pferden im Schnee zu reiten (die usbekische Skisaison mit 2 Pisten hatte noch nicht begonnen), was wir höflich ablehnten.

Den russischen Wodka als Krönung des erfolgreichen Tages nahmen wir dann allerdings gerne in Anspruch. Zu guter Letzt durften wir dann gemeinsam den Bus wieder anschieben. Für uns erschien das erst mal unmöglich – wie soll man den einen Reisebus wieder anschieben? Unsere Mitstreiter blieben ganz ruhig und brachten sich in Position und siehe da! Das geht! Und schon waren alle wieder drin und es ging heimwärts.

Damit ging wohl eine der aufregendsten Reisen, die wir in 20 Jahren gemeinsam erlebt hatten, zu Ende. Derart viele doch sehr intensive Erfahrungen lassen mich heute, ca. 1,5 Jahre später, diese Zeilen in einem Guss schreiben, als wäre es gestern gewesen.

Allerdings waren wir sehr dankbar, wieder deutschen Boden unter unseren Füßen zu spüren und auch wenn es abgedroschen klingt, überhaupt in diesem Land geboren worden zu sein. Denn für uns war diese Reise in die gefühlte eigene Vergangenheit damit beendet und wir wieder im hier und jetzt, während viele unserer alten und neuen usbekischen Freunde in ihrem Land und der für uns gefühlten Vergangenheit weiter jeden Tag um eine besseres Leben kämpfen müssen.

 

Sizilianisches Blut – 2012

Die Landung kostet uns wie immer Nerven. Links Marions Hand und rechts die von Hella. Wir werden uns wohl nie daran gewöhnen, was soll‘s! Runter müssen wir und wie! Der Anflug ist beeindruckend. Vor uns breitet sich Palermo, etwas weiter rechts Castellammare del Golfo und ganz rechts der kleinen Gebirgskette San Vito lo Capo mit seinem schlohweißen Strand aus. Letzteres ist unser Ziel. Wie immer ist die Landung problemlos und die ineinander verkrampften Hände lösen sich wieder entspannt.

Der Empfang des Mietwagens löst unsere größere Gruppe aus 3 Familien auf und so fährt jeder auf seinem eigenen Weg zum Zeltplatz La Bahira, 5 km unterhalb von San Vito lo Capo an der Westseite der Insel gelegen.

Wenn man die letzte Kurve genommen hat und s ich vor einem links der ungemütliche „Strand“ (eher felsiges brandungs- umtobtes Ufer) aber rechts die schier unendliche Mauer aus Stein erhebt, ist man tief beeindruckt.  So was hat man sicherlich noch nicht gesehen! Zwischen Meer und Mauer (auf der sich oberhalb das Plateau mit dem Ort erhebt), ganz versteckt befindet sich der Zeltplatz. Alles funktioniert reibungslos und wir nehmen unsere insgesamt 4 (eine Familie war schon mit Ryanair schneller und billiger hier) Bungalows in Beschlag. Unglaublich, 20 m dahinter erhebt sich die Mauer aus Kalk.

Sofort jucken die Finger wobei wir dieses Mal nur als kletterndes Rudiment angereist sind: Jens hat sich beim Skifahren das Schlüsselbein gebrochen und trägt Titan in der Schulter, Nicole aus Leipzig hat ein zertrümmertes Sprunggelenk, eingehandelt beim Kinder- Boulder- Training(!). Da Nicole und Daniel seit 11 Monaten stolze Eltern sind, hat dann die ganze Familie den Urlaub storniert. Dafür sind dieses Mal Andre mit Familie aus Chemnitz, Gritti mit Familie aus Dessau dabei, wobei Erstgenannte auch klettern. Jens und Ramona sind trotz der Verletzung dabei, haben sich aber noch Unterstützung (zum Sightseeing) durch ein befreundetes Ehepaar aus Dessau (ebf. zu unverschämt günstigem Preis mit Ryanair) mitgebracht. Also eine bunte Truppe!

Die Bungalows sind sauber aber gut gebraucht, alles Nötige ist vorhanden. Entspannt sehen wir beim abendlichen Rum verkostendem morgendlichen Klettertag entgegen. Andre, der nur sporadisch klettert und Gritti als Anfängerin, die zum 2. Mal draußen ist. Dazu eine Handvoll Kinder zwischen 3,5 und 9 Jahren, die alle „heiß“ sind. Havanna Club, Bacardi und Captain Morgan versprechen viel, es kann also nur gut werden.

Nur gut werden ist untertrieben. Die Wände zeigen eine unglaubliche Struktur, es ist alles dabei. Die Krönung, Routen ab der Schwierigkeit 2 trifft man auch nicht all zu oft. Der 1. Sektor ist „Pinita Sinistra“, schlappe 5min vom Zeltplatz. Natürlich wollen die Kinder zuerst klettern, wir beginnen mit 2c, wobei die Erstbegeher sich wohl nicht im Klaren waren, dass 2c für Kinder, die 1m groß sind, unglaublich schwer werden kann (da zwischen den Griffen keine oder wenig Struktur). Wir machen alle Routen auf der vorgelagerten Platte bis 6a, alle kommen auf ihre Kosten. Der Fels ist extrem rau, die Kanten und Löcher teilweise messerscharf.

Jede ungewollte Berührung von Ellbogen und Knie mit dem Fels führt zu Abschürfungen. Da die Hitze am Fels sich in Richtung 30 °C bewegt, ist die Bekleidung spärlich und die Wunden bei den Kindern größer. Nichtsdestotrotz sind alle glücklich und zufrieden und wir ziehen uns entspannt an den großen supersauberen Pool des Zeltplatzes zurück. Ein Kuriosum bietet dieser, am Vor- und späten Nachmittag hütet „Mr. Body“ Vincente die Ordnung und Sauberkeit am Pool. Als Krönung ist das Baden nur mit Badekappe erlaubt.

Jeder unbedeckte nicht glatzköpfige Schädel wird mittels Trillerpfeife vom gut geölten und gestylten (rote Sonnenbrille, rote Trillerpfeiffenhalsband, rote Badehose und sogar rote Flipflops) Vincente aus dem Pool zitiert und muss sich irgendetwas auf den Kopf setzen, zur Not macht es auch ein breitkrempiger Strohhut! Laut Vincente, der perfekt deutsch spricht, ist dies in öffentlichen Bädern in Italien Pflicht und wird regelmäßig kontrolliert (sagt er, hier mitten in der Pampa am A… der Welt). Egal, irgendwie ist es lustig und auch nicht schlimm. Cool ist auch das man den Felsriegel vom Pool aus sehen und begutachten kann. Leider hat das Wasser nur 21 °C, Hella und ich sind da empfindlich, nach 2 – 3 Bahnen muss ich raus.

Im Frühjahr gibt es nur Mittwoch und Samstag Pizza, das heißt, da hat diese geöffnet. Günstig und lecker und wenn ein sportliches Event ansteht (in dem Falle das Finale der Champions League), gibt es außerdem einen Beamer mit Leinwand. Mglw. ist im Sommer öfters oder immer geöffnet. Der Zeltplatz-Konsum ist mit dem nötigsten ausgestattet, leider gibt es kein kaltes Bier.  Der nächste Kaufladen ist in San Vito, in dem gibt es eine spitzenmäßige Fleisch-, Wurst- und Käsetheke. Vor allem die Grillspezialitäten sind sensationell lecker (allerdings auch teuer), das sollte man unbedingt ausprobieren (jedes App. hat einen Grill). Jeden Morgen kommt zudem der „Fischmann“ mit offener Kofferraumklappe an jedem App. vorbei und bietet Meeresfrüchte aller Art feil.

Der Sonntag gehört dann wieder dem Klettern, zuerst der Sektor Pizzeria El Bahira bietet wieder ein paar Kinderrouten (2c) und einige schwerere bis 5c, wobei diese auch die schönste (Destination unknown) ist. Unglaublich, Jens kann uns aus dem Schlafzimmerfenster seines Bungalows beobachten, Zustieg 30 sek!!!  Danach geht es ohne Kinder zum Sektor Recinto Pietraia (3 min vom App.!). Es bietet entspanntes Steigen bis 5c. Das Klettern liegt mir sehr, alle (!) Routen sind einzigartig schön. Jede hat ihr ganz eigenes Gesicht und die Bewertung halte ich für absolut korrekt! Dann ist es wieder zu warm und wir ziehen uns an den Pool zurück.

Mein Geburtstag am 22.5. bietet den 1. Schlechtwettertag, den wir zu einem Ausflug nach Selinunt nutzen. Hier stehen eine Vielzahl an Tempeln und Tempelruinen (die sich super zum bouldern und sonstigen beklettern eignen).  Kinder haben in Sizilien immer freien Eintritt ohne Altersbeschränkung resp. ohne überhaupt nach dem Alter gefragt wird. Man kann das Ganze dann mit einem Golfcar besichtigen, was wir natürlich nicht gemacht haben. Nach 3 Tempeln incl. der Akropolis ist allerdings Schluss, die Kinder und auch wir sind fertig. Die Abstände zwischen den Tempeln sind doch beträchtlich, da jeder auf einem einzelnen Hügel steht (also doch besser Golfcar).

Der 23.5. mit dem Geburtstag von Andre wird dann noch schlimmer, es regnet wie aus Eimern. Wir frühstücken ausgedehnt bei gleichzeitigem Übergang zu einem leichten Frühschoppen. Dann entscheiden wir uns aber doch für eine Fahrt nach Palermo und dessen Besichtigung.
Als Führerscheinanfänger kann man von einer Fahrt nach und durch Palermo nur abraten, außer man steht auf das Fahren auf 4 Spuren, wo nur 3 oder gar 2 da sind, das wilde überholt werden auf allen Seiten.

Die Vorfahrt ist dem Sizilianer ein Fremdwort (der aus der Seitenstraße Kommende schaut einem tief in die Augen und fährt dann einfach los!), wer zuerst fährt hat gewonnen, was dann, man schaue sich die Autos an, häufig (oder fast immer) in einem Blechschaden endet.
Ansonsten gibt es in Palermo einige sehenswerte Gebäude (Kathedrale Il Duomo) sowie die beeindruckenden Katakomben der Kapuziner mit hunderten von mumifizierten Toten vom Säugling bis zum Greis (trotzdem auch für Kinder ab 4 geeignet, zumindest für unsere).

Einen nicht empfehlenswerten Sektor haben wir dann doch noch entdeckt, Grotta Pineta. Ca. 10 min vom App. sollte diese Grotte eine 3c mit Sternchen (oder Erdbeere wie in unserem Führer Sicily- Rock vom Gebro- Verlag) bieten. An heißen Sommertagen bietet die Grotte zwar eine angenehme Kühle, jedoch scheint der Fels auf der rechten Seite schmierig und es stinkt nach Tier-Exkrementen. Nachdem ich am Umlenker ankomme und darüber hinausschaue (man guckt durch eine Höhle auf das darüber liegende Plateau) sehe ich eine weidende Kuhherde. Mglw. ist die Ausstiegshöhle auch als tierischer Fäkalschacht bekannt, jedenfalls empfehle ich Hella, die Route gar nicht erst zu probieren, aber ihre Sturheit bringt ihr dann glitschige 5 m aufwärts und angstvolles Runterlassen (warum, weiß ich nicht ?!). Marion wollte es auch erst im Vorstieg probieren, lässt aber nach 2m davon ab.

Als wieder absolut empfehlenswert stellt sich dann ein Sektor links der Grotte heraus – Centrale Pineta. Wieder traumhafter Fels mit top-Absicherung. Alle „Erdbeer“-Routen tragen diese zu Recht, wobei auch die ohne sehr schön sind. Allerdings muss man auch im Mai teilweise anstehen, einige Routen sind permanent belegt. Besonders herausragend sind der „Traumpfeiler“ (bis zum 4 Haken harte 5c) und „Il Parallelo“ (6b mit schwerer Einzelstelle).

Schon am letzten Tag waren wir am letzten Tag waren wir nach dem klettern am, laut Web, schönsten Strand Siziliens (Sa Vito lo Capo). Herrlicher Sandstrand, breit genug für alle, kostenlose Parkplätze in 5 min Gehentfernung allerdings mit noch etwas kaltem Wasser (18 °C). Es gibt zwar rot schimmernde Quallen, allerdings, versichert uns ein Einheimischer, sind diese harmlos. Einen Nachteil gibt es dann doch, es gibt weit und breit keine öffentlichen Toiletten, man müsste immer eine Lokalität aufsuchen (oder ein Stück am Strand lang bis zum Ende…).

Insgesamt bietet Sizilien einzigartiges perfektes Klettern, vergleichbar nur mit dem fantastischen Ton Sai Beach in Thailand, wobei Sizilien den perfekteren (wenn auch nicht spektakulären) Fels bietet. Ein Auto bräuchte man zum reinen Klettern nicht, wenn man auf dem Zeltplatz El Bahira nächtigt. Das Sightseeing ist weniger spektakulär, die Straßen sind schlecht, die Sizilianer schlechte Autofahrer und insgesamt macht Sizilien einen eher ärmlichen Eindruck. Wir werden sicherlich nochmal als Männertruppe (incl. Nicole) nur zum Klettern hierher kommen, die günstigen Flüge mit Ryanair laden gerade dazu ein.

Rotes Land – Kuba – 2012

Von glücklichen Hühnern und unglücklichen Pferden

Als ich den letzten Fernreisebericht von Thailand verfasste, erwähnte ich, dass sich besagtes Land super für „Auslandsanfänger“ eignet. Kuba ist das genaue Gegenteil!
Doch der Reihe nach.
Am 27.7.2012 machten wir uns, wie immer in der Besetzung Hella, Marion und ich, auf den Weg. Ein Nonstopflug mit der nicht gerade für ihren tollen Service berühmten Condor-Fluggesellschaft brachte uns nach knapp 11h von Frankfurt nach Havanna. Nach dem Landen und den üblichen Formalitäten sollte man sich schleunigst zum staatlichen Geldwechselschalter begeben. Nur hier bekommt man die wichtigen Peso Cubano Convertible kurz CUC genannt. Sobald man das Geld in Händen hält, beginnen die Schwierigkeiten.
Der „normale“ Kubaner bekommt für seine Arbeit, die er verrichtet, die Cuban Peso kurz CUP genannt. Und hier klappt die Schere auseinander. Ein Arzt erhält umgerechnet ca. 25 CUC (ca. 20 €). Das ist die Summe, die man löhnen muss, wenn man mit einem Taxi zum Festpreis vom Flughafen zu einem Hotel am Malecon fahren will. Das passt irgendwie nicht zusammen! Die Preise sind oft wie in Deutschland, aber ein Kubaner könnte davon ca. 1 Monat leben. Und so kommt es, dass praktisch jeder Kubaner hinter den heißgeliebten CUC her ist und man als Tourist einem nimmer enden wollenden Nachfragen nach Taxi, Unterkunft, Essen, Zigarren, Prostitution und allem was käuflich ist, ausgesetzt ist.

Als wir endlich entspannt in die großen Sessel des Hotels Deauville direkt am Malecon fallen, haben wir das Monatsgehalt eines Arztes durch schnödes Taxi-fahren verbraten. Zufällig ist in der Lobby kubanischer Abend und so schmettern die Damen mit den Absätzen über die Fliesen und zeigen uns, was einen guten Flamenco ausmacht. Die Musik wird live von einer kleinen Band gegeben und es hört und sieht sich richtig gut an. Dazu schlürfen wir unseren 1. Mojito. Danach überqueren wir die berühmteste Straße Kubas, die etwa 12 km lange Küsten-Flaniermeile von Havanna. Hier versammeln sich am Abend praktisch alle Havanesen (oder Havannaianer!?).

Man sitzt entspannt bei einer kreisenden Flasche Havanna Club auf der 1m breiten Brüstung und genießt den Abend. Kuba heißt uns willkommen! Um einen entspannten Schlaf zu haben kann man wählen zwischen laut und temperiert oder ruhig und heiß, also mit oder ohne Klimaanlage. Wir entscheiden uns für ersteres und so wickle ich mir das Kopfkissen um den Kopf.

Havanna begrüßt uns mit einem stahlblauen Himmel. Irgendwie haben wir auch keinen Jetlag, wir sind voller Energie und wollen Havanna sehen. Das Frühstück ist so, wie man das bei 3 Sternen erwarten kann, einfach und in den nächsten Tagen immer gleich, jedoch mit einem Koch an der Herdplatte, von dem man sich ein leckeres Omelette mit selbst gewählten Zutaten zaubern lassen kann. Entspannt begeben wir uns auf den Malecon in Richtung der großen Festung. Nach einem kurzen Schlenker nach rechts bewegen wir uns zielstrebig auf die Altstadt zu. Auf dem Weg dorthin wird man permanent angesprochen um ein Pferde-Taxi zu buchen oder einen Atomsprengkopf zu kaufen, am besten einfach ignorieren (außer man braucht etwas?!).
Die Unesco hat ca. 880 Gebäude in der Altstadt unter das Weltkulturerbe gestellt.  Als erstes sehen wir die Reste (es steht nur noch eine Hauswand) eines Gebäudes, das komplett eingerüstet ist. Ob hier noch etwas zu retten ist, ist doch eher fraglich. Praktisch jedes Gebäude stellt für sich ein Denkmal dar und die meisten sehen nicht gut aus.

Wir schießen wie verrückt Fotos, die Vielfalt der villenähnlichen Häuser ist endlos, entweder reich verzierte Säuleneingänge, monströse riesige Holztüren, Balkone mit verschwenderisch geschwungenen Steinbrüstungen. Wir können uns nicht satt sehen. Hella findet das am Anfang auch noch interessant, jedoch macht uns zunehmend und ihr besonders, die drückende Hitze zu schaffen. So verbringen wir den Nachmittag im hoteleigenen Pool in der 6. Etage. Schließlich hat Hella ja auch Urlaub. Zum Abendessen kann man sich den Empfehlungen des Reiseführers hingeben oder selber auf die Suche gehen.

Entlang des Malecon gibt es einige schön restaurierte Gebäude, in denen sich Restaurants befinden. Reis, schwarze Bohnen(sauce), Hühnchen und dazu Avocado, grüne Bohnen, Tomaten als Beilage sind typisch für Kuba. Dabei wird man an so einem Abend mit einigen Getränken ca. 40 CUC los, ich spare mir die „Arzt“- Umrechnung…

Da wir hier ja auch als Strandgutachter unterwegs sind, begeben wir uns am nächsten Tag zum Strand Santa Maria del Mar im Osten ca. 20 km von Havanna entfernt. Es ist ein Sonntag und wir befinden uns am Hausstrand der Einheimischen. Das bedeutet, dass sich ca. 500 Havanna Club – Rumflaschen mit dazugehörigen Kubanern (Männer, Frauen, alt und jung) im Wasser befinden und dieses heute auch nicht mehr verlassen werden (außer um Rumnachschub zu holen). Der Strand ist proppenvoll. Eine riesige Party. So verbringt also der Havanna-Kubaner seinen Sonntag!

Gegen 14:00 Uhr verlassen wir den übervollen Strand und begeben uns mittels des Touristenbusses zurück nach Havanna zur Fortalezza Cabana, der größten Festungsanlage in Mittelamerika. Der Touristenbus „HabanaBusTours“ verkehrt auf 3 Linien (Altstadt, Havanna komplett und um Havanna zu den einzelnen Stränden). Allerdings nutzen dies auch die (CUC- )betuchten Kubaner, denn die Busse sind relativ neu, klimatisiert und recht flott unterwegs. Auf der Festung ist man um diese Zeit allein, es sind ca. 45 °C in der Sonne. Jeder Ausstellungsraum und das ist in allen Museen Kubas so, sitzt eine Aufpasserin, die vor sich hindöst, aber mit Argusaugen unser Tun genau beobachtet. Schöner soll es am Abend auf der Festung sein, da es dann ein wenig kühler ist und täglich eine Art Feuerwerk stattfindet.

In der folgenden Nacht fällt in unserem Viertel der Strom aus, d.h. kein Wasser, keine Klimaanlage, kein Kaffee und keine Omelette zum Frühstück und der Pool kann nicht gereinigt werden. Das wäre zwar ab 11:00 Uhr wieder möglich, aber die Anlage bleibt den ganzen Tag geschlossen.
Da wir vorher von den Problemen mit der Geldbeschaffung in Kuba gehört hatten, begeben wir uns wieder in die Stadt um einen Mastercard- Automaten ausfindig zu machen und Bargeld zu tauschen.
Das ist das nächste Problem. Es gibt eine (!) Cadeca (staatliche Wechselstube), die einen MC- Automaten hat. Diese ist aber geschlossen! Alle Banken nehmen nur Visa-Card, keine andere. Dazu muss man sagen, dass auf Grund des Embargos, dass die USA gegen Kuba verhängt haben, American Express- Kreditkarten oder -Reiseschecks nirgends akzeptiert werden und beim Tausch von Dollars eine 10%- ige Zusatzgebühr erfolgt.

Prinzipiell würden überhaupt keine amerikanischen Kreditkarten akzeptiert, jedoch sind Visa und MC auch beide am. Unternehmen. Auch das Tauschen von Euro in CUC ist nicht problemlos. Vor den Cadecas gibt es immer lange Schlangen, meistens sind es aber Kubaner, die dort anstehen, mglw. um Dollar in CUC zu tauschen. Einige Hotels lehnen den Umtausch ebenfalls ab, wenn man dort nicht wohnt. Das soll einer alles verstehen!?
Konsterniert und mit der Gewissheit, dass unser mitgebrachtes Geld nicht reichen wird, fahren wir mit einem Lada- Taxi zur Botschaft.

Dabei bemerken wir, dass diese Taxis, wenn denn das Taxometer an ist, das günstigste bisher war. Kugeltaxi (überdachtes Moped mit Sitzbank) als auch Pferdekutsche sowie Taxi ohne Taxometer müssen immer verhandelt werden. Wenn man die Entfernung nicht kennt, kann das eigentlich nur schief gehen und man zahlt natürlich zu viel. Die Botschaft liegt in einem Villenviertel im Westen von Havanna (Vedado). Als Deutscher erhält man natürlich ohne Probleme Zutritt und wir schildern unser Problem. Schließlich können wir uns weiteres Geld von meinem Bruder (die Botschaft ruft sofort dort an, daher sollte man einige wichtige Nummern dabei oder im Kopf haben!) über die Botschaft per Blitzüberweisung schicken lassen. Das ist nicht üblich und nur für Notsituationen gedacht, außer in Kuba, da die Beschaffung hier so schwierig ist. Als der Kollege jedoch meinen Bruder direkt anruft und sagt: „Hier ist die Botschaft von Havanna, ihre Schwester möchte sie gerne sprechen!“, dachte ich, jetzt legt er auf. Jedoch klappt alles und die Stadtrundfahrt im Anschluss mit dem Touristenbus führt uns in die Randbezirke. Vieles was außerhalb der Altstadt nach der Revolution gebaut wurde, ist unglaublich hässlich.

Vorbei am Platz der Revolution (auch nicht wirklich schön) und dem Monument in der Mitte (noch hässlicher) zu den Neubauten am Rand. Muss man nicht gesehen haben. Am schönsten und gepflegtesten ist noch der städtische Friedhof.

Eigentlich wollten wir nur 3 Tage in Havanna bleiben, jedoch muss man den Viazul-Bus im Vorfeld reservieren und bezahlen. Das geht natürlich nicht über Internet oder telefonisch, sondern man muss das an einen der beiden Busbahnhöfe tun (Viazul-Bahnhof oder Viazul-Büro im normalen Busbahnhof). Die Busse fahren an praktisch alle größeren Orte in Kuba und das 2 x am Tag.

Auf Grund der vielen Touristen sind die Busse meistens 2 Tage vorher ausverkauft so wie bei uns. Es gibt natürlich auch andere Beförderungsmittel in allen Preiskategorien, jedoch nicht schnell, sauber und klimatisiert. Wer auf noch mehr Abenteuer steht sollte mit einem umgebauten LKW-Bus fahren, Sardinen haben in ihrer Büchse mehr Platz…Das auschecken im Hotel wird auch abenteuerlich. Ich stehe mit Hella schon am Moskwitsch (russischer PKW der 70- er Jahre), aber Marion kommt nicht! Es fehlt ein Aschenbecher in unserem Zimmer! Seit dem die Kubaner auch alle Hotels oder auch nur den Pool gegen harte Währung nutzen dürfen, kommen so einige Dinge weg (oder aber die Touristen klauen 50- Cent- Aschenbecher und ausgefranste Handtücher). Allerdings hat uns vorher auch niemand gesagt, dass man das Inventar auf Menge prüfen sollte. Nachdem ich ein wenig ausraste, weil die Putzfrau zum 3. Mal die Aschenbecher im Zimmer zählt, und lautstark verspreche, dass ich dem Hotel 10 Aschenbecher aus Deutschland schicken werde, muss Marion auf einem Schmierzettel versprechen, dass wir denselben nicht eingepackt haben. In letzter Sekunde erreichen wir den Bus!

Vinales, unser nächstes Ziel, ist ein beschaulicher kleiner Ort im Herzen des Westens. Hier wird der berühmte Tabak angebaut und stehen jede Menge begrünte Felsen in der Gegend rum, die unter Kletterern als Geheimtipp gehandelt werden. Wir haben im Vorfeld Kontakt zur lokalen Kletterscene aufgenommen. Dann wurde von der Sektion des DAV in Dessau (Bergfreunde Anhalt Dessau e.V.) und einem Mitglied der IG Klettern Dessau zusammen 250 € gespendet um die Kletterer vor Ort zu unterstützen. Zudem habe ich mein ganzes altes aber noch gut gebrauchsfähiges Kletterzeug zusammengesucht und auch hier noch einiges von den Mitgliedern der beiden Vereine bekommen. Gebraucht wird einiges alles, aber wenn man sich die Mühe macht und nachfragt, kann man vielleicht auch ein paar Sonderwünsche erfüllen.

Am Büro von Viazul hält der Bus, ca. 25 Vermieter oder deren Schlepper stehen vor dem Bus und nehmen die Touris in Empfang. So muss das klingen, wenn der Fuchs den Hühnerstall betritt. Zum Glück steht lässig an die Hauswand gelehnt ein großer kräftiger Mann mit einem Schild „Villa Oscar“. Es ist Oscar selber und er nimmt uns in Empfang. Oscar ist eine kleine Berühmtheit, da er schon vielen bekannten Kletterern Unterkunft gegeben hat und sogar einen Artikel über sich in der NewYorkTimes verbuchen kann. Yarobis, unser Kontakt und führender Erschließer und Spitzenkletterer der Insel, hat für uns bei ihm reserviert. Seine Zimmer sind klein aber sehr ordentlich und sauber, dazu sind Oscar und seine Familie sehr herzlich und professionelle Gastgeber, jeder Wunsch wird sofort erfüllt. Dabei kommt uns zugute, dass Oscar sofort in Hella vernarrt ist und sie bei jeder Gelegenheit neckt und auf die Stirn küsst. Nach dem hektischen Havanna ist das ein unglaublich schöner Platz. Kurz darauf trifft Yaro ein und 2 Stunden später hänge ich in der 1. Route der Insel. Normalerweise klettert man hier nur im Winter, jetzt ist es einfach zu warm und feucht. Was soll‘s! Es folgt eine 6b+ und ich schwitze die nächsten 3 l Wasser aus. Yaro und Tito spulen ohne auch nur einen Tropfen Schweiß zu verlieren ihr Aufwärmprogramm durch. Aussehen, Haptik, Umgebung und Gesamteindruck gleichen den Felsen in Thailand sehr. Es gibt Millionen von kleinen Moskitos, die einen unentwegt zwicken. Am besten ignorieren, man kann es eh nicht ändern. Das ganze Gebiet in unmittelbarer Nähe von Vinales (man sieht die Felsen praktisch von jedem Haus) heißt Mogote de Valle, dieser 1.Sektor Cueva Cabeza de la Vaca. Nach 3 Routen mache ich Pause und die Hausherren ziehen mal eben eine 7b+ durch, ihre Übungsroute Malanga Hasta la Muerte. Sie gehört mit zu den berühmtesten Routen der gesamten Insel! Das ist, als würde im Elbi einer zum warm machen mal eben die 1000- Mark- Wand durchsteigen!

Die Absicherung ist super, der 1.Haken hängt ein wenig höher, aber so wie in Sizilien (2 m) muss es ja auch nicht sein. Die meisten Haken sind neu und von guter Qualität (Petzl und Fixe).
Wir durchqueren den Felsen. Fast alle Felsen in Vinales haben Höhlen, entweder durchgängig oder mit Wasser gefüllt, insgesamt ca. 20 km lang. Viele Touristen kommen deswegen hierher. Yaro betätigt sich neben der Kletterführerei auch als Höhlenführer. Im Sommer arbeitet er gar nicht. Er hat ein Studium als Veterinärmediziner als auch als Soziologe absolviert. In beiden Berufen lohnt sich aus den oben erwähnten Gründen eine Beschäftigung nicht.

Für seinen jetzigen Job muss er nur im Winter arbeiten (irgendwie hört sich das zumindest nach Kommunismus an!). Ganz im Gegensatz dazu steht Tito. Er ist Lehrer, hat seine Ausbildung gerade beendet und arbeitet in der örtlichen Schule. Wenn man ihn fragt warum, sagt er, weil es ja jemand machen muss. Er ist in erster Linie überzeugt davon, den Kindern etwas beizubringen zu müssen als das er vom System überzeugt wäre.
Zu dem hier erwähnten Gebiet führen Treppen aus Beton, in dem besagten Tunnel befinden sich Betonbehälter für Trinkwasser. Auf meine Frage, wer das gebaut hätte und wozu, erhalte ich die Antwort, die Revolutionäre vor 50 Jahren und es diente ihnen als Versteck sowie Versorgungsweg. Und dass dies alle Tunnel und Höhlen in Kuba beträfe. Offiziell ist das Klettern in Kuba verboten! Genau aus diesem Grund. Yaro hatte im Frühjahr zum wiederholten Mal versucht, eine offizielle Genehmigung dafür zu erhalten, erfolglos! Allerdings sind die Treppen stark beschädigt und das Betreten erfolgt auf eigene Gefahr, d.h. es erfolgt keinerlei Pflege oder Reparatur dieses historisch so „wertvollen“ Ortes. Ebenso stößt sich niemand an den vielen Bohrhaken in der Wand. Trotz des Verbotes gibt es einen überall auf der Welt erhältlichen Kletterführer (Cuba Climbing) von 2 Exil- Kubanern. Eine bizarre Situation!

Marion und Hella machen sich schon auf den Rückweg, die Moskitos sind einfach zu lästig. Auf dem Weg zu diesen Felsen kommt man an Raul’s Laden vorbei. Ebenfalls eine Berühmtheit, ihm ist im Kletterführer auch eine Seite gewidmet. Alle Besucher werden mit Handschlag begrüßt und er bietet seine Waren feil. Mangos, Ananas (vor den Felsen sind riesige Ananas-Felder), Guaven als Frucht oder als Saft, Zigarren, Kaffee und zur Not würde er auch ein Schwein abgeben. Natürlich möchte Hella etwas trinken. Beide mit einem Glas in der Hand, fragt sich Marion, wie er die Gläser wohl sauber macht. Ob es am Inhalt oder der mangelnden Hygiene lag, ist nicht mehr zu eruieren. Jedenfalls haben ab diesem Zeitpunkt Beide Durchfall, der sich nach einigen Tagen wieder legt.

Als nächstes besuchen wir den nächstgelegenen Strand Cayo Jutia (ca. 40 min mit dem Auto), der sich in einem Nationalpark befindet und zu dem man 5 CUC Eintritt pro Person bezahlen muss. Für Hella brauchen wir eigentlich nie Eintritte bezahlen, da zeigen sich die Kubaner immer sehr großzügig. Der Strand beginnt mit dem Ende der Mangrovenwälder, deren abgestorbenen Äste bis in Wasser reichen und einige spektakuläre Motive liefern. Je weiter man sich vom Hauptstützpunkt (Strand-Restaurant) entfernt umso einsamer wird der Strand. An einigen Stellen sind die ersten Meter ins Wasser steinig, jedoch findet man an diesem Strand jede Menge Muscheln, abgestorbene Korallenreste und bizarre Steingebilde. Ich finde eine Muschel mit ca. 30 cm Durchmesser (die ich natürlich nicht ausgeführt habe, da das ja verboten ist).

Ein anderer toller Ort sind die „geheimen“ Badestellen der Einheimischen. Dank Yaro und Tito nehmen sie uns zu einer mit. 1 Stunde stehen wir in der sengenden Hitze auf einem Holzanhänger der von einem mittelalterlichen Traktor gezogen wird. Aber die Tortur lohnt sich. Plötzlich sehen wir an einer Brücke 20m tiefer eine herrliche Badestelle mit Wasserfall, Felsen zum klettern und rein springen. Yaro befestigt ein mitgebrachtes Kletterseil an einem Baum über dem Wasserfall, an dem dann die wildesten Sprung- Choreografien präsentiert werden. Als Höhepunkt traut sich Hella das auch und erntet donnernden Applaus von ca. 50 Kubanern. Denn selbst einige größere Jungs trauen sich das nicht. Respekt!

Meine Tochter! Der selbstgemachte Rum kreist und ich bin alle 3 Minuten dran. Nach dem 5. Mal lehne ich erst mal dankend ab, ich kann das Zeug pur irgendwie nicht trinken. Nach der Rückfahrt erhält der Trecker- Fahrer von jedem 1 CUC, also auch hier wird mit harter Währung bezahlt, wenn auch sehr moderat.

Am Abend übergebe ich offiziell das ganze Kletterzeug an Yaro. Die neuen Schuhe passen und der neue Rucksack ist auch nach seinem Geschmack. Das restliche Equipment (Rücksäcke, Schlingen, Express-Schlingen, Helme, Gurte, Kletterschuhe etc.) ist eher für andere Kletterfreunde gedacht. Seine eigene und die Ausstattung von Tito ist exzellent und besser als meine eigene. Jedoch sind Tito’s Zugangsschuhe uralte Turnschuhe, die nur noch vom roten Lehm zusammengehalten werden. Ich verspreche ihm, dass der nächste Kletterer, der von unseren Vereinen nach Kuba kommt, ihm neue Schuhe mitbringt.

Wir schießen ein paar offizielle Fotos und diskutieren wie schon oft, die politische und allgemeine Situation in Kuba.
Wären des Aufenthaltes in Vinales klettern wir in der Cueva Larga, einer 30 m langen Schlucht, die vom Tageslicht nicht viel sieht, jedoch ein wenig angenehmere Temperaturen hat. Wir beginnen mit einer 5c, es folgen 6a und wieder 6b+ („Baya y Chupa“), die mir auf Grund der scharfen Griffe alles abverlangt. Zudem darf ich einen Bohrhaken nachziehen. Das ist hier prinzipiell das Problem, die Routen sind kaum abgeklettert und noch sehr scharf.

Die Beiden kennen jede Route, klettern diese ab und zu mal, aber ansonsten stiften sie ein ruhiges Dasein. Im Winter dann bevölkern dann viele Kletterer den kleinen Ort, bei 11.000 Einwohnern gibt es 400 (!) Casa Particulares. Zurzeit existieren 300 Routen, laut Yaro besteht noch problemlos Potential für 700 weitere! Allerdings beschränken sich die Routen auf einige wenige im 5- er Bereich, viel auf 6 und 7 und natürlich auch darüber. Das ist dem Umstand geschuldet, dass alle Wände mindestens senkrecht oder eher überhängend sind. Da wo dem nicht so ist, ist alles grün. Die Locals versuchen, die Natur so zu belassen wie sie ist, nur die Zustiege und der Bereich vor der Wand werden ein wenig bearbeitet. Außerdem werden Vogel- Brützeiten beachtet.

Der Sektor La Yunta & Guajiro Ecologico bietet wieder abwechslungsreiche Kletterei im 6. Grad. Die Zustiege führen fast immer über Privatgrund, deswegen kann auch mal eine Kuh im Weg stehen. Wenn man fragt, warum den Kühen die Hörner gekürzt wurden, ist der Bogen um dieselben umso größer.
Am letzten Klettertag durchqueren wir die erstgenannte Höhle und streben einer Wand auf der linken Seite zu (Paredon de Josue). Die Luftfeuchte ist unerträglich aber ich muss ja schließlich nochmal ran. Eine unglaublich leichte 6a („Calentando Baterias“) ist der Starter, es folgen 6a+ („Tarentalo“), 6b („Ecnomizando Baterias“). Alles sehr schöne Routen, die fantastische Bewegungen fordern.

Als Abschluss, es beginnt zudem leicht zu regnen, gönnen wir uns eine 6b+ („Guajiro Natural“), die es im doppelten Sinne in und an sich hat. Der Einstieg ist hartes Bouldern an Microleisten, dann plattiges Eiern, Riss, Überhang. Gerade als ich mich über letzteres quäle, sehe ich ein wespenähnliches Tier auf meiner Armbeuge. Noch bevor ich reagieren kann, sticht mich das Monster, der Schmerz breitet sich in Sekundenschnelle im gesamten Arm aus. Ich schreie, mehr aus Schock, aber Yaro glaubt, ich wäre Epileptiker und als er mitbekommt, dass mich etwas gestochen hat, zumindest Allergiker. Kaum am Boden angekommen, ist der Schmerz wieder weg und Yaro erklärt mir den Unterschied zwischen einer Wespe (gutes Tier) und einem Biest (schlechtes Tier). Letzteres hatte noch seinen Stachel in meinem Arm vergessen. Jedenfalls haben die Erstbegeher hier des Öfteren dieses Problem und als er mir erklärt, dass sie dabei manchmal den ganzen Arm voll von den Biestern haben und nur zum Schutz den Kopf wegdrehen, ist mir mein Gekreische ein wenig peinlich. Naja, bin halt ein Weichei! Übrigens werden die Nester der Biester entfernt, mit den Wespen muss man leben. Der Rückweg durch den roten Schlamm, der sich inzwischen gebildet hat, wird für mich in Sandalen zur Tortur. Ich habe das Zeug heute noch an meinen Schlappen kleben.

Am Abend sind wir bei Yaro zuhause, einige Kilometer von Trinidad entfernt. Wir sehen endlich mal, wie der „gemeine“ Kubaner wirklich lebt. Er und seine Familie leben in einer einfachen Holzhütte, deren Türen (innen gibt es nur Vorhänge) eigentlich immer offenstehen. Seine Mutter begrüßt uns sehr herzlich. Wir schauen uns Yaros Zimmer an und zudem hat er mir eine Packung Monte Christo Zigarren zum kleinen Preis besorgt. Währenddessen durchqueren Verwandte, Hunde, Katzen und Hühner das Wohnzimmer. Die Tante kommt zum Kaffee mahlen vorbei und geht dazu hinten wieder raus über den roten Schlammboden zu einer kleinen an der Wand befestigten Kaffeemühle.

Wir sind beeindruckt, wie man hier miteinander umgeht. Das Essen ist einfach und wie oben beschrieben typisch kubanisch. Wir schämen uns ein wenig ob des Luxus, in dem wir eigentlich leben. Denn auch diese Menschen machen einen sehr glücklichen Eindruck, brauchen dazu nicht viel außer vielleicht ein besseres respektive gerechteres politisches System. Alle Schweine und Hühner mit Küken, dürfen bis zu einer gewissen Größe frei umherlaufen. Nur die armen Pferde sowie die Kühe werden fast immer angebunden, da die meisten Wiesen nicht eingezäunt sind.

Am Morgen verabschieden wir uns von Yaro und Tito. Wir lassen einige Kleinigkeiten für Titos Schüler da und kaufen dem talentierten Maler Tito eines seiner Bilder ab, dass bei seinen Eltern im Wohnzimmer hing. Zum Abschluss gibt es ein schönes Bild mit Oscars Frau und Oscar, der seine kleine neue Freundin Hella auf dem Arm hält. Hella muss versprechen, dass sie, wenn sie groß ist, unbedingt wieder bei ihm vorbeischauen soll!

Wir steigen in den Viazul- Bus und verlassen diesen schönen Ort. Auf der leeren (!) Autobahn passiert es dann. Das jederzeit praktizierte und sehr wirkungsvolle Hupen vor dem Überholen führt nicht zum Ziel. Ein Oldtimer schießt plötzlich, einem Schlagloch ausweichend, nach links. Wir erwischen ihn hinten links. Ich sehe noch, wie er nach rechts auf das rechts auf das Brückengeländer zuschießt. Der Bus kommt erst nach 100 m zum Stehen. Wir bekommen die Tür nicht auf, die sich ja vorne rechts befindet. Sofort hält praktisch jedes Fahrzeug an und eilt zu Hilfe (die deutsche Polizei und Feuerwehr wäre stolz ob dieses Anblicks).

Nach einigem Mühen kriegen sie die Tür auf und sofort eilen alle nach draußen. Gottseidank hat es der Fahrer der alten Kiste geschafft, dass sie nicht das Betongeländer durchbrechen. Wir eilen zu ihm, aber zum Glück niemand ist verletzt. 2 Stunden später können wir die Reise fortsetzen. Die Autobahnpolizei hat alles akribisch aufgenommen und vermessen.
Die von Yaro empfohlene Unterkunft erweist sich als Reinfall. Anna- Maria (steht auch im Kletterführer als Empfehlung) hat unser reserviertes Zimmer schon vergeben und schleust uns die Straße hinauf zu einer Bekannten. Da sie denselben Zimmerpreis haben will, sind wir von der Qualität doch enttäuscht. Alles ein wenig schmuddelig und Frühstück gibt es auch nicht. Nach einer lauten Nacht an einer der Hauptstraßen Havannas in einem eher zwielichtigen Viertel (am Abend hatte uns die Wirtin untersagt, dass wir ihren Hausschlüssel in Marions Handtasche transportieren, da diese geklaut werden könnte !?) hat sie Hella dann doch ein Marmeladenbrötchen und uns einen Espresso gemacht.

Nachdem wir problemlos das Geld auf der Botschaft, was mein Bruder Karsten ja über das Auswärtige Amt überwiesen hat, abgeholt haben, fahren wir mit dem Taxometer- Lada- Taxi sofort weiter zum Busbahnhof. Wir konnten nicht reservieren (war von Vinales nicht möglich!), also auf gut Glück. Das haben wir dann auch und ergattern kurz vor einer verzweifelten Japanerin die letzten Plätze (die verzweifelte hat’s auch noch geschafft). Endlich wieder raus aus Havanna! In Trinidad hat man am Busbahnhof etwas vorgesorgt, die Schlepper und Vermieter dürfen den Platz nicht betreten und warten artig hinter einer Leine.

Nach Ankunft in der Villa Dalia, die uns Oscar empfohlen hat, betreten wir die Lobby, niemand da, nach einigem Suchen finden wir den Hausherrn. Er freut sich sehr, wollte er uns doch abholen mit seinem selbstgemalten Schild, stand aber am falschen Bus! Dieses Haus, obwohl auch nur als Casa Particulares, also als Privatunterkunft gelistet, ist wirklich sehr beeindruckend. In einem kleinen Vorort von Trinidad gelegen inmitten der kleinen einfachen Häuser der Einheimischen steht diese fantastische fast neue Villa. Nachdem wir erfahren, dass Juan Koch ist und vorher in Hotels in Rotterdam, Peking und Varadero gearbeitet hat, wird uns klar, dass er hier sein eigenes kleines Luxushotel verwirklicht hat. Alles wirkt sehr edel und vor allem solide. Selbst einen Jacuzzi hat er oben auf der Terrasse. Wir speisen Hummer zum Abendmahl, der für 12 CUC preislich ok und sehr lecker ist.

Heute geht es erst mal zum Strand, zur sogenannten Badewanne. Da heute Sonntag ist, haben wir dasselbe Schauspiel wie vorige Woche an Havannas Hausstrand. Die Badewanne entpuppt sich zudem als ruhiges kleiner Strand-See, da dem Strand vorgelagert in 50m Entfernung große Steine im Wasser liegen, die die komplette Brandung aufnehmen. Das Ganze liegt direkt an einem Hotel, so dass man auf keinen Service verzichten muss. Abends gibt es immer 3 leckere Gänge, Juan lässt sich nicht lumpen. Danach gönne ich mir meine 2.Zigarre und wieder muss ich danach sofort zum Abort. Ich hatte Oscar vorher gefragt, wie man die Dinger raucht, er meinte immer Lunge! Als ich wieder zu Hause bin, habe ich das mal gegoogelt mit dem Ergebnis, wenn man die auf Lunge raucht, sollte man sich gleich einen Eimer daneben stellen!

Trinidad erkunden wir dann mit dem Rad, das ist zwar schweißtreibend (ca. 4km), schließt aber Fragen nach einem benötigten Taxi für den ganzen Tag aus. Die Altstadt ist beschaulich, es gibt zahlreiche sanierte oder zumindest frisch gestrichene Gebäude. In faktisch jedem Haus befindet sich eine Galerie, Massage, einfach nur ein „Spittel“-Markt oder alles zugleich. Besonders sehen- und hörenswert sind die zahlreichen kleinen und großen Bars, die fast rund um die Uhr kubanische Live-Musik zelebrieren. Da jede „Band“ ihren eigenen Stil hat, ist das ein tolles Erlebnis. Oft werden die Touris auch zum Mitmachen animiert, wenn man es kann natürlich ein toller Spaß.

Eine geplante Ausfahrt mit einer der Dampfloks in das Tal der Zuckerrohrmühlen (Valle de los Ingenios) scheitert daran, dass die Züge nicht mehr fahren, die Bahnstrecke würde saniert. Den Versuch, es mit dem Rad zu bewältigen, geben wir am Ortsausgang auf: 35 °C, bergauf, Hella auf dem Gepäckträger und nicht sicher, dass wir in die richtige Richtung fahren. So shoppen meine Damen dann noch ein wenig in der Altstadt, sogar mit dem Ergebnis, dass ein netter Verkäufer Hella 2 Ketten schenkt. Der Besuch eines Revolutionsmuseums ist dann wieder ernüchternd, am Eingang steht: 1 CUC für Touris, 2 CUP für Kubaner.

Ein Verhältnis von derzeit 1:12. Nicht das ich damit meine, dass wäre für die Touris zu teuer, sondern dass, wenn es für Kubaner nicht so günstig wäre, er sich gar keinen Besuch leisten könnte! In den Museen werden dann ausschließlich die Heldentaten der Revolutionäre nachgestellt, praktisch jede Patronenhülse oder jeder Schnürsenkel, die von Che & Co. berührt wurden, kann besichtigt werden.

Der Strand von Ancon am nächsten Tag birgt dann nach 12 km Fahrradanfahrt wieder ein besonderes Erlebnis. Der Strand besteht aus feinem weißem Sand, das Wasser ist ein wenig trüb, aber die Bedingungen haben trotzdem zur Folge, dass ein riesiges Hotel am Strand steht, was wiederum dazu führt das permanent Waren aller Art am Strand feilgeboten werden. Hella, die wie immer um 10Uhr noch nichts frühstücken konnte, da sie noch nicht ausgeschlafen hatte(!), möchte eine Pizza essen. Der fliegende Händler kann nicht wechseln und so überlässt ihm Marion 10 CUC. Nach 20 min ist sich Marion sicher, dass wir den nicht wiedersehen. Ich bin das sehr wohl, denn nach einigen Tagen in Kuba habe ich eines erkannt, wenn der Kubaner etwas verspricht, dann hält er sich auch daran. Und tatsächlich, nach weiteren 20 min taucht er wieder auf, kann jedoch noch nicht alles wechseln, so dass Marion kurzerhand eine weitere Pizza kauft und fortan einen neuen Freund hat.

Die Tage fliegen dahin und so sitzen wir nach 4 derselben schon wieder im Bus um zu unserer letzten Station, Varadero, zu fahren. In den vergangenen Tagen hatte ich bei Juan versucht, per Internet eine Bleibe zu finden. Nach stundenlangem Warten (ISDN) und dem Gefühl nach jedem Mausklick erst mal in den Jacuzzi steigen zu können, habe ich über Neckermann Austria ein All- Inclusive- Hotel (Bellevue Palma Real) für 294 € für 4 Tage gebucht. Nachteil der Touri-Busse: es stinkt in einigen permanent nach Toilette, was mglw. auch ein Grund sein könnte, dass ich von dem Hersteller Yutong in Deutschland noch nie etwas gehört hatte.

6h später sind wir glückliche „Bändchen“-Besitzer. Jetzt schlürfen wir erst mal einen Mojito. Allerdings hat das All-Incl.-Angebot auch so seine Nachteile. Das schmeckt irgendwie nicht und ist wohl der Massenabfertigung und dem günstigen Preis geschuldet. Man gut, dass wir noch eine Flasche Rum mitgebracht hatten. Das Hotel ist arg abgewohnt, aber Preis-Leistung ist ok. Es gehört auch ein Stück Strand mit Barbetrieb dazu, da das Hotel nicht direkt am Wasser liegt (200 m). Wir genießen die letzten Tage und das Nichtstun. Hella ist gefühlte 18 h täglich im Wasser, leider ich auch, da ich als lebender Sprung- und Kletterturm herhalten muss. Das Wasser ist hier sehr viel klarer und wahrlich sind hier die schönsten Strände. Zudem sind viele Kubaner auch in unserem Hotel, was wohl vor einigen Jahren noch verboten war. Die Kubaner bekommen prinzipiell nur Plastebecher, was mglw. darauf zurückzuführen ist, dass diese 10 min im Pool liegen oder das Glas in ihrem Koffer verschwindet. Ansonsten kommen wir alle miteinander gut aus und wir spielen abends in der Lobby Bingo. Dass ich das noch erleben durfte!
Zum „Abschluss“ hat Hella Reizhusten, so dass wir eine Apotheke aufsuchen. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn da nicht… Die medizinische Versorgung für Kubaner und damit auch für Ausländer ist exzellent, zudem für Kubaner kostenlos. Der Umstand, dass die kleine Flasche 17 CUC kostet und zudem aus den USA stammt, macht die Sache dann doch wieder bizarr.

Zum einen haben die USA ein Embargo gegen Kuba verhängt, das gilt aber scheinbar nicht für Medikamente (wenn man übrigens versucht, bei Ebay die kubanischen Zigarren zu verkaufen, wird dies, da es ja ein am. Unternehmen ist, sofort wieder entfernt!) und zum anderen bezahlt ja dann auch der kubanische Staat Unmengen an Devisen um die genannte med. Sicherheit zu gewährleisten. Im Gegenzug hat Kuba aber nur Tourismus, Zigarren und Rum als Exportware.

Wobei wir dann wieder bei meiner Ausgangsfeststellung sind, die Kuba in 2 Teile spaltet. Denn so wie die glücklichen Hühner sind auch die Kubaner, die vom Tourismus profitieren, freie Menschen, da sie sich alles Erdenkliche auf Grund der Währung CUC, leisten könn(t)en und eigentlich wie im Kommunismus leben könn(t)en, nämlich nur wenig arbeiten, um sich den Lebensstandard eines „normalen“ Kubaners leisten zu können. Auf der anderen Seite die unglücklichen Pferde, die nur den CUP zur Verfügung haben und deren Menge, die sie für ihre monatliche Arbeit erhalten, nicht zum Überleben reicht. Ein Land voller Widersprüche mit roter Erde und rotem Regime, dass scheinbar nur noch von der genannten Exportware und dabei insbesondere von den Touristen am Leben erhalten wird. Auf die Frage, wann die Menschen Kuba in „normalen“ Verhältnissen leben werden, antwortete Yarobis, 20 Jahre. Warum? Weil sich der Staat nicht die Kontrolle nehmen lassen will und jegliche Änderungen aus diesem Grunde nur sehr langsam und kontrolliert passieren sollen. Das kommt mir doch seltsam bekannt vor und ist schon mal aus Sicht des Staates schief gegangen. Aber bei einem sind wir schon jetzt alle einig – Viva el mundo de la escalada – es lebe das Klettern weltweit!

No rei – Thailand für Anfänger – 2010

Das einzige Hindernis für einen noch entspannteren Urlaub ist das seltsame Englisch, was der Thailänder gemeinhin spricht. No Rei bedeutet nichts anderes als No Rice, also kein Reis. Die Thailänder lassen oft den hinteren Teil vieler englischer Wörter einfach weg, so dass die Verständigung oft umschlägt in heitere Begriffe raten. Nichtsdestotrotz ist Thailand ein phantastisches Reiseland.

Unser Trip, Hella, Marion und meiner, beginnt nachts mit der Taxifahrt vom neuen Flughafen zu unserem Hotel im Herzen Bangkoks. Der Schritt aus dem klimatisierten Flughafen auf die Straße gleicht einem heißen feuchten Ganzkörperumschlag, obwohl es bereits 19:00Uhr ist. Die ersten Atemzüge fallen schwer. Unser Fahrer kennt keine Geschwindigkeitsbegrenzung, die es in der Tat auch offensichtlich nicht gibt. Bei Ankunft eilt uns sofort ein Hotel-Angestellter entgegen und übernimmt das Gepäck. An der Rezeption liegt ein Umschlag mit allen Reiseunterlagen für uns bereit. Wir hatten im Vorfeld bei einem Reiseunternehmen („Erlebe Thailand“) 3 Bausteine gebucht, die im Einzelnen noch beschrieben werden. Im 1. Baustein war auch der Transfer zum Hotel enthalten. Entspannt lassen wir uns auf die Holzstühle auf der anderen Straßenseite des Hotels fallen und nehmen unser 1. Mahl und Getränk ein. Hier offenbart sich dann auch das Problem, dass uns noch 3 Wochen begleiten wird:  Hella mag das Thai- Essen nicht!

Auf dem Weg zu unserem 1. Baustein, Fahrradtour durch Bangkok, quetschen wir uns an einem schier chaotischen Gewirr aus Straßenverkaufsständen, fahrenden Küchen und Bettlern vorbei. Unsere 1. Schifffahrt mit einer Art Wasserbus liegt hinter uns. Dass wohl beste Verkehrsmittel im Moloch Bangkok. Die Straßen zu betreten ist schier lebensgefährlich, jeder fährt wie es ihm gefällt. Die Anzahl und Art der Fahrzeuge scheinen unerschöpflich. Endlich erreichen wir das verabredete Hotel. Die Fahrradtour führt uns durch 2 Führer begleitet zu den unbekannten ruhigen Orten, aber auch zu einigen großen Tempeln (Wat), unter anderem dem größten sitzenden Buddha in Bangkok.

Wir fahren vorbei an Reisfeldern und Bananenplantagen auf sehr engen (ca. 1,50 m) breiten erhöhten Betonpfaden. Es gibt zahlreiche Erklärungen zu Tempeln und Anbauarten. Ein wirklich gelungener 1. Tag.

Schon am nächsten Tag verlassen wir Bangkok Richtung Norden zur berühmten ursprünglichen Hauptstadt Ayutthaya, unserem 2. Baustein.
Freundliche Menschen weisen uns den Weg zum Hauptbahnhof von Bangkok. Einer versteht uns falsch und will uns unbedingt zur Tourist- Info schicken. Dort, nach unserer 1. Tuk- Tuk- Fahrt (Moped mit 3 Rädern und relativ bequemen Sitzmöglichkeiten) angekommen, lichtet sich das Dunkel schnell. Sofort nachdem die freundlichen Thais bemerken, dass Sie uns nichts verkaufen können (wir dachten, hier kriegen wir die Fahrkarten billiger, gibt aber nur Touren) werden wir sanft nach draußen komplementiert. Schließlich erreichen wir den gar nicht so großen Hauptbahnhof (3 x so groß wie Dessaus Hbf.). Froh, Bangkok endlich verlassen zu können, lassen wir uns in die Sitze der 2. Klasse plumpsen. Billiger als Zugfahren kann man sich in Thailand wirklich nicht bewegen. Die Fahrt kostet keine 5 € pro Person. Ein junger Mann dreht alle Sitze in Fahrtrichtung (bei der DB undenkbar). Nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof sieht man einen Teil der Slums. Direkt neben den Schienen beginnen die kleinen Holz- oder Blechhütten. Die Menschen benutzen die Gleise, als wären sie auf dem Boulevard. Die andere Seite von Bangkok.
Die Fahrkartenkontrolle ist ein Highlight. 3 (!) Männer in maßgeschneiderten Junta-ähnlichen Uniformen betreten den Wagen. Einer kontrolliert und sagt laut der wichtigsten Infos auf den Fahrkarten an, der 2. notiert alles akribisch, der 3. folgt schweigend.

 

Kurz vor Ankunft kommt einer der Männer und weißt uns freundlich daraufhin (ebenso undenkbar bei DB), dass wir jetzt aussteigen müssen. Während der gesamten Fahrt durchqueren ununterbrochen Männer, Frauen und Kinder den Zug mit ihren anzupreisenden Erfrischungsgetränken.
Am Hotel erwartet uns schon unser nächster Trip in Form eines Tuk- Tuks mit Fahrer, ein nachmittäglicher Besuch der Ruinen der alten Königsstadt Ayutthaya. Allerdings läuft das Ganze etwas enttäuschend ab. Er fährt uns lediglich herum, er kommt auch nicht mit hinein in die bewachten und eintrittspflichtigen Kultstätten. So müssen wir uns alleine umsehen und die Beschreibungen auf den Schautafeln studieren.

Als Hella die Touri- Elefanten sieht, ist es natürlich aus. Hella hat ihre helle Freude auf dem Dickhäuter. Marion und ich sitzen wie 2 bedepperte Pauschaltouristen auf der Rückensitzbank. Artig winken wir allen japanischen Touristen auf ihren Rüsseltieren, die das aber ähnlich euphorisch wie Hella empfinden.

Jetzt kommt der aus Hellas Sicht spannendste Teil der Reise. Die Fahrt mit dem Nachtzug quer durch Thailand. Die Rückfahrt nach Bangkok am nächsten Tag verbringen wir ausversehen (ich sollte die Tickets holen!)  in der 3. Klasse. Die Tickets gibt es praktisch geschenkt (4 € zusammen!). Der Zug ist voll, jedoch wird für Marion und Hella sofort ein Sitzplatz auf einer Holzbank geräumt. Ein auf den 1. Blick netter Thai entpuppt sich als lästige Plappertasche, sein Englisch ist kaum zu verstehen und seine Aussprache sehr feucht. Soviel ich verstehen kann, heißt er uns in Thailand willkommen und preist die wichtigsten Reiseziele an.

An jeder vielbefahrenen Straße, die die Bahnlinie kreuzt, muss der Zug auf die scheinbar niemals endende Fahrzeugschlange warten, Verspätungen sind damit vorprogrammiert.
Pünktlich verlassen wir zum 2. Mal den Hauptbahnhof. Sofort kümmern sich mehrere Mitarbeiter um die Fahrgäste und wollen Getränke und Abendmenüs an den Mann und die Frau bringen. Die meisten Fahrgäste sind jedoch junge Trekker, die jeden Baht 3 x umdrehen, obwohl Essen und Trinken in Thailand wirklich günstig sind. Auch die Aufschläge in Zügen oder am Strand halten sich in Grenzen. Gegen 22:00 Uhr werden die Sitze in Betten umgebaut, frische Bettwäsche wird aufgezogen und der Vorhang zugezogen. Hella nimmt begeistert ihr Bett in der Oberetage in Beschlag. Ich schlafe lange vor ihr ein.

Der Morgen ist wenig verheißungsvoll. In Erwartung der Ankunft in Surat Tani um ca. 6:30 Uhr quälen wir uns aus den Betten und erledigen die notwendige Morgentoilette. Nach der freundlichen Ablehnung eines Frühstücks hören wir, dass der Zug zwischen 2 und 4 h Verspätung hat. Natürlich werden es 4 h. Nach nochmaliger 4- stündiger Busfahrt (eine Zugverbindung gibt es nicht) erreichen wir den Terminal von Krabi. Wie immer wenden sich sofort geschäftsträchtige Thais an uns. Doch durch die Zugverspätung verpassen wir die letzte Fähre nach KoPhiPhi. Im Frühling fährt die letzte Fähre 15:00 Uhr. Auf dem Terminal haben sich diverse Touren- und Reisevermittler niedergelassen. Wir wenden uns an einen. Sofort organisieren sie eine Verbindung zum schon gebuchten Hotel auf der Insel. Nach einigen Versuchen übergeben sie uns ihr Handy. Eine Umbuchung ist so kurzfristig leider nicht möglich. Die Vermittler verschaffen uns ein Hotel mit Pool, Fähre und Transfer für den nächsten Tag. Das erste Mal sehen wir aus dem Hotelzimmer das Meer, bzw. das was davon übrig ist, es ist Ebbe. Am Abend fährt uns ein Hotelangestellter in die unweit gelegene City.
Wieder tritt ein bereits einige Male erlebtes Phänomen auf. Viele Thais, Männer wie Frauen, bleiben bei Hellas Anblick wie angewurzelt stehen und bestaunen sie. Einige weisen hektisch ihre Kinder oder Bekannten auf das blonde Mädchen hin. Viele rücken unaufdringlich näher und berühren Hella am Arm oder am Kopf. Dabei lächeln sie von einem Ohr zum anderen und sagen Dinge wie: „You have so ni(ce) hair“(die Thais sagen nei wie beim erwähnten Reis…) oder „I love you(r) hair“. Es ist faszinierend, nie irgendwie lästig und macht einen auch stolz. Zum Grund dieses Handelns gibt es 2 Versionen. 1. Die Thais lieben Kinder über alles (wir haben das auch bei Thai-Kindern oder Babys beobachtet) und schöne Kinder ganz besonders.

Wenn sie dann noch blond und weiß sind, nimmt der Stellenwert noch zu. 2. Es soll Glück resp. Geldsegen bringen (ich sollte doch noch öfters mit Hella kuscheln!).
Die Märkte in Thailand sind unglaublich vielfältig und bunt. Es gibt alles. Das Feilschen um jeden noch so geringfügigen Artikel gehört dazu. Erschöpft lassen wir unseren 8. Hochzeitstag auf unserem Meeresblickbalkon ausklingen.

Langsam wendet das Schiff und fährt hinaus in die offene ruhige See. Hella und ich sitzen ganz vorne an der Spitze des großen Bootes auf dem Deck. Unzählige Felsen und befelste Inseln tauchen aus dem Wasser auf und verschwinden hinter uns wieder. Wir raten, welche der Inseln wohl KoPhiPhi ist. Langsam wird sie größer und größer. Nach ca. 30min und einer halben Umrundung tut sich vor uns der lange Sandstrand auf. Unzählige Hotels haben sich in Strandnähe positioniert.

Kaum angelegt muss man eine Gebühr (5 €) für die Benutzung des Eilands leisten. Dann folgt der Spießrutenlauf an gefühlten 100 Männern mit Hotelschildern vorbei, danach kommen unzählige Stände für Touren, Tauchen und Klettern in der Umgebung. Dazwischen immer wieder laute Zwischenrufe von Männern, die ihre Longtailboote feilbieten. Plötzlich geht unser Roll- Koffer in die Knie‘. Die Rollen haben sich nach außen gedreht, der Korpus schleift auf dem Boden. Genervt von den unzähligen Verkäufern muss ich den Koffer vor die Brust nehmen. Zum vollen 70 l – Rucksack die richtige Ergänzung. Nach dem deponieren unseres Gepäcks (hier haben wir noch eine Nacht nach unserem nächsten Baustein) in dem wenig entgegenkommendem Hotel, springen wir endlich ins vermeintlich kühlende Nass.  Dies hat jedoch gefühlte 30 °C, wir haben trotzdem unseren Spaß.

Unzählige Longtailboote säumen den Strand und schränken die Bademöglichkeiten in dieser wundervollen Bucht stark ein. Bei Ebbe kann man hier stundenlang, wie übrigens an jedem Strand, den wir in Thailand gesehen haben, Muscheln und tote Korallenstücken suchen. Der Grund für die vielen Backpacker, Touristen und Händler und Verkäufer ist relativ schnell gefunden. Unser 3. und letzter Baustein ist es. Der Besuch der Maya Bay, besser bekannt als „The Beach“.

Seit dem der Hollywoodschinken mit Leonardo di Caprio in die Kinos kam, kommen Menschen aus allen Teilen der Welt hierher um entweder bei einer Tagestour den Strand resp. die Bucht zu erleben oder dort eine Nacht zu verbringen.

Wir haben zweiteres vor. Unser Führer namens Nemo ist als einziger ziemlich genervt von der Tour. Heute findet in ganz Thailand das berühmte Kratong- Fest statt und er muss mit uns Touris (2 Engländer aus Singapur und uns) den Trip machen. Das Fest wiederum ist unser Glück. Normalerweise ist das Boot voll mit partyhungrigen Backpackern. Einsam auf dem großen Deck des gelben Schiffes sitzend, verlassen wir KoPhiPhi. Die steilen Felsen, welche die Maya Bay umschließen erreichen wir nach 20 min. Endlich kriegt auch Nemo wieder bessere Laune und zeigt uns eine riesige Höhle, von der aus wagemutige Thais Vogelnester an den steilen Wänden sammeln, eine Delikatesse (werden solange gekocht, bis nur noch die Vogel- Spucke übrig ist, die die Nester zusammenhält!) in Asien.

Dann machen wir halt an einer einsamen Bucht. Hier schnorcheln wir 1 h. Wir sehen „echte“ Nemos, die aus dem gleichnamigen Trickfilm bekannten kleinen Clownfische, eklige Seegurken (das anfassen derselben weckt die Erinnerung an den letzten Toilettengang, nur extrem schleimig und die Gurke kann ihr Maul öffnen!) und riesige Seestern-ähnliche lila Fische. Durch das Anfüttern mit Toastbrot fühlt man sich wie im Piranja-Aquarium (Nemo hat uns, zu seiner Freude, mit dem Brot beworfen). Hunderte Fische umschwirren uns.
Dann 15 min später tut sie sich vor uns auf, The Beach! Die Bucht ist wirklich sehenswert, allerdings gibt es davon unzählige in Thailand, nur keine ist so berühmt. Die letzten Touris verlassen den Strand Richtung KoPhiPhi. Als erstes sammle ich einige Plastikbecher und Bierbüchsen am Strand ein. Das Verhalten einiger Touris ist wirklich nicht nachvollziehbar! Hier muss man, um die geschaffene Infrastruktur zu erhalten (Wassertoiletten, beleuchtete Wege u.a. Annehmlichkeiten) ebenfalls 5 € bezahlen, was einige wohl veranlasst, sich gehen zu lassen!

Endlich sind wir allein! Der Tag neigt sich dem Ende! Hella spielt mit einem mitgereisten Thaimädchen (Tochter einer Bediensteten) im Wasser. Plötzlich färbt sich der Himmel erdbeerrot. Durch den puderweißen Sand färbt sich auch der Strand rot. Auch alle Menschen haben einen Rotschimmer. Ein beeindruckendes Schauspiel. Allerdings auch ein Vorbote. 1 h später bricht die Sintflut los. Der Regen ist so intensiv, dass man in demselben auf der Stelle „durch“ ist. Gleichzeitig versuchen unser Guide und die restliche Crew mit Blumen, etwas Kleingeld sowie von allen, die Glück brauchen, mit ein paar Haaren oder Fingernägeln versehene kleine Boote aus Kokosnüssen aufzubereiten (Wunderkerze anzünden!) um sie dann ins Meer auszusetzen.

Das ist ein elementares Ritual des Kratong- Festes. Nach ca. 3 m und gefühlten 5 Sekunden gehen die Glücksbringer aber unter. Der Regen bleibt intensiv und die Rinnsale werden zu kleinen Bächen. Ein Crew-Mitglied stellt sich mir zum ca. 5 x vor, er ist total bekifft. Auch die anderen Kollegen sind gut drauf! Ein lustiger Abend, irgendwie hat man das Gefühl, dass Leo (de Caprio) gleich aus dem Wasser steigt…

Wieder auf KoPhiPhi gelandet verbringen wir einen Tag und eine Nacht auf der Insel als typische Touris: Baden, Essen, Baden, Schlafen…
Endlich rückt der Tag näher, an dem wir in die legendäre Ton Sai Bucht fahren. Der Mittelpunkt der Klettererde!

Die weiße Gischt spritzt immer wieder über das Boot. Ich bin ganz aufgeregt, nur noch um den nächsten Felsen! Da sind sie, Ton Sai-, Railay West- und der durch Felsen verdeckte Phra Nang Beach liegen in trauter Dreisamkeit vor uns. Sofort scanne ich jede Felswand nach Kletterern oder zumindest nach Spuren von ihnen ab. Unzählige Routen und Wände tun sich vor uns auf, übersät mit weißen Chalkspuren. Unmittelbar vor dem Anlegen am Ton Sai Beach sehen wir die Ersten klettern. Direkt neben der letzten Beachbar auf der rechten Seite ziehen einige knackige Dachrouten durch das Gemäuer. In dieser Bucht gehen die Uhren etwas anders.

Der Strand ist als solcher sehr unansehnlich, unzählige Korallenstücken zieren den Strand. Die Bars und Restaurants sind überschaubar und von einfacher Ausstattung. Straßen gibt es nicht, lediglich ein Trampelpfad führt durch den Dschungel zu den einzelnen Ressorts. Wir steuern das Dream Valley Ressort an. Nach einigen Recherchen im Netz wurde dieses aufgrund seines üppigen Frühstücksbüfetts empfohlen. Nach einigen Besichtigungen entscheiden wir uns für einen gerade sanierten Bungalow mit 3 Betten und Klimaanlage (40 €/Nacht). Am nächsten Tag gehen wird den etwas umständlichen Weg durch den Dschungel nach Railay. Hier sind die Ressorts luxuriöser. Der Touri-Anteil ist hier schon etwas höher. Nach dem Baden und etwas Sightseeing möchte ich mit Marion und Hella noch testweise an einen Felsen direkt an unserem Strand zum Klettern gehen. Als wir wieder auf unserer Seite sind, was bei Ebbe recht einfach ist, zieht ein monströses Gewitter auf. Na danke! Am Abend frage ich in einem Bungalow-Ressort an unserem Strand nach Angel aus der Schweiz. Mit dem hatte ich mich zum Klettern auf einer Web- Plattform für Klettertrips weltweit verabredet. Er ist nicht da. Da ich das Niveau der Kletterer vor Ort nicht kenne, und hier sind hunderte Kletterer, traue ich mich nicht, einfach jemanden anzusprechen. Niedergeschlagen sitze ich am nächsten Tag am Strand. Marion drängt mich, vor allem um den Miesepeter loszuwerden, doch einfach an die Felsen zu gehen. Na dann!
„Hallo, my name is Volker. Can I climb with you?“; „Bist du aus Deutschland?“; “Ja“; “Cool, ich bin Arthur. Das sind Steffi und Floh. Ich bin auch alleine und habe die beiden hier getroffen. Ich habe 6 Tage zum Klettern.“; „Ich auch! Welche Schwierigkeit kletterst du?“; „so 6a bis 6b+, vielleicht 6c“; „Perfekt!“. Besser konnte es gar nicht kommen! Nach 2 fantastischen Routen (6a und 6a+, Sektor Fire Wall) ist es mit der Idylle vorbei. Wieder gibt es jede Menge Regen. Am nächsten Tag wollen wir richtig angreifen!

Völlig ausgepumpt schleppe ich mich zum verabredeten Treffpunkt. Ich habe gerade 1 h auf der Toilette verbracht. Dafür wird der Tag wettertechnisch ganz schön. Zuerst versuchen wir es im Sektor 1 – 2 – 3. Der ist allerdings hoffnungslos vor allem mit Kletterschulen überfüllt. Schnell ziehen wir eine 5 und marschieren dann zum Sektor Phra Nang Beach am gleichnamigen Strand. Hier klettern wir (nach Info durch einen ortsansässigen Führer) die 1. Kletterroute („Money Maker“, 6a) in ganz Thailand! Wow! Nur besonders toll ist sie nicht…

Zum Spaß für die Touris und die Kletterer ziehen einige einheimische Guides an dieser Wand regelmäßig ihre Show ab. Dabei werden immer ein paar spektakuläre Boulder-Parcours geklettert oder eher zelebriert. Jeder Griff sitzt, die Routen sind teilweise 6m hoch. Das Er- und Abwärmen sind auch sehr sehenswert. Unser Mann, Monkeyman genannt, klettert zum Schluss einen 15 m (!) hohen glatten Baum hoch und steht 1 Minute leicht mit dem Baum schwankend im Wipfel. In gefühlten 5 Sekunden ist er wieder unten. Zum Glück haben wir das auf Video, sonst glaubt das keiner! Unglaublich!

An dieser Wand hier sind die ganz harten Routen (ab 7a aufwärts), so dass wir danach weiter ziehen zum Sektor Universe Wall und direkt daneben Escher Wall, einfach den Phra Nang Strand entlang bis zum Ende. Hier wird gerade ein Kinofilm („Thailand Boxer“) gedreht. Etliche Filmteam- Mitglieder machen im Schatten ihre Mittagspause. Aufgrund dessen dürfen wir hier bis 14:00 Uhr klettern (6a+) und das in der prallen Sonne.  Am Nachmittag bin ich völlig fertig und kann gerade noch meinen Rucksack tragen. Glücklicherweise hatte ich am Morgen 2 Immodium eingeworfen, aber der Körper hat alle Energie verloren.
Am Abend nehme ich viel Cola und viel Suppe mit sehr viel Salz zu mir. Der Hunger ist wieder da! Darauf gönne ich mir einen riesigen Burger! Marion rät mir von allem Kalten und Scharfen ab. Diese Strategie bewährt sich. Zwar sind die Aufenthalte des Abortes am Morgen immer noch zeitaufwendig, aber ich fühle mich besser.

Den nächsten Tag lege ich eine Pause ein und wir fahren in Familie mit dem Longtail-Boot nach Krabi. Shoppen ist angesagt! Marion hat schon die Weihnachtsgeschenke im Blick und so treten wir schwer bepackt die Rückreise an.

Thailand ist ein Paradies für Schnäppchenjäger. Brettspiele aus Holz, Klamotten, Kunst usw. Man macht garantiert ein Schnäppchen. Danach checken wir schon mal das teuerste Hotel am Platz, in dem wir unsere letzten beiden Tage verbringen wollen.

Wieder haben wir uns zeitig am Morgen zum Klettern verabredet. Steffi kommt mir plötzlich alleine entgegen. Floh hat es erwischt, Schüttelfrost, Fieber, Lungenschmerzen(!), Durchfall. Das ganze Programm. Allerdings haben sie den Abend davor ein wenig gefeiert. Dafür eignet sich Ton Sai Beach perfekt. Jeden Abend ist Party mit Slackline- und Feuer-Shows. Und es gibt nicht nur zu trinken…

Steffi und Floh sehen wir nicht wieder. Wahrscheinlich mussten sie aufgrund von Floh’s Zustand abreisen. Es gibt zwar eine Apotheke in Railay, aber einen Arzt findet man nur in Krabi.
Heute ist der Sektor Eagle Wall unser Ziel. Bei Ebbe erreichen wir am frühen Morgen problemlos die Bucht. Nach dem Strand beginnt sofort der Dschungel und damit die Mückenplage. Nach wenigen Metern sind wir an den Felsen. Vor uns erhebt sich eine gigantische Sintersäule, die bis auf den Boden reicht und ca. 4 m Durchmesser hat.

Sofort machen wir uns ans Werk („Totem Pole“, 6a). Zuerst sind wir allein, jedoch füllt sich zusehends dieser Sektor. Australier, Franzosen und Südtiroler (nenne sie niemals Italiener!) und wir ergeben eine bunte Mischung. Alle sind unheimlich nett, überall bleiben die Exen gleich drin, zur Not werden auch die Seile mangels Länge („Spiderman“, eine 6a mit 40m!) getauscht.

Die Australier begrüßen alle mit Handschlag und ihrem Namen. „Love, Peace and Rock (‚n’Roll)!“. Willkommen im Paradies! Wenn nur die Mücken nicht wären. Das Europäische Mückenzeug hilft hier nix. Die örtlichen Mittel brennen wie Feuer auf der Haut, aber die Plagegeister sind verschwunden.
Hier gelingen uns einige 6b’s onsight (z.B. „Lost in Space“). Und sogar eine 6c („5D Mak Mak“) wäre drin, wenn, ja wenn sich Arthur dabei nicht den halben Finger abgerissen hätte. Beim 2.Auschecken der Route (1 x hätte auch gereicht!) rutscht Arthur auf einem abschüssigen tritt der Fuß weg, er erreicht zwar den Zielgriff (ein Nagelkissen!), jedoch geht es gleich wieder abwärts.

Vom 1. Glied des Mittelfingers hängt ein Lappen runter. Arthur beißt die Zähne zusammen, wir tapen den Finger und weiter geht’s. jedoch jetzt wieder etwas gemächlicher. Da ist auch der einzige Nachteil der Felsen hier, einige Stellen sind noch nicht abgeklettert und es kann höllisch scharfkantig werden. Dieser und einer fantastisch „einfach“ aussehenden 6c+ („Kon Ba“) werde ich noch lange nachtrauern (kein Rotpunkt). Aber wer nicht wagt…Am späten Nachmittag steht das Wasser bis an den Strand, jedoch haben unsere neuen südtiroler Freunde ein Boot gechartert, das uns für 20 Baht zurück nach Ton Sai bringt. Die Jungs und Mädels wohnen etwas einfacher. 100 Baht (5 €!) am Tag für eine Bambushütte ohne Fenster aber mit unerwünschten Haustieren wie Käfern, Spinnen, Ratten (!) und Schlangen. Da sie bereits 4 Wochen hier sind und noch bis April in Asien bleiben wollen, muss man schon aufs Geld achten!

Heute ist Familientag. Dieses Mal steht jedoch auch klettern auf dem Programm. Inmitten der riesigen Wand am Phra Nang Beach gibt es einen Aufstieg (für geübte Wanderer kein Problem) zu einer Aussicht als auch zu einer Lagune. Mit Brustgurt und langer Bandschlinge gesichert klettert Hella entspannt hinter mir her. Allerdings ist der rote Boden zwischen den Felsen extrem glitschig. Zudem sind wir vom Dschungel umgeben. Völlig durchnässt erreichen wir die Aussicht. Das war der Aufwand eigentlich nicht wert. Schnell ein paar Fotos und dann zur Lagune auf der anderen Seite. Durch Matsch und wirklich extrem glitschigen Boden kämpfen wir uns an einigen Urwaldriesen vorbei.

Die Lagune bleibt jedoch unerreicht. Durch einen schmalen Spalt sehen wir dieselbe, jedoch geht es vor uns über einen Wasserfall, in dem ein Seil mit Knoten hängt nochmal 7 m nach unten. Ab hier nur für Profis mit Taucherausrüstung. Rückzug! An den folgenden Tagen sehen wir immer wieder Menschen, die von oben bis unten verdreckt sind mit roter Erde. Dagegen sind wir fast sauber wieder unten angekommen. Den Rest des Tages verbringen wir am Strand.

Wieder treffe ich mich zeitig am Morgen mit Arthur. Außerdem sind Molly aus Kanada und Melina aus den USA dabei. Dieses Mal nehmen wir die Wand rechts vom Railay West Beach (Sektor Thaiwand Wall). Hier oben weht fast immer ein leichter Wind, was die Stechtiere fernhält und die Temperatur etwas geringer erscheinen lässt. Die leichteren Routen sind schon arg abgeschmiert, ab 6a+ geht es. Die Aussicht ist wieder fantastisch, die Routen auch.  2 Luxemburger, die wir auf Grund ihres Akzentes für Franzosen halten, aber gar kein Französisch können (!), halten uns für die besseren Kletterer, 1h später versuchen sie eine 7a, die sie auch mit viel Mühe hochkommen, so viel zum Thema „der 1. Eindruck täuscht“ (natürlich nur was uns betrifft!)!

Gestern war unser letzter Abend mit Arthur, er ist abgereist. Natürlich fiel ihm der Abschied schwer. Arthur war ein ganz „Netter“, auch alle anderen mit den wir klettern waren und die wir kennengelernt haben. Ein schöner Ort mit schönen netten Menschen aus aller Welt!
Heute will ich mit meinen Mädels wieder ein Abenteuer wagen. Der letzte Sektor bot noch mehr als nur Kletterei. Über einen 4 er erreicht man eine natürliche Höhle, die auf die andere Seite zum Sektor Universe Wall führt, dort wo der Film gedreht wurde. Ausgerechnet hier am Einstieg bemerken wir, dass Hellas Kletterschuhe nicht mehr passen, also sächsisch weiter!

Die letzten Meter sind hart, ich konnte die Stelle mühelos ausspreizen, Hella muss den glatten Fels hoch. Mit einer Träne im Auge drückt sie ihre Mama, geschafft! Am Einstieg zur Höhle steht eine Leiter nach unten. Es ist stockfinster. Wenn ich jetzt noch sage, dass mir auch ein wenig mulmig ist, kehren wir alle um! Also los. Nach einigem Auf und Ab kommt uns auch schon ein Guide mit einigen Klienten entgegen. Danach wird aus der Höhle eine Kathedrale. Sie ist riesig! Der Ausblick auf Meer und Strand spektakulär. Ein schöner Spaß!

Das Boot entfernt sich langsam vom Ton Sai Beach. Wehmütig blicke ich zurück, vor allem der Umstände wegen, die das Klettern an diesem fantastischen Ort etwas schwierig gestaltet haben. Sintflutartiger Regen, der Magen, halb abgerissene Finger und manchmal der fehlende A…. in der Hose, mal etwas zu probieren. Wir kommen wieder, auf jeden Fall!
Die letzen beiden Tage verbringen wir in einem „Neckermann“-Hotel in Krabi. Jeder Service wird geboten. Es ist nett, wenn die Touris nicht wären, die 6:30 Uhr ihr Handtuch auf die Liegen am Pool legen würden.

Der vorletzte Abend gehört nochmal der Kultur oder besser dem Sport. Mit einem LKW werden die Touris eingesammelt und zum örtlichen Stadion gefahren. Auf Grund eines Missverständnisses landen wir mit unseren Billigkarten auf einer Ledercouch direkt vor dem Ring, First Class! Thai-Boxen ist angesagt! Mit zunehmendem Abend steigt das Alter der Kämpfer und die Spannung. Die Einheimischen stehen auf einer freien Seite des Ringes und gestikulieren und diskutieren wild durcheinander! Natürlich geht es um Geld! Die Kämpfer bewegen sich extrem schnell und manchen k.o. kann man nur vermuten, da es zu schnell geht. Leider interessiert das Hella irgendwann nicht mehr, sie wird müde und die letzten Kämpfe können wir nicht sehen. Schade!

Heute geht es nach Hause! Wehmut macht sich breit! Tschüss Thailand.
Aus meiner Sicht eines der schönsten Länder die wir bisher besucht haben und wir haben schon viele Länder gesehen. Irgendwie ist das gerade Erlebte aber immer das Schönste. Aber es sind die Landschaft, das Essen, die Preise, die extrem netten ThailänderInnen und natürlich das Klettern. Absolut einfaches Reisen, auch mit Kindern kein Problem, wenn man vom Flug absieht (für Hella war das Schönste der Flug!). Ein Reiseland für Menschen, die vielleicht das erste Mal auf eigene Faust unterwegs sein wollen, eben für Anfänger.

Spritzkuma auf Korsika – 2007

Manoman, jetzt sind die immer noch nicht da! Mir läuft der Schweiß in die Augen, ich habe Sand in den Schuhen und in jeder anderen Körperöffnung. Ich schau lieber noch mal nach! Nein, da ist keiner. Familie Koepernik (Hanna, Horst und Jochen) wollte doch schon am Samstag kommen, oder habe ich wieder etwas nicht mitbekommen? Hella besteht auf ihr Recht, das sie 24 h- All- Inclusive gebucht hat, sprich, ich soll mich um sie kümmern. Jens (Ulbrich) und seine Frau Ramona wollten erst am Sonntag losfahren, aber jetzt haben wir schon Montag. Mir jucken die Finger beim Anblick jedes noch so kleinen Felsens und jeder Muskel meines Körpers schreit nach Klettern. Na ja, dann fahren wir erstmal nach Bonifacio zum Sightseeing….

Korsika hat wirklich einiges zu bieten: fantastische Sandstrände (nicht so schwierig auf einer Insel!) und daneben keine Hotel-Betonhochburgen und bemerkenswerterweise ein Gebirge mit bis zu 2.700 m hohen Gipfeln. Man spricht fast ausschließlich französisch (es gibt vor allem (fast) keine deutschen Speisekarten!) und die Menschen sind gelassen und freundlich. Durch einen früheren Sardinien- Urlaub doch etwas verwöhnt hing die Latte, die Korsika hinsichtlich eines befriedigenden Urlaubs zu überspringen hatte, doch relativ hoch und sie sollte in mancherlei Hinsicht übertroffen werden. Doch der Reihe nach!

Unser erstes Reiseziel hieß I’lle- Rousse im Nordwesten der Insel. Schöne Strände mit jedoch recht stürmischer See (die Surfer wird’s freuen) laden zum Verweilen ein. Das kulturelle Leben spielt sich vor allem in Calvi ab. Dieses ist mit einer völlig überfüllten und stickigen Eisenbahn (sehr romantisch), die direkt entlang der Küste fährt, zu erreichen. Aus meiner Sicht ist dies und die Fahrt nach Algajola (schöne Strandpromenade und ein riesiger Kinderspielplatz) der kulturelle Höhepunkt der Region. Nach 2 Tagen geht unsere Reise weiter nach Cargese an der Westküste (Golfe de Sagone).

Unterwegs machen wir einen Abstecher nach Bonifatu, um auf einer Wanderung, zum Teil auf dem berühmten Wanderweg GR 20, die 700 m höher gelegene Carozzo- Hütte zu erreichen. Die Wanderung bietet wenig Spektakuläres bis auf eine Hängebrücke auf der Hälfte des Weges. Auf der Carozzo- Hütte trifft man die GR 20- Wanderer und man fragt sich, welcher Weg wohl hinter oder noch vor ihnen liegt.

Aber gleichzeitig fragen sich die vom Regen ziemlich gebeutelten Wanderer, wie ein ca. zweijähriges Mädchen hier hochgekommen ist, das gut gelaunt (da es auf Papas Rücken im Tragetuch ausgeschlafen hat) durch den dunklen Gastraum wandert. Runterwärts verfällt Hella gleich wieder in ihre Traumwelt.

Die Westküste ist sehr bergig und die Steilküste wird immer wieder durch fantastische kleine Strandbuchten unterbrochen. Auch hier sind die Wellenberge, die sich an den Strand wälzen, öfters ziemlich hoch.

Wir verbringen erholsame Tage mit Sonnen, Baden, Schlafen, Lesen, Nichtstun und dem von Hella ziemlich stark beanspruchten Vollzeitservice.

Nach 4 Tagen treten wir die Reise zu unserer letzten und ereignisreichsten Station, Ghisonaccia an der Ostküste, an. Die Fahrt gestaltet sich recht angenehm, vor allem für Hella, da die Strasse nur wenige Serpentinen hat und durch eine flache Talsohle über Corte zum Ziel führt. Im Gegensatz zu den ersten beiden Stationen steppt hier der Bär, eine endlose Karawane schleppt sich auf der N198 Richtung Bonifacio. Endlich erreichen wir unser Ziel in Ghisonaccia und das Chalet (praktisch ein Wohnwagen auf Stelzen) ist fast neu, so dass die Qualität, die je nach Alter der Behausung sehr unterschiedlich ausfällt, wieder einmal (I’lle- Rousse topp und Cargese von furchtbar bis annehmbar) sehr gut ist.

Die See ist auf dieser Seite sehr ruhig, die Strände endlos, allerdings sind diese auch ziemlich voll (nach meiner Definition heißt voll mehr als 5 Personen auf 100 m²). Ghisonaccia selbst hat wenig zu bieten, so wenden wir uns nach 3 Tagen gemütlichem „Strandens“ dem oben erwähnten Bonifacio zu. Dieser Ort ist wohl ein absoluter Höhepunkt unserer Stadt- und Dorfbesichtigungen. Die Fahrt in das links und rechts von Kalkwänden gesäumte Bonifacio ist fast mystisch. Der Blick, den die riesige Kalksteinwand an der letzten Kurve freigibt, ist fantastisch.

Hunderte wankende Spitzen ragen aus der Bucht in den Himmel. Die Spitzen gehören Segelbooten in allen Farben, Formen und Größen. Links des Kleinen langgezogenen Hafens befindet sich die Strandpromenade mit unzähligen Kneipen, Kaffees und Restaurants, in denen sich Gaffer (Menschen, die nicht auf dem Wasserweg gekommen sind) und Begaffte (die mit dem Boot) ein Stelldichein geben. Links über den Einkehrstuben erhebt sich eine Wand aus Gestein, auf deren Gipfel die Altstadt von Bonifacio thront. Das Schlendern durch die engen, von tausenden Touristen gesäumten Straßen ist Pflicht.

Rückfahrt. Zeltplatz. Das Kribbeln kommt wieder. Da, endlich, Autos mit vertrauten Kennzeichen säumen den Weg zum Quartier. Familie Koepernik und Ulbrich sind endlich da! Nach freudiger Begrüßung suche ich die Kletterbibel von Korsika, in der ich einem gottesfürchtigen Menschen ähnlich, jeden Tag gelesen und mir die Erfüllung meines Kletterhimmels herbeigebetet habe.

Der nächste Morgen verspricht fantastisches Kletterwetter bei leichter Bewölkung und etwas Wind. Jochen ist wie immer voller Tatendrang und ähnelt einem Kletterjunkie auf der Suche nach Kletterstoff. Als erstes nehmen wir uns ein Gebiet in unmittelbarer Nähe, in Chisa, vor. Dies liegt in einem verschlafenen Seitental der Bavella. Nach 35 minütiger Fahrt (normal 15 min Fahrt von Ghisonaccia bis Abzweig Travo, dann 10 min) mit der obligatorischen Verirrung mit mir als Führer und 15 minütigem Aufstieg liegt eine ca. 200 m breite Wand mit ca. 100 Wegen vor uns.

Alle sind dabei und die Wunschvorstellung eines kletternden Familienvaters geht in Erfüllung: Kind, Frau und Freunde beim Klettern in schöner Umgebung bei angenehmen Temperaturen an topabgesicherten Routen, die völlig überbewertet sind (ich wusste gar nicht, das ich eine französische 6c hochkomme?) und sogar eine liebevolle Kinderbetreuung für Hella (Ramona sei Dank!) stehen zur Verfügung. Alle haben ihren Spaß: Horst und Hanna klettern nach anfänglichen Zweifeln munter drauflos, Marion kann dank Ramona unbeschwert in jede eingehangene Route einsteigen. Hella hat zum Glück auch was für die Berge übrig: „Hella Berg machen!“ und ich bin wie immer mit einem unlösbaren Problem (namenlose 6b, sächsisch ca. VIIIb) beschäftigt („ich muss noch mal die Schuhe wechseln!“). Zum Schluss kann ich es zwar aus meiner Sicht lösen, aber die Nörgler (Jochen und Jens) meinen, ich hätte die Route verlassen und in der benachbarten Route Griffe verwendet. Solche Korinthenkacker, also wirklich! Der Fels ist aus Granit, leicht geneigt bis senkrecht, besteht aus Leisten und riesigen Löchern, die sich als Unter- oder Seitgriff benutzen lassen.

Leider sind in meinem Kletterführer die Routen zum Gebiet nicht eingezeichnet und an den Einstiegen steht auch (fast) nichts. Eine wirklich schwache Leistung für den einzigen Kletterführer, den es gibt. Einzigen Kletterführer? Falsch gedacht! Nachdem wir am Ende des Tages noch „Besuch“ von 2 deutschen Kletterern bekommen, werde ich eines Besseren belehrt. Sie hatten einen Auszug aus dem Führer „Falaises de Corse“. Dort waren alle Routen eingezeichnet. Mein Vertrauen in das bis dato doch recht umfangreiche Kletterführer-Angebot der Zeitschrift „Klettern“ war erschüttert. Jetzt, 3 Wochen nach dem Urlaub und einer kurzen Recherche (Falaises de Corse googeln!) weiß ich, dass es ca. 11 (!) Kletterführer gibt und einige davon auch in englischer Sprache. Aber was soll’s, aus Schaden wird man klug. Ihr, die jetzt das lesen könnt und einen Kletterurlaub auf Korsika plant, werdet es einfach besser machen!

Für den ersten Tag haben wir genug. Wir nehmen unterwegs ein fantastisches Bad an einer der unzähligen Badestellen (Gumpen) entlang des Gebirgsbaches.

Die Abende gestalten sich sehr kurzweilig, Auswertung des Tages und Planung des nächsten. Familie Koepernik geht i.d.R. zeitig schlafen, vor allem Jochen ist spätestens 23:00 Uhr in den Federn. „Wer fit sein will, muss ausgeschlafen den Tag beginnen!“ – ist sein Credo! Verdammt, da wird das wohl nix mit der Fitness…Wir trainieren lieber mit der einarmigen 0,5 l- Hantel und unsere Frauen schütteln nur den Kopf, über welchen Schwachsinn wir uns die Bäuche halten (falsch! Bauchmuskeltraining – richtig!). Bei der Anhäufung unserer geistigen Ergüsse kam uns schließlich die Idee für den Titel dieses Berichtes. Da hat sich das lange aufbleiben ja doch gelohnt!

Die Kletterfelsen rund um den Col de Bavella sind unser nächstes Ziel. Als wir nach kurvenreicher Fahrt aus den Autos steigen, fliegen uns die Mützen vom Kopf. Außerdem sind die Temperaturen dementsprechend, so dass wir eine Wanderung rund um die Gipfel des Col mit Ersteigung des einen oder anderen Gipfels (Schwierigkeit max. 2) in Angriff nehmen. Marion, Ramona und Hella (im Tragetuch) entscheiden sich am schönsten Aussichtspunkt mit Blick auf die Ostküste für den Rückzug. Aus der kleinen Wanderung wird ein vierstündiger Extremweg mit einem Gipfel (Nummer 3) und Auf- und Abstiegen über Geröll rund um den Col. Aber der Weiterweg bietet fantastische Ausblicke.

Jens und ich rennen vorneweg um die Leiden wenigstens zeitlich zu verkürzen. Kurz vor dem Ende nach 4h auf und ab, kommen die ersten Stolperer und andere Geh- Ungenauigkeiten, so dass wir froh sind als wir erschöpft auf die Stühle der Kneipe am Parkplatz plumpsen und 2 Bier ordern. Famoserweise gibt es in dem Laden um die Zeit nichts zu essen (außer süße Crepes!), obwohl die Nachfrage und die Gäste durchaus da sind. Französische Lebensart – da kann man nichts machen, außer sehnsüchtig an die deutsche Bockwurst denken! 45 Minuten später sind die anderen bei uns und unsere Profiwanderer Hanna und Horst sind auch ziemlich kaputt (Gott sei Dank fanden sie es auch anstrengend!).

Am nächsten Morgen sind wir mit demselben Ziel wieder zu dritt unterwegs. Der Wind ist erträglich, trotzdem sind die Windstopperjacken sehr nützlich. Der erste Sektor Campanella ist vom Parkplatz in 10 Minuten erreicht. Rauer, fester Granit mit einer Vielzahl von Formen, die fast schon grotesk wirken (Aushöhlungen bieten Platz für eine angenehme Übernachtung) Griffe, so groß, dass man Arme und Beine dahinter unterbringen kann. Wir beginnen mit einer 5c. Allerdings sind die Hakenabstände gewöhnungsbedürftig, teilweise 4 m bis zum nächsten sind normal. Danach lässt uns eine fantastische Verschneidung im Grad 5c (Sektor Murzella) vor Entzücken mit der Zunge schnalzen. Hier sind allerdings Nerven gefragt. Zwischen 4. und 5. Haken fehlt der Bohrhaken. Stattdessen klemmt ein abgerissener (!) Klemmkeil im Riss. 6m an schönen Griffen mit der Aussicht auf Bodenkontakt.

Danach folgt wieder mal ein Schmankerl aus der Zauberkiste von Herrn Koepernik. Eine 6c an praktisch nicht vorhandenen Griffen, die bei Jochen relativ einfach aussieht und sich beim Versuch als praktisch unmöglich herausstellt. Schön, immer mal wieder seine Grenzen kennenzulernen! Der „Gottähnliche“ hat wieder zugeschlagen! So darf ich Jochen auf keinen Fall nennen, aber ich kann nicht anders. Das soll auch nicht blasphemisch klingen, sondern ist einem Kletterartikel aus einer Zeit entlehnt, als Einige mit ihrer Leistung noch als nicht menschlich angesehen wurden, da sie den Naturgesetzen, vor allem der sehr hinderlichen Schwerkraft, trotzten. Am Ende erwartet uns (Campanella) eine überhängende 6b mit riesigen Henkeln. Freude juchzend springen wir in Gedanken bereits in eine der Gumpen, die uns im Fluss talwärts entlang der Strasse erwarten. Leider hatte mein Feldwebel (Marion) klare Zeitangaben bezüglich der Rückkehr festgelegt: spätestens 18.30 in der Unterkunft. 18:10Uhr startet unsere Rückfahrt und ich stelle erschrocken fest, dass schaffen wir nie! Jens und Jochen sind stinksauer, da ich energisch auf Rückfahrt mit Blaulicht bestehe. Ramona bestätigt bei unserer Ankunft um 18:50Uhr die Vorgabe. Marion tut dies leider nur halbherzig, so dass meine Kletterkumpels mir die Leviten lesen und mit Gruppenkeile drohen! Vertrau keiner Frau, wenn du es nicht schriftlich hast!

Am Abend gönnen wir uns die lokale Küche (Ferme- Auberge d’Urbino) auf einer Art Hausboot auf der lang in den See Etang d’ Urbino ragenden Landzunge. Natürlich sind Meeresfrüchte die bevorzugte Nahrung und wir bestellen alles, was die meisten wahrscheinlich nicht mal in die Hand nehmen würden – Austern (pfui Teufel, mein 1. und letztes Ma(h)l), Tintenfischringe (lecker!) und Miesmuscheln (sehr lecker!). Die Sardinen sind etwas gewöhnungsbedürftig. Als Kind von der geräucherten Sprotte im Osten verwöhnt, sind sie doch ein wenig „stachelig“. Am schlimmsten hat es jedoch Hanna getroffen – dem Fisch prinzipiell nicht besonders zugetan, quält sie sich einige „Delikatessen“ hinein.

Die Opfer, die sie bringt, können wir aufgrund ihrer Standhaftigkeit und versteinerter Miene nur vermuten. Horst ist sichtlich entspannter und probiert mit kindlicher Neugier alles aus.

Der Freitag, mein letzter Klettertag, liegt vor uns. Die Restonica- Schlucht wartet auf unseren Besuch. Direkt unter der Zitadelle von Corte geht es in einer engen Schlucht Richtung Berge. Bereits nach kurzer Zeit haben wir die ersten Kletterfelsen erreicht. Heute brennt die Sonne unbarmherzig. Alle Gumpen sind bereits reichlich mit Badenden und lebensmüden Kindern (die springen Saltos von 5 m hohen Felsen!) gefüllt. Hektisch suchen wir die letzten schattigen Kletterwege. Optisch macht der Felsen nicht viel her, jedoch nach den ersten entspannten Zügen in einer namenlosen 5c kommt die Begeisterung zurück und wir schweben auf einer Granitwolke der nächsten Traumroute entgegen. Das Klettern in der Halle hat sich bei Jens und mir bezahlt gemacht – konditionell sind wir in einem guten Zustand und die Konzentration ist auch besser geworden.

Nur eins geht dabei immer ein wenig verloren – die Fußtechnik und die Moral. Nichtsdestotrotz kämpfen wir uns von Route zu Route. 2 Routen (6b) folgen und wir bewältigen die Wege ohne zaudern. Ein Juchzer- Weg im Grad 6a+ lässt noch mal die Herzen höherschlagen. Jochen wählt eine schwierigere Variante, so dass Jens beim Nachstieg ins Trudeln gerät und ihm der Schweiß in Strömen aus den Schuhen läuft. Was für ein fantastischer Weg, an Adlerschwingen- breiten Riesengriffen geht es nach oben.

Unter dem vorletzten Bohrhaken kann ich durch abtauchen in eine kleine Höhlung einen No-hands-rest (Ruhepause in Kletterstellung ohne Benutzung der Hände) machen – grandios.

Zum Schluss hat Jochen wie üblich einen „Mörderweg“ für uns. An praktisch keinen Griffen und Tritten (ja ja, die Fußtechnik) schleichen wir eine 6b hoch. Unglaublich aber wahr, ich schaffe den Weg, zwar toprope, aber sturzfrei. Hurra, Schwerkraft überlistet und dem „Gottähnlichen“ wieder ein Stück näher gerückt!

Wir sind völlig platt! Entspannt lassen wir uns in eine der Gumpen im 20 m tiefer gelegenen Fluss nieder. Jens und Jochen springen ebenfalls von dem 5m- Felsen. Ich kann mich nicht überwinden und wähle einen 3 m- Felsen und finde den völlig ausreichend. Wir fahren mit dem Auto bis zum Ende der Schlucht, um den weiteren Verlauf und die restlichen Kletterfelsen zu studieren. Das Restonica- Tal ist definitiv eines der schönsten der Insel. Bizarr ist dabei die Mittelmarkierung auf der 2 m breiten Straße, die scheinbar für Zweiräder aufgemalt wurde. Für Fahranfänger ein absolutes „muss“, Adrenalin und tiefe Aussichten garantiert!
Korsika ist aus Kletterersicht ein absolutes Muss, die Vielfältigkeit des Granits ist atemberaubend (Latte übersprungen!). Kulinarisch hat es uns, Marion und mir, leider nicht so gut wie auf Sardinien gefallen (Latte gerissen!). Die Preise sind relativ hoch, die einheimischen Produkte paradoxerweise am teuersten (Bier – 1,80 €, polnisches Importbier – 0,70 €!). Die Menschen sind sehr gastfreundlich, haben sich ihre Kultur bewahrt und bei uns einen sehr zufriedenen Eindruck hinterlassen.

Und was hat das alles mit „Spritzkuma auf Korsika“ zu tun? Keine Ahnung, hört sich aber gut an, oder? Und was bedeutet es? Keine Ahnung…

Sardinien – ein heißer Ritt – 2004

Gibt es einen Kletterhimmel? Nach den letzten Fahrten (Mallorca, Marokko, Südafrika, Norwegen) waren wir uns ziemlich sicher.
Die Hitze ist schier erdrückend, als die Fähre im Hafen von Olbia anlegt. 8 Stunden mit der Fähre und 11 mit dem Auto liegen hinter Marion und mir. Doch das erwartungsvolle Hinausgleiten aus dem Bauch des Schiffes in die Dämmerung Sardiniens lässt uns die Anstrengung schnell vergessen. Nach einer Stunde erreichen wir unseren angestrebten Zeltplatz am nordöstlichsten Zipfel der Insel. Unsere nächtliche Erkundungstour endet mit einem herrlichen Bad im 25 °C warmen Wasser des thyrennischen Meeres.

Kleine Felsinseln, dem Ufer unweit vorgelagert, durch Wind und Wasser zu fantastischen Gebilden geformt, laden zum entspannten (Hin)schwimmen ein. Durchaus sind diese auch zum romantischen tété a tété zwischenmenschlicher Beziehungen geeignet. Der nächste Tag erwartet uns sonnig und für einen Deutschen doch mit einer etwas unnatürlichen Hitze; 30°C zeigt das Thermometer um 10 Uhr am Vormittag (!). Wollten wir hier nicht eigentlich klettern

Wild entschlossen fahren wir zum Capo Testa, dem nördlichsten Punkt.

Der Kletterführer leitet uns aufgrund eines nicht ganz klar formulierten Satzes in die Irre und so nehmen wir erst einmal ein kühlendes (?) Bad. Nach einigen Diskussionen erreichen wir schließlich den Kletterfelsen Cala Spinosa, der sich in einer das Auge verwöhnenden Form zeigt. Runde Aushöhlungen, die in hand- und hautfreundliche runde Kanten übergehen, in allerbestem festen Granit.

Die Kletterei ist fantastisch, jeweils nach 3 Touren springen wir ins Meer. Zum Abschluss eine verzwickte Reibung, die alles abfordert. Der Schweiß läuft in Strömen, allerdings nicht vor Angst, denn die Routen sind allesamt bestens mit Inox- Bohrhaken abgesichert. Das Thermometer zeigt 36°C im Schatten! Da sollten Leute, die T-Shirts tragen, auf denen das Wort EXTREM vorkommt, auch eine 6b Reibung hinkriegen. Geschafft! Nach 3 Stunden sind wir wieder am Auto. Völlig platt machen wir uns auf zum nächsten Zeltplatz an der Nordwestküste.

Das Fahren auf der Insel gestaltet sich sehr angenehm, perfekt ausgebaute Strassen, und für den verhinderten Formel 1- Fahrer, eine Vielzahl von Serpentinen, die einen bei entsprechender Geschwindigkeit ganz schön in die Sitze drücken. Die Abende kühlen sich kaum merklich ab, mindestens 26°C sind eigentlich immer. Das nächste Gebiet (Dimensione verticale) führt uns ins Landesinnere, in die Nähe von Sassari. Wieder leitet uns der Führer falsch, da wir aus der verkehrten Richtung kommen. Ein Feldweg wird zur Strasse erhoben und wir suchen uns dumm und dämlich.

Die Hafenstadt Alghero an der Westküste steuern wir als nächstes an. Etwas Kultur soll uns von der anstrengenden Kletterei ablenken. Allerdings gibt es auf der Insel nichts Spektakuläres, die Natur hat noch am meisten zu bieten. Eine Vielzahl von Höhlen, z.B. die Grotta di Nettuno (652 Stufen zum Meer) in Alghero, und beeindruckende Felsformationen, wie der „Bär“ über dem Capo d´Dorso bei Palau, sind für uns die erstrebenswerteren Ziele.

Schließlich gibt es auch hier ein spektakuläres Klettergebiet, Casorotto am Capo Caccia. Verwegen steige ich in eine 7b+ (Gandalf), die mich vom Einstieg weg kontinuierlich abwirft. Aber das Ziel ist auch nicht der Durchstieg, sondern ein geiles Kletterbild, wie es der Führer in dieser Route verspricht. Völlig fertig komme ich zum 2.Haken und Marion macht ein paar Bilder.

Da die Sonne jetzt in die Wand scheint, klettern wir schnell noch 2 Touren, bevor es unerträglich wird. In dem lichtdurchfluteten Gemäuer sind jetzt knapp 43°C. Nichts wie weg hier!
Die Strände und Buchten auf Sardinien sind phänomenal und man fühlt sich wie im Paradies. Man findet immer ein ruhiges Plätzchen, wo man ungestört ist, den warmen Wind, das klare warme Meer und die herrliche Umgebung in sich aufsaugen und vollends genießen kann. Die Costa Verde ist so ein Ort. Früher ein Wallfahrtsort für die Hippy- Generation, ist es jetzt ein beschauliches Naturschutzgebiet.
Auf den Zeltplätzen und in den Restaurants hat man des Öfteren den Eindruck, dass auf Sardinien einheimische Straftäter mit ausländerfeindlichem Hintergrund zur gemeinnützigen Arbeit in denselben verurteilt werden, um deren Umerziehung in die richtigen Bahnen zu lenken. Aber das ist eher die Ausnahme. Insgesamt sind die Sarden ein freundliches Völkchen, die sich jedoch im Straßenverkehr von den Gepflogenheiten ihrer italienischen Nachbarn nur unwesentlich unterscheiden. Fußgängerüberwege sind für die Benutzer ein gefährliches Pflaster und vom Einfädeln haben sie auch noch nie was gehört. Aber vielleicht sehen wir das auch viel zu verbissen.
In Buggerru an der Südwestseite ist unser nächster Campingplatz und man kann sagen, dass sich die Örtlichkeiten auf der ganzen Insel in einem sauberen und gepflegten Zustand befinden. Auch auf den Zeltplätzen der unteren Kategorie ist alles perfekt, nur sollte man die zeltplatzeigene Küche auf solchen meiden, der Gaumen wird es einem danken.
Bei Masua befindet sich eine sehr schöne Kletterwand (Castello dell’iride). Das Bild im Führer habe ich zu Hause minutenlang mit offenem Mund angestarrt, da müssen wir hin! Da die Sonne erst gegen 16.00Uhr um die Felsen schleicht, genießen wir das Sonnenbad mit zwischenzeitlichen Bade- und Schnorcheleinlagen. Ungeduldig blicke ich ständig hinter mir nach oben, aber die Sonne erhitzt noch immer den Fels. Endlich ist es soweit, in 15 Minuten sind wir am Einstieg der leichten Routen bis 5c. Dann stehen wir vor dem atemberaubenden Felsen der Supergulp (5c+). Mit wie von oben senkrecht in die Wand tausendfach eingebohrten Löchern, in superfesten Fels, lädt sie zum steigen ein. Selbst die kleinste Schuppe hält das Gewicht, ob Seitgriff oder Minitritt. Ein genialer Weg! Leider ist schon nach 25m Schluss. So könnte es stundenlang bis in den Kletterhimmel weiter gehen!
Die großen Städte meiden wir fast immer, aufgrund der Hektik und der stressigen Fahrerei. Cagliari ist eine davon, nur von weitem sehen wir ihre Silhouette. Villasimìus am südöstlichsten Zipfel ist da schon eher eine Reise wert. Malerisch, mit verträumten Gassen und kolonialem Ambiente lässt sie uns von vergangenen Zeiten träumen.

Am Capo Carbonara warten wir wie üblich in der Sonne brutzelnd auf die Abkehr der Sonne von der begehrten Wand (Ti- Mi- Ama). Um 3 steigen wir in die erste Route. Reibungskletterei an fantastischem Granit. Wieder können wir zwei 6b`s Onsight klettern. Im Rücken rauscht die Brandung an die Felsen. Dieser Urlaub könnte ewig dauern. So muss sich Gott (welcher auch immer) das Kletterparadies vorgestellt haben!

Marions Zeitplan lässt bei 10Tagen und der Umrundung der Insel kein großes Verweilen zu. Cala Gonone, an der Ostküste gelegen, wartet mit einem 4- Sterne- Zeltplatz auf, es gibt auch keinen anderen.

Am nächsten Morgen besteigen wir unser gemietetes Kanu und paddeln mit der Kletterausrüstung zur sagenumwobenen Cala Luna. Die Vorfreude lässt einen in der Verzückung, ähnlich in dem berühmten und verfilmten Roman „The Beach“, verharren. Jedoch stellt sich nach der einstündigen Fahrt die Realität ein. Zu Hunderten liegen die Sonnenanbeter in der verträumten Bucht, die sich mit dem Motorboot äußerst „untrekkingmäßig“ hierher kutschieren lassen haben. Die Klettergrotten sind von Touristen belagert und nur 2 verwegene Seilschaften wagen die schweren Routen inmitten der Leute. Wir nehmen die links, etwas erhöht, liegende Wand und sind ungestört. Der Ausblick und der Kalk sind wie immer Klasse. Prinzipiell bietet die Insel in jedem Klettergebiet sehr guten abwechslungsreichen, in sich einzigartigen Fels in Granit und Kalk. Eine geniale 6a+ an Eisenzacken (Konkrezionen) zum Abschluss lässt mich ganz schön ins Schwitzen kommen, da mich am Ausstieg ein 5m Runout zum Umlenker erwartet. Da wir bisher immer mit Ringabständen von max. 3m zu „kämpfen“ hatten, ein ungewöhnlicher Adrenalinstoß. Da wussten wir allerdings noch nicht, was uns auf der Rückfahrt erwartet. 3m hohe Wellen lassen uns ständig zwischen ihnen „versinken“. Uns rutscht das Herz in die nasse Hose. Angestrengt versuchen wir, die Wellen so frontal wie möglich zu erwischen, um seitlich nicht zu viel Wasser in das Boot zu lassen. Marion will näher zum Ufer, jedoch sind die Wellen da noch höher und die Brandung unberechenbar.

Ohne Unterbrechung paddeln wir, als würde uns Nessie im Nacken sitzen. Die 5,5km werden zum ungewollten Abenteuer. Je näher der Strand von Cala Gonone kommt, desto höher schlagen die Wellen. Immer wieder versuchen wir, bevor sie brechen, sie zu überwinden. Durch die Rücksäcke hatte es Marion nicht geschafft, die Knie in das Boot zu bekommen, und damit den wasserdichten Überzieher anzubringen. Das Boot ist viertelvoll, als wir auf den Strand zusteuern.

Bewegungslos starren die am Strand liegenden Touristen auf unsere Manöver. 10m vor dem rettenden Ufer geraten wir durch herausragende Felsen in Schräglage und das Kanu seitlich der Wellen.

Sofort springt Marion heraus und wird gleich wieder umgerissen. Das Boot ist jetzt randvoll und ich schaffe es irgendwie mit dem wild um mich schlagenden Paddel gerade auf den Strand zuzuhalten. Ich wäre sowieso nicht rausgekommen, da ich zum Einsteigen schon eine halbe Stunde gebraucht hatte. Mühevoll ziehe ich das Boot auf den Strand. Das nennt man Abenteuerurlaub! Mein Unvermögen nach 2 Kanutrips (Polen und Norwegen) ist immer noch beachtlich, um der Sache einen gewissen Kick zu geben. Da ich dieses Jahr noch keine alpine Unternehmung hatte, war dies bis dato mein einziger richtiger Adrenalintrip. Für einen Sportkletterurlaub doch schon erstaunlich.
Den berühmtesten Felsen, die Aguglia in der Cala Goloritzè, müssen wir leider auslassen. Der leichteste Aufstieg auf die sächsisch anmutende Felsnadel ist 6b+ (sächsisch VIIIb) und der Weg ist teilweise selber abzusichern. Die Länge beträgt 165 m, die Schwierigkeiten sind permanent und der Zustieg dauert mind. 1,5 h. Angesichts der Temperaturen sind unsere Erfolgsaussichten gering und der Spaß würde sich wohl in Grenzen halten. Sardinien bietet fast nur Aufstiege ab 5a (sächsisch VIIa) und die Masse liegt bei 6a (sächsisch VIIIa) aufwärts. Von daher ist sie für Anfänger weniger geeignet und man sollte prinzipiell eine gute Kondition mitbringen. Das Leben ist relativ teuer, die Zeltplätze in der Nebensaison ab 6 € (ein Stern) pro Person, Zelt und Auto extra. In Pizzerias kann man für 10 € mit Getränk sehr gut speisen, in Restaurants ist unter 20 €/ Person nichts zu machen. Allerdings ist das Ambiente vieler Gaststätten in der Nähe des Meeres dermaßen überwältigend, dass man oft den Vorzügen eines nicht selbst zubereiteten Mahls den Vorrang gibt.
Der Kurztrip angesichts der Reisestrapazen neigt sich dem Ende zu. Noch einmal wollen wir den fantastischen Fels berühren. 40 km vor Olbia in der Nähe von Posada vollbringen wird unseren letzten „Kletterstreich“. Eine niedliche kleine Wand mit unspektakulärem Fels. Gefühlvoll genießen wir jeden Zug. Eine 6a+ bildet das Ende unserer klettertechnischen Umrundung Sardiniens. Die Route wirft mich erbost ab. Eine vorhergehende Seilschaft aus Österreich gibt ihr mind. die Schwierigkeit 6b+. Ein harter Seitzug und dann ein genialer Aufrichter an abschüssigen Leisten. Das war`s! Etwas zaghaft bitte ich Marion: noch eine Tour! Doch sie winkt ab und blinzelt mich böse an! Na gut, es ist Schluss!
Widerwillig fahre ich in das Heck des Schiffes. Nach einem heißen (was auch sonst!) Tag am Strand malten wir uns unsere Finca mit Meerblick in ausschweifenden Beschreibungen nach dem Lottogewinn (spielen wir gar nicht!?) aus. Bedrückt stehen wir auf dem Heck der Fähre und langsam entfernen sich die Lichter der Stadt. Wir fühlen uns wie auf einer Galeere. Die Silhouette der Felsküste bildet im Mondlicht ein unwiederbringliches Bild. Schwach vermuten wir die Felsen, an denen wir zuerst geklettert sind. Ich bin niedergeschlagen. Was für eine wundervolle Insel. Das Paradies? Zum Glück gibt es in 2 Wochen wieder eine Kletterfahrt nach Sachsen. Meine Hände sehnen sich nach sächsischem Fels. Unser Paradies! Leise verschwindet der Horizont mit den letzten Felsen im Meer.

