Da ist nichts – Arco im Frühling – 2017

Diese kurze und prägnante Aussage Hellas – „da ist nichts!“ musste ich mir während unseres Kurztrips nach Arco eine Woche vor Ostern 2017 ständig anhören. Er bezieht sich auf die nicht vorhandenen oder „schlecht platzierten“ Griffe an den Kletterwegen rund um Arco. Doch dazu später mehr.

Prinzipiell ist die Auswahl der Kurztrip-Möglichkeiten während der Schulferien bei uns immer abhängig von den Flugpreisen (für eine Städtereise) in Europa und vom Wetter und natürlich von einem prioritären Ziel. Ersteres fiel auf Grund der Nähe zu Ostern respektive zu den in ganz Deutschland fast gleichen Ferienbeginn aus, da sich die Flugpreise für London (prioritäres Ziel) vom Donnerstag vor den Ferien auf den darauf folgenden Freitag verfünffachten. Auch zu anderen Destinationen in Europa verhielt sich der Aufschlag exorbitant.
Zweiteres, das Wetter, schloss Deutschland leider komplett aus – Regen, Wind und Temperaturen bis maximal 10°C!
Der Blick auf die in der Wetter-App gespeicherten Orte machte die Entscheidung dann relativ einfach – Arco mit Sonne satt und bis zu 23°C!

Wer einmal vom Arco- oder Gardasee- Virus infiziert wurde, kehrt immer wieder an die Orte am oder um den Gardasee zurück. Nach einem Kurztrip im Oktober letzten Jahres jetzt also wieder. Aber das tut beim Gardasee der Vorfreude keinen Abbruch. Zu vielfältig und –zählig sind die sportlichen und auch kulturellen (SHOPPING-!!!) Möglichkeiten.

Arco befindet sich nordöstlich des Gardasees und ist ca. 7 km von Riva und dem eigentlichen Gardasee entfernt. Wenn man antizyklisch fährt oder auch mit Glück schnell durch kommt, muss man mit ca. 8 h Fahrzeit und 3x Maut (Wochenvignette Austria ca. 10 €, Brenner 9 € und Autobahnmaut bis Rovereto Süd ca. 13 €) rechnen. Falls man es bei Tageslicht schafft, die genannte Abfahrt genommen und in Arco gebucht hat, erschließt sich dem Betrachter nach dem kleinen Örtchen Nago ein phantastischer Blick auf den See, Torbole, (Teile von) Riva, die Berge rings herum und natürlich Arco mit seinem Hausberg, dem Colodri. Wir hatten uns dieses Mal eine Unterkunft direkt in Arco, ca. 50 m vom Zentrum entfernt, gesucht. Eine Bed & Breakfast Unterkunft namens B & B Villa Principessa (4 Nächte mit Frühstück 420 €) in Form von Luca, dem Eigentümer, begrüßte uns überaus herzlich. Ehrlicherweise überwiegt mit zunehmenden Alter die Bequemlichkeit und die beiden tollen Zeltplätze „Arco“ und „Zoo“ sind nur noch 2. Wahl. Die Zimmer bei Luca sind frisch saniert, riesig und sehr gut ausgestattet (komplette Küche). Das Frühstück findet im Garten unter Palmen statt und dafür, dass er und seine Frau das alles selber machen, war es üppig und mit Liebe zum Detail überaus vielseitig.

Der erste Tag sollte uns an unsere letzte Wand im Oktober führen – Belvedere (kurz vor Nago). Dieser kleine aber feine Sektor hat einen fantastischen Ausblick auf Torbole und den See. Hier kann man wirklich DIE Kletterbilder schießen, die man sonst nur aus den Kletterzeitungen kennt. Zudem bietet der Sektor viele leichte Routen, was natürlich gerade den Aufenthalt mit Kindern hier sehr erfolgreich gestalten lässt. Ab der Franzosen- Schwierigkeit 3 aufwärts bis zum unteren 7. Grad findet man hier alles, was das Herz begehrt.

Die Absicherung ist übertrieben gut, i.d.R. lässt der Geübte die ersten beiden Bohrhaken aus. Die Umlenker sind mit Schraubern ausgestattet, ein Umbauen und abseilen ist also nicht notwendig. Das Gefährlichste ist die Straßenüberquerung genau in einer Kurve. Von Arco kommend parkt man am letzten Aussichtspunkt vor Nago auf der rechten Seite und ist dann nach dem erwähnten Adrenalinkick in 2 min bei den Einstiegen. Wenn dieser Parkplatz besetzt ist, was an Wochenenden eigentlich ab 11:00 Uhr immer der Fall ist, muss man den Parkplatz nach dem Kreisverkehr und einen etwas längeren Zustieg nehmen.

Prinzipiell bieten die Routen in Belvedere in den unteren Graden noch immer ordentliches Klettervergnügen, auch wenn der aktuelle Kletterführer sagt, dass diese schon arg abgespeckt sind.