Elbsandstein – Den Göttern so nah – 2004

Der Satz kommt nicht von ungefähr, wenn man die Bekanntschaft eines etwas älteren Altvorderen machen durfte, der einem sympathisch ist und das Ganze auch noch auf Gegenseitigkeit beruht. Die Rede ist von Jochen (Josh) Koepernik, mit dem mir die Ehre zu Teil wurde, eine Woche lang zu klettern, sein Seil zu tragen und auch sonst irgendwie nützlich zu sein. Alte Haudegen sind rar, darum nutzte ich einst (vor 4 Jahren) meine Chance, ihn kennen zu lernen, als ihm Hanna Koepernik (Mutti von Josh) in der Pfalz meine Dienste als „Sicherungsneger“ anbot. Josh wohnt übrigens in Stuttgart und braucht ca. 1,5h in die Pfalz.

Eine für mich bedeutsame Freundschaft hat sich daraus entwickelt, die uns circa einmal im Jahr gemeinsam an die Felsen führt. Er lobt immer meine Motiviertheit und meine nie enden wollende Kletterlust, die es auch ihm leicht macht, die Zeit in den Felsen gemeinsam zu verbringen. Josh gehört für mich zu den Kletteridolen der ersten Stunde. In der Kletterschule von Egon Schmidt geschmiedet ging er schnell seinen eigenen Weg und gehörte zu den Besten, die Dessau je zu bieten hatte. Dazu als kurze Anekdote: Anfang Juni dieses Jahres kletterte Josh eine IXb am Gipfelbubenkopf mit 2 zusammen getapten Fingern (da er sich 1 Jahr vorher in einem Finger eine Sehne angerissen hatte)!!! Für jemand der wie ich, sich das meiste selber aneignen musste, ist eine solche Beziehung ein unermesslicher Informationspool, Motivator und eine Schule auf dem Weg zu höheren Graden.

Doch genug geschleimt! Nach dem Korrektur lesen hatte mich Josh schon darum gebeten, es nicht zu übertreiben. Doch meine Dankbarkeit kennt keine Grenzen! Eine wundervolle Woche in der Dessauer Hütte mit genialem Wetter (für Nordwände) erwartete uns. Am ersten Tag begleiten uns weitere „Götter in kurzen Hosen“: Christoph Bode (Egon Schmidt – Schule) und Klaus Paul, ein bekannter Erschließer des Ostharzes.  Eine VIIc an der Höllenwand zum Anfang lehrt mich gleich das Fürchten, denn an der Schlüsselstelle hänge ich wie ein Boxer in der 12. Runde: Ich komme nicht hoch! Nur mit Benutzung des Ringes gelingt mir diese Stelle.

Das fängt ja gut an, denke ich mir und leichte Resignation macht sich breit. Doch Jochen tut es als schwere Einzelstelle ab, in der große Leute wie ich immer Schwierigkeiten haben würden. Dieser hoffnungslose Optimist!

Um ein paar Gipfel zu sammeln machen wir dann ein paar leichtere Routen im VI. Grad und zum Abschluss die Rostige Wand (VIIc) am Friensteiner Zacken. Eine wunderbare Genießertour, die allerdings voraussetzt, dass man dies auch beherrscht, da die Absicherung im unteren Teil nur sehr vage ist.

Joshs Gesundheitszustand ist noch sehr instabil, er war gerade erst 3 Wochen wegen einer starken Grippe krankgeschrieben. Und so sammeln wir am nächsten Tag nur ein paar Quacken am Pfaffenstein.

Der Mittwoch startet sehr geheimnisvoll. Josh ist sehr still und quält sich mit den allmorgendlichen Auswirkungen der immer noch existenten Erkältung herum. Ich spüre die Spannung, die ihn umgibt. Ohne viele Worte und ohne Fragen meinerseits machen wir uns auf den Weg. Das Ziel wird nicht definiert, Josh ist voll konzentriert und sagt nur, dass eventuell, je nach Gesundheitszustand beim Eintreffen am Einstieg, eine Aufgabe auf uns warten würde. Oh Gott, eine Aufgabe. Nach Joshs Definition heißt das, es wird schwer, es wird lang und es wird ernst! Ein Klassiker, so hoffe ich inständig und bin mir dessen aufgrund seines Aufhebens ganz sicher. Plötzlich stehen wir vor dem Rauschenstein, unwissend der Wege, die sich daran befinden, blicke ich ehrfürchtig nach oben. Josh wird noch stiller und er holt den Führer hervor. Ein kurzer Blick, den ich erhaschen kann, fällt auf einen absoluten Klassiker des Elbsandsteingebirges. Die Gondakante(VIIIa) ist an diesem Felsen, erwähne ich beiläufig. Die „Aufgabe“ nimmt Gestalt an, denn jetzt wird mir klar, worin unser Tagesziel besteht. Josh sagt keinen Ton und bestätigt damit meine Vermutung. Ähnlich dem Anblick einer schönen Frau brodelt es plötzlich in meinem Magen und kindliche Verzücktheit überwiegt meine Aufgeregtheit. Josh legt sich in den Schatten, analysiert die Route, erhebt sich, sortiert seine Ausrüstung und legt sie an.

Voll konzentriert bewegt er sich vom Einstiegsüberhang empor. Nach ca. 18m der erste Ring. Durchschnaufen! Mein Hals wird steif! Geräuschlos gleitet das Seil durch meine feuchten Hände. 40m. Der erste Stand. Ich mache komische Verrenkungen um meine Halswirbel wieder zu beleben. Josh fragt nach Traubenzucker. Habe ich nicht, sage ich. Dann bring mir ´ne Bemme und ´nen Appel mit, bittet mich Josh. Mein Herz klopft in der Halsgegend, als wollte es versuchen diesen Körper auf dem kürzesten Weg zu verlassen. Am 1.Ring denke ich, war doch gar nicht so wild, doch jetzt wird es ernst. Senkrechte ausdauernde Kletterei an kleinen Griffen folgt. Noch 3m bis zu Josh. Ich stöhne und ächze. Verzweifelt stemme ich mich gegen den Seilzug, der stärker wird, doch es nützt nichts, ich muss die Arme ausschütteln und setze mich hinein. Schnaufend komme ich bei Josh an. Er vertilgt in aller Ruhe seine Wegzehrung und auf gehts! Stand, höre ich es rufen. Erleichtert mache ich mich um des schnellen Vorsteigers an’s Werk. Eine herrliche Henkelkante erwartet mich.

Nach 30m Metern, am Ende einer kleingriffigen Wand über dem 3. Ring, gerate ich ins Stocken. Ratlos keuchend sehe ich in Joshs grinsendes Gesicht. Henkel sind alle, jetzt kommt die Schlüsselstelle, nach ca. 60m senkrechter Kletterei! Verwirrt lasse ich mich ins Seil plumpsen. Das der Gonda hier so eine Gemeinheit „eingebaut“ hat!? Verzweifelt versuche ich alle Techniken, die ich in den letzten Jahren erlernt (zu glauben) habe, anzuwenden. Prustend erreiche ich in aussichtsloser Körperhaltung den Seitgriff. Fuß hoch. Noch ein Seitgriff.

Die Augen verdrehend klemme ich in der Ausstiegsrinne. Geschafft! Am lachenden Josh vorbei steige ich weiter zum Gipfel. Bei mir angekommen entfährt Josh ein das Mark erschütternder Gipfelschrei. Wie oft stand er voller Erfurcht unter der Wand und traute sich nicht. 7 oder 8mal. Heute hat er es vollbracht. Eine Bergfahrt, wie man sie sich erträumt. Und ich durfte dabei sein. Danke Josh! Völlig entspannt genießen wir noch eine VIIb an einem der Wachtürme. Was für ein Tag!

Der Nächste beginnt ähnlich „spektakulär“. Wir hängen beide einen Sack auf, an der Steinschluchtwand, einer unbedeutenden Quacke in der Nähe der Schrammsteinbaude. Der NW – Kamin (I) ist so grün und unüberwindlich. Lachend besteigen wir den Gipfel über eine „leichtere“ IV.

Der Name „Hauch des Satans“ (VIIIb, Schießgrundscheibe) sollte eigentlich für sich sprechen, doch er hatte auf Joshs Antrieb keinen Einfluss. Eine ¾ – Stunde betätigt er sich als Ausgleichsgewicht für meine schwachen Beine. Deswegen also hängt der Ring so tief, stellen wir erstaunt fest. Doch plötzlich knackt Josh in einer Abfolge mir nicht nachzuvollziehender Bewegungen und eines unwirklichen Kraftaktes die „unmöglichen“ 2m. Und wie soll ich da hochkommen, lautet meine entmutigte, keiner Antwort bedürfende, Frage? Am Gipfel bekomme ich eine symbolische Spritze hinter meinen Namen gemalt. Soll heißen, der Typ musste halb hochgezogen werden. Die Fingerkuppen meiner Hände leuchten rot und man kann leicht den Skelettaufbau der menschlichen Hand nachvollziehen. Zu meiner Beruhigung lesen wir, dass Josh die 6.Begehung in 24 Jahren geholt hat und dass er sie mindestens als VIIIc einschätzt! Gott sei Dank, VIIIc kann ich sowieso noch (Optimist!) nicht klettern.

Die Tage fliegen vorbei. Wir sammeln Gipfel und Wege bis VIIIb. Am Ende jeden Tages bin ich am Ende meiner Kräfte. Den Abschluss bilden am Freitag die Zwillinge am Pfaffenstein mit „Zwischen Himmel und Erde“ (VIIIb). Ein toller Weg mit der Schlüsselstelle am 1.Ring und kleinen Griffen an einer leicht überhängenden Wand. Juchzend nimmt Josh mich am Gipfel in Empfang. Er ist „satt“. Zufrieden zurückblickend hat er sich einen Traum erfüllt und wundervolle Klettertage erlebt. Bei mir ist der Stellenwert dieser Woche gar nicht hoch genug einzuschätzen. Sicherlich der schönste meiner sächsischen Aufenthalte.

Die Gewissheit, mit Josh bald wieder „in die Felsen“ zu fahren gibt mir einen ungeheuren Schub und ist ein Antrieb für mich. Sehnsüchtig gleiten die Felsen in Gedanken an mir vorbei. Es ist schön, den Göttern so nahe zu sein.

Eisklettern Österreich – 2004

Man o man, da musste man sich sogar schon beim Skifahren im Salzburger Land in derartigen Höhen über 2500m bewegen, um dem Pulverschnee zu frönen. Und jetzt fahren wir bei allerfeinstem Sonnenschein durch das schmale Tal, auch Engstlinger  Boden genannt, Richtung Weißsee. Entspannt lassen wir uns auf die Sitze der Gondel Richtung Rudolfshütte plumpsen. Mit diesen Rucksäcken die Abfahrt zu „genießen“, dass wollen wir uns dann doch lieber ersparen und so lassen wir die Skier im Auto. Andre’ hatte außerdem einen kleinen Unfall und bekommt nur noch die Luft, die gerade ausreicht, nicht in Ohnmacht zu fallen. Tja, beim Skifahren immer auf den Vordermann achten!

Da wir etwas zeitig da sind, ziehen wir uns die Finger an der Indoor- Kletteranlage lang. Nachdem uns Uwe am Abend als Ossis identifiziert hat und somit seine Mannschaft vollzählig ist, lernen wir uns beim Abendessen ausgiebig kennen. Uwe bespricht mit uns das Programm der nächsten 3 Tage. Morgen geht es erstmal zur Staumauer zum testen und ausfeilen der persönlichen Technik und Taktik. Der Morgen verspricht uns einen stürmischen Tag und so legen wir alles an, was der Rucksack zu bieten hat. Mit 70km/h versucht uns der Föhn von der 50 bis 55° steilen Eiswand zu blasen.

Wir spulen unser Programm ab und Andre’, Manfred, Andi und ich bekommen unsere Defizite aufgezeigt, woraufhin wir an deren Beseitigung arbeiten. Nach 5 Stunden haben wir jedoch die Faxen dicke und ziehen uns in die Hütte zurück. Das wird allerdings der denkwürdigste Aufstieg, den Andre’ und ich je erlebt haben. Keine 50 Höhenmeter und 250m Luftlinie liegt die Hütte entfernt. Wir brauchen über eine halbe Stunde.

Der Sturm drückt uns immer wieder zurück und peitscht uns ins Gesicht. Bei einer Außentemperatur von -3°C haben wir eine gefühlte Temperatur von etwa -30°C!!! Am Ende haben Andi am Hals und ich auf der Wange leichte Erfrierungen. Nachdem ich die Batterien in der „Digi“ gewechselt habe, gelingen mir noch ein paar denkwürdige Fotos von Andi und vor allem von Uwe, der aussieht als komme er geradewegs aus der Kühltruhe vom Schockgefrieren (wegen der Haltbarkeit…).

Uwe wäre vorher fast ein Opfer des Sturms geworden, als er versuchte die Eisschrauben aus den Topropes auf der Staumauer zu holen. Dank seines 40kg- Rucksacks(!) hob er jedoch nicht ab!

Nachdem ich die Batterien in der „Digi“ gewechselt habe, gelingen mir noch ein paar denkwürdige Fotos von Andi und vor allem von Uwe, der aussieht als komme er geradewegs aus der Kühltruhe vom Schockgefrieren (wegen der Haltbarkeit…).
Der theoretische Teil zieht sich doch noch etwas hin.

Überaus interessant, da Andre’ und ich keine Ahnung von Wetterkunde und Kartenlesen haben.  Uwe erklärt prima vom Urschleim („da war ich in der Schule wohl krank!“) bis zum Lesen einer Tour im Hochgebirge inkl. Beachtung des Lawinenberichtes. Anhand einer aufgeschnittenen Kartoffel erklärt er die Höhenlinien auf der Karte. Doch auch in der Hütte gibt es Action und Gefahr! Beim Vorsteigen in einer stark überhängenden Route verpasst Andi das Seil am 4.Bolt zu klinken und stürzt. Halb so wild, wäre da nicht die Expresse gerissen!!! Einem Meter über dem Boden! Andi stürzt auf die Seite und zieht sich Prellungen an Hüfte und Schulter zu. Glück im Unglück! Am Abend werden alle Expressen kontrolliert und noch eine ausgetauscht! Der TÜV wäre gerade erst da gewesen und hätte alles kontrolliert, wurde uns versichert, nur was, ist noch ein wenig fraglich! Auch ich mache mir Vorwürfe: Erst überrede ich Andi, die Tour zu klettern. Bei seinem Sturz gehe ich einen Schritt zurück und nach unten. Doch es reicht nicht, er hatte zu viel Schleppseil. Da ich mich für einen erfahrenen Sportkletterer halte, hätte ich die Situation schneller einschätzen müssen und weiter zurückspringen sollen!

Die Umstände ließen ein mögliches Versagen der Expresse vermuten. Zur Strafe dürfen Andre’ und ich am nächsten Tag den Abstieg in Angriff nehmen. Uwe und Manfred fahren mit den Skiern runter und Andi lässt sich, als kleines Trostpflaster für die gerissene Expresse, von der Pistenraupe kutschieren. Der Föhn ist noch zu stark und die Lifte fahren immer noch nicht. Am Parkplatz in der Kneipe sagt uns der Wirt, dass die Lifte jetzt wieder fahren.

Dankbar nehmen Andre’ und ich die Info hin.  Fazit: Auch graue Theorie kann sehr interessant sein, wenn vom Richtigen vorgetragen (Uwe) und in Verbindung mit dem hautnahen Erlebnis eines echten Föhnsturmes auch noch die faszinierenden Umstände, die einem im Hochgebirge ereilen können. Also trotz alledem ein interessantes Wochenende mit interessanten Leuten, interessantem Wetter und interessanten Begebenheiten.