Bei den meist großen Griffen sollte dies aber kein Problem sein. Lediglich bei den Routen, die zwischendurch auch ein Bewegungsproblem beinhalten (Storch 5b), wird es etwas tricky, da man auf schmierigen Tritten einfach mal aufstehen muss.
Wir haben inkl. des letzten Besuches praktisch jede Route von links nach rechts bis zur Tour „Fassan“ getoppt. Dabei haben wir den Grad 5b+ nicht überschritten und man kann sagen, dass alle lohnenswert sind. Lediglich Hella, unsere 11- jährige Tochter empfand gerade die Touren, in denen man ein wenig Verschneidungskletterei hatte oder auch mal piazen musste als grifflos – „Da ist nichts!“. Trotzdem hat sie hier ihre ersten Vorstiege bravourös gemeistert und auch Marion, meine Frau, hatte bei diesen Hakenabständen große Lust zum Vorsteigen.

Der nächste Tag sollte mit der Begehung eines Klettersteiges begangen werden. Die Gardasee-Berge bieten eine Vielzahl an Klettersteigen jeden Couloirs. Unser Ziel sollte der Via dell’Amicizia (6 h) sein. Start ist in Riva oder besser gesagt das Parkhaus auf der Straße nach Brescia. Hier sind 12 € für 6 h zu berappen, so der Aushang, jedoch bezahlten wir am Ende „nur“ 7 €. Woanders kostenlos zu parken, kann man gerne probieren, ist allerdings aussichtslos. Da wir als Eltern den Klettersteig bereits 2 x begangen haben, wussten wir um deren Länge resp. Anstrengung und hielten aber den Zeitpunkt für gekommen, dass auch ein Teenager diesen „packen“ könnte. Der Anstieg ist lang und die Vormittagssonne gnadenlos.

3 Liter Wasser und 3 kleine Kola als Gipfelbelohnung sind auskömmlich.
Allerdings gibt es kurz vor dem Einstieg zum Klettersteig auch eine Hütte, die aber glaube ich, nur am Wochenende von Einheimischen ehrenamtlich betrieben wird. Der Klettersteig selber ist dann eher unschwierig (für Kletterer), dafür sind die Aussichten teilweise sensationell. Man bewegt sich hauptsächlich auf Leitern, die allerdings ein wenig von der Wand abstehen und zudem teilweise eine beachtliche Höhe erreichen. Am Gipfel kann man sich dann für ein spektakuläres Gipfelfoto ablichten lassen, bevor es an den Abstieg geht.

Der Kürzeste (Weg 418, dann 402) ist auch der Anstrengendste. Nie enden wollende Kehren führen hinab und wenn das Kind am Ende noch „Ein Hut – ein Stock – ein alter Mann…“ spielen kann, dann hat man alles richtig gemacht.

Unbedingt muss man natürlich im Anschluss an einen solch tollen Tag noch die engen Gassen mit ihren unzähligen Kletterläden in Arco besuchen. Wer nichts sucht, wird garantiert fündig, da irgendwo ein Schnäppchen lauert. Hella ergattert neue Kletterschuhe, die sie allerdings auch brauchte, daher eher kein Schnäppchen. Trotzdem macht das ganze viel Spaß und vor allem am Ende des Tages eine Pizza auf die Faust direkt am großen Markt (Kirche) lässt diesen Tag als perfekt abschließen.

Der 3. Tag bei fantastischem Wetter (24 °C und Sonne satt!) soll wieder dem Klettern gewidmet sein. Allerdings klappte das nicht auf Anhieb…

Der Sektor B im Gebiet „Marmitte die giganti“ existiert nicht mehr, alle Bohrhaken wurden bündig abgesägt. Mglw. haben sich da einige „Kletterer“ schlecht benommen, denn es handelt sich um Privatgrund. Und trotz der Hinweise im Kletterführer halten sich Einige nicht dran und benehmen sich wie Idioten!
Also auf zum Nächsten! Das Gebiet „Nago“ befindet sich von Arco aus gesehen hinter Nago. Entweder man parkt unten (an der Kapelle) oder oben (große Schilder für die MTBer), je nach dem wo man hin will. Denn dieser Felsriegel ist ewig lang und erstreckt sich von Nago den Weg hinauf zum Monte Baldo. Wir waren ganz oben im Sektor I Ciclopi.

Auch hier sind die Routen schon „schön“ abgespeckt, jedoch tut das dem Spaß keinen Abbruch. Für Hella ein paar Vierer und für Vati eine 6a, dann ist der Kletterhimmel wieder in Ordnung. Allerdings entpuppte sich der Name „C’e’qualcosa“ („rechteste“ und letzte Route in diesem Gebiet) bei näherer Betrachtung und freier Übersetzung tatsächlich als Quälerei. Tja, das Hallentraining war dann wohl doch nicht so regelmäßig. Doch nach ein wenig Tüfteln gelingt auch dieser Weg und meine Mädels „quälen“ sich auch hinauf.

Man sollte es nicht glauben, aber auch in 4 Tagen bei dieser Anreise kann man sich wunderbar erholen. Und Arco ist einer der Orte, an denen das perfekt gelingt, obwohl „die“ nicht so viele Griffe haben…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert