Das einzige Hindernis für einen noch entspannteren Urlaub ist das seltsame Englisch, was der Thailänder gemeinhin spricht. No Rei bedeutet nichts anderes als No Rice, also kein Reis. Die Thailänder lassen oft den hinteren Teil vieler englischer Wörter einfach weg, so dass die Verständigung oft umschlägt in heitere Begriffe raten. Nichtsdestotrotz ist Thailand ein phantastisches Reiseland.
Unser Trip, Hella, Marion und meiner, beginnt nachts mit der Taxifahrt vom neuen Flughafen zu unserem Hotel im Herzen Bangkoks. Der Schritt aus dem klimatisierten Flughafen auf die Straße gleicht einem heißen feuchten Ganzkörperumschlag, obwohl es bereits 19:00Uhr ist. Die ersten Atemzüge fallen schwer. Unser Fahrer kennt keine Geschwindigkeitsbegrenzung, die es in der Tat auch offensichtlich nicht gibt. Bei Ankunft eilt uns sofort ein Hotel-Angestellter entgegen und übernimmt das Gepäck. An der Rezeption liegt ein Umschlag mit allen Reiseunterlagen für uns bereit. Wir hatten im Vorfeld bei einem Reiseunternehmen („Erlebe Thailand“) 3 Bausteine gebucht, die im Einzelnen noch beschrieben werden. Im 1. Baustein war auch der Transfer zum Hotel enthalten. Entspannt lassen wir uns auf die Holzstühle auf der anderen Straßenseite des Hotels fallen und nehmen unser 1. Mahl und Getränk ein. Hier offenbart sich dann auch das Problem, dass uns noch 3 Wochen begleiten wird: Hella mag das Thai- Essen nicht!
Auf dem Weg zu unserem 1. Baustein, Fahrradtour durch Bangkok, quetschen wir uns an einem schier chaotischen Gewirr aus Straßenverkaufsständen, fahrenden Küchen und Bettlern vorbei. Unsere 1. Schifffahrt mit einer Art Wasserbus liegt hinter uns. Dass wohl beste Verkehrsmittel im Moloch Bangkok. Die Straßen zu betreten ist schier lebensgefährlich, jeder fährt wie es ihm gefällt. Die Anzahl und Art der Fahrzeuge scheinen unerschöpflich. Endlich erreichen wir das verabredete Hotel. Die Fahrradtour führt uns durch 2 Führer begleitet zu den unbekannten ruhigen Orten, aber auch zu einigen großen Tempeln (Wat), unter anderem dem größten sitzenden Buddha in Bangkok.
Wir fahren vorbei an Reisfeldern und Bananenplantagen auf sehr engen (ca. 1,50 m) breiten erhöhten Betonpfaden. Es gibt zahlreiche Erklärungen zu Tempeln und Anbauarten. Ein wirklich gelungener 1. Tag.
Schon am nächsten Tag verlassen wir Bangkok Richtung Norden zur berühmten ursprünglichen Hauptstadt Ayutthaya, unserem 2. Baustein.
Freundliche Menschen weisen uns den Weg zum Hauptbahnhof von Bangkok. Einer versteht uns falsch und will uns unbedingt zur Tourist- Info schicken. Dort, nach unserer 1. Tuk- Tuk- Fahrt (Moped mit 3 Rädern und relativ bequemen Sitzmöglichkeiten) angekommen, lichtet sich das Dunkel schnell. Sofort nachdem die freundlichen Thais bemerken, dass Sie uns nichts verkaufen können (wir dachten, hier kriegen wir die Fahrkarten billiger, gibt aber nur Touren) werden wir sanft nach draußen komplementiert. Schließlich erreichen wir den gar nicht so großen Hauptbahnhof (3 x so groß wie Dessaus Hbf.). Froh, Bangkok endlich verlassen zu können, lassen wir uns in die Sitze der 2. Klasse plumpsen. Billiger als Zugfahren kann man sich in Thailand wirklich nicht bewegen. Die Fahrt kostet keine 5 € pro Person. Ein junger Mann dreht alle Sitze in Fahrtrichtung (bei der DB undenkbar). Nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof sieht man einen Teil der Slums. Direkt neben den Schienen beginnen die kleinen Holz- oder Blechhütten. Die Menschen benutzen die Gleise, als wären sie auf dem Boulevard. Die andere Seite von Bangkok.
Die Fahrkartenkontrolle ist ein Highlight. 3 (!) Männer in maßgeschneiderten Junta-ähnlichen Uniformen betreten den Wagen. Einer kontrolliert und sagt laut der wichtigsten Infos auf den Fahrkarten an, der 2. notiert alles akribisch, der 3. folgt schweigend.
Kurz vor Ankunft kommt einer der Männer und weißt uns freundlich daraufhin (ebenso undenkbar bei DB), dass wir jetzt aussteigen müssen. Während der gesamten Fahrt durchqueren ununterbrochen Männer, Frauen und Kinder den Zug mit ihren anzupreisenden Erfrischungsgetränken.
Am Hotel erwartet uns schon unser nächster Trip in Form eines Tuk- Tuks mit Fahrer, ein nachmittäglicher Besuch der Ruinen der alten Königsstadt Ayutthaya. Allerdings läuft das Ganze etwas enttäuschend ab. Er fährt uns lediglich herum, er kommt auch nicht mit hinein in die bewachten und eintrittspflichtigen Kultstätten. So müssen wir uns alleine umsehen und die Beschreibungen auf den Schautafeln studieren.
Als Hella die Touri- Elefanten sieht, ist es natürlich aus. Hella hat ihre helle Freude auf dem Dickhäuter. Marion und ich sitzen wie 2 bedepperte Pauschaltouristen auf der Rückensitzbank. Artig winken wir allen japanischen Touristen auf ihren Rüsseltieren, die das aber ähnlich euphorisch wie Hella empfinden.
Jetzt kommt der aus Hellas Sicht spannendste Teil der Reise. Die Fahrt mit dem Nachtzug quer durch Thailand. Die Rückfahrt nach Bangkok am nächsten Tag verbringen wir ausversehen (ich sollte die Tickets holen!) in der 3. Klasse. Die Tickets gibt es praktisch geschenkt (4 € zusammen!). Der Zug ist voll, jedoch wird für Marion und Hella sofort ein Sitzplatz auf einer Holzbank geräumt. Ein auf den 1. Blick netter Thai entpuppt sich als lästige Plappertasche, sein Englisch ist kaum zu verstehen und seine Aussprache sehr feucht. Soviel ich verstehen kann, heißt er uns in Thailand willkommen und preist die wichtigsten Reiseziele an.
An jeder vielbefahrenen Straße, die die Bahnlinie kreuzt, muss der Zug auf die scheinbar niemals endende Fahrzeugschlange warten, Verspätungen sind damit vorprogrammiert.
Pünktlich verlassen wir zum 2. Mal den Hauptbahnhof. Sofort kümmern sich mehrere Mitarbeiter um die Fahrgäste und wollen Getränke und Abendmenüs an den Mann und die Frau bringen. Die meisten Fahrgäste sind jedoch junge Trekker, die jeden Baht 3 x umdrehen, obwohl Essen und Trinken in Thailand wirklich günstig sind. Auch die Aufschläge in Zügen oder am Strand halten sich in Grenzen. Gegen 22:00 Uhr werden die Sitze in Betten umgebaut, frische Bettwäsche wird aufgezogen und der Vorhang zugezogen. Hella nimmt begeistert ihr Bett in der Oberetage in Beschlag. Ich schlafe lange vor ihr ein.
Der Morgen ist wenig verheißungsvoll. In Erwartung der Ankunft in Surat Tani um ca. 6:30 Uhr quälen wir uns aus den Betten und erledigen die notwendige Morgentoilette. Nach der freundlichen Ablehnung eines Frühstücks hören wir, dass der Zug zwischen 2 und 4 h Verspätung hat. Natürlich werden es 4 h. Nach nochmaliger 4- stündiger Busfahrt (eine Zugverbindung gibt es nicht) erreichen wir den Terminal von Krabi. Wie immer wenden sich sofort geschäftsträchtige Thais an uns. Doch durch die Zugverspätung verpassen wir die letzte Fähre nach KoPhiPhi. Im Frühling fährt die letzte Fähre 15:00 Uhr. Auf dem Terminal haben sich diverse Touren- und Reisevermittler niedergelassen. Wir wenden uns an einen. Sofort organisieren sie eine Verbindung zum schon gebuchten Hotel auf der Insel. Nach einigen Versuchen übergeben sie uns ihr Handy. Eine Umbuchung ist so kurzfristig leider nicht möglich. Die Vermittler verschaffen uns ein Hotel mit Pool, Fähre und Transfer für den nächsten Tag. Das erste Mal sehen wir aus dem Hotelzimmer das Meer, bzw. das was davon übrig ist, es ist Ebbe. Am Abend fährt uns ein Hotelangestellter in die unweit gelegene City.
Wieder tritt ein bereits einige Male erlebtes Phänomen auf. Viele Thais, Männer wie Frauen, bleiben bei Hellas Anblick wie angewurzelt stehen und bestaunen sie. Einige weisen hektisch ihre Kinder oder Bekannten auf das blonde Mädchen hin. Viele rücken unaufdringlich näher und berühren Hella am Arm oder am Kopf. Dabei lächeln sie von einem Ohr zum anderen und sagen Dinge wie: „You have so ni(ce) hair“(die Thais sagen nei wie beim erwähnten Reis…) oder „I love you(r) hair“. Es ist faszinierend, nie irgendwie lästig und macht einen auch stolz. Zum Grund dieses Handelns gibt es 2 Versionen. 1. Die Thais lieben Kinder über alles (wir haben das auch bei Thai-Kindern oder Babys beobachtet) und schöne Kinder ganz besonders.
Wenn sie dann noch blond und weiß sind, nimmt der Stellenwert noch zu. 2. Es soll Glück resp. Geldsegen bringen (ich sollte doch noch öfters mit Hella kuscheln!).
Die Märkte in Thailand sind unglaublich vielfältig und bunt. Es gibt alles. Das Feilschen um jeden noch so geringfügigen Artikel gehört dazu. Erschöpft lassen wir unseren 8. Hochzeitstag auf unserem Meeresblickbalkon ausklingen.
Langsam wendet das Schiff und fährt hinaus in die offene ruhige See. Hella und ich sitzen ganz vorne an der Spitze des großen Bootes auf dem Deck. Unzählige Felsen und befelste Inseln tauchen aus dem Wasser auf und verschwinden hinter uns wieder. Wir raten, welche der Inseln wohl KoPhiPhi ist. Langsam wird sie größer und größer. Nach ca. 30min und einer halben Umrundung tut sich vor uns der lange Sandstrand auf. Unzählige Hotels haben sich in Strandnähe positioniert.
Kaum angelegt muss man eine Gebühr (5 €) für die Benutzung des Eilands leisten. Dann folgt der Spießrutenlauf an gefühlten 100 Männern mit Hotelschildern vorbei, danach kommen unzählige Stände für Touren, Tauchen und Klettern in der Umgebung. Dazwischen immer wieder laute Zwischenrufe von Männern, die ihre Longtailboote feilbieten. Plötzlich geht unser Roll- Koffer in die Knie‘. Die Rollen haben sich nach außen gedreht, der Korpus schleift auf dem Boden. Genervt von den unzähligen Verkäufern muss ich den Koffer vor die Brust nehmen. Zum vollen 70 l – Rucksack die richtige Ergänzung. Nach dem deponieren unseres Gepäcks (hier haben wir noch eine Nacht nach unserem nächsten Baustein) in dem wenig entgegenkommendem Hotel, springen wir endlich ins vermeintlich kühlende Nass. Dies hat jedoch gefühlte 30 °C, wir haben trotzdem unseren Spaß.
Unzählige Longtailboote säumen den Strand und schränken die Bademöglichkeiten in dieser wundervollen Bucht stark ein. Bei Ebbe kann man hier stundenlang, wie übrigens an jedem Strand, den wir in Thailand gesehen haben, Muscheln und tote Korallenstücken suchen. Der Grund für die vielen Backpacker, Touristen und Händler und Verkäufer ist relativ schnell gefunden. Unser 3. und letzter Baustein ist es. Der Besuch der Maya Bay, besser bekannt als „The Beach“.
Seit dem der Hollywoodschinken mit Leonardo di Caprio in die Kinos kam, kommen Menschen aus allen Teilen der Welt hierher um entweder bei einer Tagestour den Strand resp. die Bucht zu erleben oder dort eine Nacht zu verbringen.
Wir haben zweiteres vor. Unser Führer namens Nemo ist als einziger ziemlich genervt von der Tour. Heute findet in ganz Thailand das berühmte Kratong- Fest statt und er muss mit uns Touris (2 Engländer aus Singapur und uns) den Trip machen. Das Fest wiederum ist unser Glück. Normalerweise ist das Boot voll mit partyhungrigen Backpackern. Einsam auf dem großen Deck des gelben Schiffes sitzend, verlassen wir KoPhiPhi. Die steilen Felsen, welche die Maya Bay umschließen erreichen wir nach 20 min. Endlich kriegt auch Nemo wieder bessere Laune und zeigt uns eine riesige Höhle, von der aus wagemutige Thais Vogelnester an den steilen Wänden sammeln, eine Delikatesse (werden solange gekocht, bis nur noch die Vogel- Spucke übrig ist, die die Nester zusammenhält!) in Asien.
Dann machen wir halt an einer einsamen Bucht. Hier schnorcheln wir 1 h. Wir sehen „echte“ Nemos, die aus dem gleichnamigen Trickfilm bekannten kleinen Clownfische, eklige Seegurken (das anfassen derselben weckt die Erinnerung an den letzten Toilettengang, nur extrem schleimig und die Gurke kann ihr Maul öffnen!) und riesige Seestern-ähnliche lila Fische. Durch das Anfüttern mit Toastbrot fühlt man sich wie im Piranja-Aquarium (Nemo hat uns, zu seiner Freude, mit dem Brot beworfen). Hunderte Fische umschwirren uns.
Dann 15 min später tut sie sich vor uns auf, The Beach! Die Bucht ist wirklich sehenswert, allerdings gibt es davon unzählige in Thailand, nur keine ist so berühmt. Die letzten Touris verlassen den Strand Richtung KoPhiPhi. Als erstes sammle ich einige Plastikbecher und Bierbüchsen am Strand ein. Das Verhalten einiger Touris ist wirklich nicht nachvollziehbar! Hier muss man, um die geschaffene Infrastruktur zu erhalten (Wassertoiletten, beleuchtete Wege u.a. Annehmlichkeiten) ebenfalls 5 € bezahlen, was einige wohl veranlasst, sich gehen zu lassen!
Endlich sind wir allein! Der Tag neigt sich dem Ende! Hella spielt mit einem mitgereisten Thaimädchen (Tochter einer Bediensteten) im Wasser. Plötzlich färbt sich der Himmel erdbeerrot. Durch den puderweißen Sand färbt sich auch der Strand rot. Auch alle Menschen haben einen Rotschimmer. Ein beeindruckendes Schauspiel. Allerdings auch ein Vorbote. 1 h später bricht die Sintflut los. Der Regen ist so intensiv, dass man in demselben auf der Stelle „durch“ ist. Gleichzeitig versuchen unser Guide und die restliche Crew mit Blumen, etwas Kleingeld sowie von allen, die Glück brauchen, mit ein paar Haaren oder Fingernägeln versehene kleine Boote aus Kokosnüssen aufzubereiten (Wunderkerze anzünden!) um sie dann ins Meer auszusetzen.
Das ist ein elementares Ritual des Kratong- Festes. Nach ca. 3 m und gefühlten 5 Sekunden gehen die Glücksbringer aber unter. Der Regen bleibt intensiv und die Rinnsale werden zu kleinen Bächen. Ein Crew-Mitglied stellt sich mir zum ca. 5 x vor, er ist total bekifft. Auch die anderen Kollegen sind gut drauf! Ein lustiger Abend, irgendwie hat man das Gefühl, dass Leo (de Caprio) gleich aus dem Wasser steigt…
Wieder auf KoPhiPhi gelandet verbringen wir einen Tag und eine Nacht auf der Insel als typische Touris: Baden, Essen, Baden, Schlafen…
Endlich rückt der Tag näher, an dem wir in die legendäre Ton Sai Bucht fahren. Der Mittelpunkt der Klettererde!
Die weiße Gischt spritzt immer wieder über das Boot. Ich bin ganz aufgeregt, nur noch um den nächsten Felsen! Da sind sie, Ton Sai-, Railay West- und der durch Felsen verdeckte Phra Nang Beach liegen in trauter Dreisamkeit vor uns. Sofort scanne ich jede Felswand nach Kletterern oder zumindest nach Spuren von ihnen ab. Unzählige Routen und Wände tun sich vor uns auf, übersät mit weißen Chalkspuren. Unmittelbar vor dem Anlegen am Ton Sai Beach sehen wir die Ersten klettern. Direkt neben der letzten Beachbar auf der rechten Seite ziehen einige knackige Dachrouten durch das Gemäuer. In dieser Bucht gehen die Uhren etwas anders.
Der Strand ist als solcher sehr unansehnlich, unzählige Korallenstücken zieren den Strand. Die Bars und Restaurants sind überschaubar und von einfacher Ausstattung. Straßen gibt es nicht, lediglich ein Trampelpfad führt durch den Dschungel zu den einzelnen Ressorts. Wir steuern das Dream Valley Ressort an. Nach einigen Recherchen im Netz wurde dieses aufgrund seines üppigen Frühstücksbüfetts empfohlen. Nach einigen Besichtigungen entscheiden wir uns für einen gerade sanierten Bungalow mit 3 Betten und Klimaanlage (40 €/Nacht). Am nächsten Tag gehen wird den etwas umständlichen Weg durch den Dschungel nach Railay. Hier sind die Ressorts luxuriöser. Der Touri-Anteil ist hier schon etwas höher. Nach dem Baden und etwas Sightseeing möchte ich mit Marion und Hella noch testweise an einen Felsen direkt an unserem Strand zum Klettern gehen. Als wir wieder auf unserer Seite sind, was bei Ebbe recht einfach ist, zieht ein monströses Gewitter auf. Na danke! Am Abend frage ich in einem Bungalow-Ressort an unserem Strand nach Angel aus der Schweiz. Mit dem hatte ich mich zum Klettern auf einer Web- Plattform für Klettertrips weltweit verabredet. Er ist nicht da. Da ich das Niveau der Kletterer vor Ort nicht kenne, und hier sind hunderte Kletterer, traue ich mich nicht, einfach jemanden anzusprechen. Niedergeschlagen sitze ich am nächsten Tag am Strand. Marion drängt mich, vor allem um den Miesepeter loszuwerden, doch einfach an die Felsen zu gehen. Na dann!
„Hallo, my name is Volker. Can I climb with you?“; „Bist du aus Deutschland?“; “Ja“; “Cool, ich bin Arthur. Das sind Steffi und Floh. Ich bin auch alleine und habe die beiden hier getroffen. Ich habe 6 Tage zum Klettern.“; „Ich auch! Welche Schwierigkeit kletterst du?“; „so 6a bis 6b+, vielleicht 6c“; „Perfekt!“. Besser konnte es gar nicht kommen! Nach 2 fantastischen Routen (6a und 6a+, Sektor Fire Wall) ist es mit der Idylle vorbei. Wieder gibt es jede Menge Regen. Am nächsten Tag wollen wir richtig angreifen!
Völlig ausgepumpt schleppe ich mich zum verabredeten Treffpunkt. Ich habe gerade 1 h auf der Toilette verbracht. Dafür wird der Tag wettertechnisch ganz schön. Zuerst versuchen wir es im Sektor 1 – 2 – 3. Der ist allerdings hoffnungslos vor allem mit Kletterschulen überfüllt. Schnell ziehen wir eine 5 und marschieren dann zum Sektor Phra Nang Beach am gleichnamigen Strand. Hier klettern wir (nach Info durch einen ortsansässigen Führer) die 1. Kletterroute („Money Maker“, 6a) in ganz Thailand! Wow! Nur besonders toll ist sie nicht…
Zum Spaß für die Touris und die Kletterer ziehen einige einheimische Guides an dieser Wand regelmäßig ihre Show ab. Dabei werden immer ein paar spektakuläre Boulder-Parcours geklettert oder eher zelebriert. Jeder Griff sitzt, die Routen sind teilweise 6m hoch. Das Er- und Abwärmen sind auch sehr sehenswert. Unser Mann, Monkeyman genannt, klettert zum Schluss einen 15 m (!) hohen glatten Baum hoch und steht 1 Minute leicht mit dem Baum schwankend im Wipfel. In gefühlten 5 Sekunden ist er wieder unten. Zum Glück haben wir das auf Video, sonst glaubt das keiner! Unglaublich!
An dieser Wand hier sind die ganz harten Routen (ab 7a aufwärts), so dass wir danach weiter ziehen zum Sektor Universe Wall und direkt daneben Escher Wall, einfach den Phra Nang Strand entlang bis zum Ende. Hier wird gerade ein Kinofilm („Thailand Boxer“) gedreht. Etliche Filmteam- Mitglieder machen im Schatten ihre Mittagspause. Aufgrund dessen dürfen wir hier bis 14:00 Uhr klettern (6a+) und das in der prallen Sonne. Am Nachmittag bin ich völlig fertig und kann gerade noch meinen Rucksack tragen. Glücklicherweise hatte ich am Morgen 2 Immodium eingeworfen, aber der Körper hat alle Energie verloren.
Am Abend nehme ich viel Cola und viel Suppe mit sehr viel Salz zu mir. Der Hunger ist wieder da! Darauf gönne ich mir einen riesigen Burger! Marion rät mir von allem Kalten und Scharfen ab. Diese Strategie bewährt sich. Zwar sind die Aufenthalte des Abortes am Morgen immer noch zeitaufwendig, aber ich fühle mich besser.
Den nächsten Tag lege ich eine Pause ein und wir fahren in Familie mit dem Longtail-Boot nach Krabi. Shoppen ist angesagt! Marion hat schon die Weihnachtsgeschenke im Blick und so treten wir schwer bepackt die Rückreise an.
Thailand ist ein Paradies für Schnäppchenjäger. Brettspiele aus Holz, Klamotten, Kunst usw. Man macht garantiert ein Schnäppchen. Danach checken wir schon mal das teuerste Hotel am Platz, in dem wir unsere letzten beiden Tage verbringen wollen.
Wieder haben wir uns zeitig am Morgen zum Klettern verabredet. Steffi kommt mir plötzlich alleine entgegen. Floh hat es erwischt, Schüttelfrost, Fieber, Lungenschmerzen(!), Durchfall. Das ganze Programm. Allerdings haben sie den Abend davor ein wenig gefeiert. Dafür eignet sich Ton Sai Beach perfekt. Jeden Abend ist Party mit Slackline- und Feuer-Shows. Und es gibt nicht nur zu trinken…
Steffi und Floh sehen wir nicht wieder. Wahrscheinlich mussten sie aufgrund von Floh’s Zustand abreisen. Es gibt zwar eine Apotheke in Railay, aber einen Arzt findet man nur in Krabi.
Heute ist der Sektor Eagle Wall unser Ziel. Bei Ebbe erreichen wir am frühen Morgen problemlos die Bucht. Nach dem Strand beginnt sofort der Dschungel und damit die Mückenplage. Nach wenigen Metern sind wir an den Felsen. Vor uns erhebt sich eine gigantische Sintersäule, die bis auf den Boden reicht und ca. 4 m Durchmesser hat.
Sofort machen wir uns ans Werk („Totem Pole“, 6a). Zuerst sind wir allein, jedoch füllt sich zusehends dieser Sektor. Australier, Franzosen und Südtiroler (nenne sie niemals Italiener!) und wir ergeben eine bunte Mischung. Alle sind unheimlich nett, überall bleiben die Exen gleich drin, zur Not werden auch die Seile mangels Länge („Spiderman“, eine 6a mit 40m!) getauscht.
Die Australier begrüßen alle mit Handschlag und ihrem Namen. „Love, Peace and Rock (‚n’Roll)!“. Willkommen im Paradies! Wenn nur die Mücken nicht wären. Das Europäische Mückenzeug hilft hier nix. Die örtlichen Mittel brennen wie Feuer auf der Haut, aber die Plagegeister sind verschwunden.
Hier gelingen uns einige 6b’s onsight (z.B. „Lost in Space“). Und sogar eine 6c („5D Mak Mak“) wäre drin, wenn, ja wenn sich Arthur dabei nicht den halben Finger abgerissen hätte. Beim 2.Auschecken der Route (1 x hätte auch gereicht!) rutscht Arthur auf einem abschüssigen tritt der Fuß weg, er erreicht zwar den Zielgriff (ein Nagelkissen!), jedoch geht es gleich wieder abwärts.
Vom 1. Glied des Mittelfingers hängt ein Lappen runter. Arthur beißt die Zähne zusammen, wir tapen den Finger und weiter geht’s. jedoch jetzt wieder etwas gemächlicher. Da ist auch der einzige Nachteil der Felsen hier, einige Stellen sind noch nicht abgeklettert und es kann höllisch scharfkantig werden. Dieser und einer fantastisch „einfach“ aussehenden 6c+ („Kon Ba“) werde ich noch lange nachtrauern (kein Rotpunkt). Aber wer nicht wagt…Am späten Nachmittag steht das Wasser bis an den Strand, jedoch haben unsere neuen südtiroler Freunde ein Boot gechartert, das uns für 20 Baht zurück nach Ton Sai bringt. Die Jungs und Mädels wohnen etwas einfacher. 100 Baht (5 €!) am Tag für eine Bambushütte ohne Fenster aber mit unerwünschten Haustieren wie Käfern, Spinnen, Ratten (!) und Schlangen. Da sie bereits 4 Wochen hier sind und noch bis April in Asien bleiben wollen, muss man schon aufs Geld achten!
Heute ist Familientag. Dieses Mal steht jedoch auch klettern auf dem Programm. Inmitten der riesigen Wand am Phra Nang Beach gibt es einen Aufstieg (für geübte Wanderer kein Problem) zu einer Aussicht als auch zu einer Lagune. Mit Brustgurt und langer Bandschlinge gesichert klettert Hella entspannt hinter mir her. Allerdings ist der rote Boden zwischen den Felsen extrem glitschig. Zudem sind wir vom Dschungel umgeben. Völlig durchnässt erreichen wir die Aussicht. Das war der Aufwand eigentlich nicht wert. Schnell ein paar Fotos und dann zur Lagune auf der anderen Seite. Durch Matsch und wirklich extrem glitschigen Boden kämpfen wir uns an einigen Urwaldriesen vorbei.
Die Lagune bleibt jedoch unerreicht. Durch einen schmalen Spalt sehen wir dieselbe, jedoch geht es vor uns über einen Wasserfall, in dem ein Seil mit Knoten hängt nochmal 7 m nach unten. Ab hier nur für Profis mit Taucherausrüstung. Rückzug! An den folgenden Tagen sehen wir immer wieder Menschen, die von oben bis unten verdreckt sind mit roter Erde. Dagegen sind wir fast sauber wieder unten angekommen. Den Rest des Tages verbringen wir am Strand.
Wieder treffe ich mich zeitig am Morgen mit Arthur. Außerdem sind Molly aus Kanada und Melina aus den USA dabei. Dieses Mal nehmen wir die Wand rechts vom Railay West Beach (Sektor Thaiwand Wall). Hier oben weht fast immer ein leichter Wind, was die Stechtiere fernhält und die Temperatur etwas geringer erscheinen lässt. Die leichteren Routen sind schon arg abgeschmiert, ab 6a+ geht es. Die Aussicht ist wieder fantastisch, die Routen auch. 2 Luxemburger, die wir auf Grund ihres Akzentes für Franzosen halten, aber gar kein Französisch können (!), halten uns für die besseren Kletterer, 1h später versuchen sie eine 7a, die sie auch mit viel Mühe hochkommen, so viel zum Thema „der 1. Eindruck täuscht“ (natürlich nur was uns betrifft!)!
Gestern war unser letzter Abend mit Arthur, er ist abgereist. Natürlich fiel ihm der Abschied schwer. Arthur war ein ganz „Netter“, auch alle anderen mit den wir klettern waren und die wir kennengelernt haben. Ein schöner Ort mit schönen netten Menschen aus aller Welt!
Heute will ich mit meinen Mädels wieder ein Abenteuer wagen. Der letzte Sektor bot noch mehr als nur Kletterei. Über einen 4 er erreicht man eine natürliche Höhle, die auf die andere Seite zum Sektor Universe Wall führt, dort wo der Film gedreht wurde. Ausgerechnet hier am Einstieg bemerken wir, dass Hellas Kletterschuhe nicht mehr passen, also sächsisch weiter!
Die letzten Meter sind hart, ich konnte die Stelle mühelos ausspreizen, Hella muss den glatten Fels hoch. Mit einer Träne im Auge drückt sie ihre Mama, geschafft! Am Einstieg zur Höhle steht eine Leiter nach unten. Es ist stockfinster. Wenn ich jetzt noch sage, dass mir auch ein wenig mulmig ist, kehren wir alle um! Also los. Nach einigem Auf und Ab kommt uns auch schon ein Guide mit einigen Klienten entgegen. Danach wird aus der Höhle eine Kathedrale. Sie ist riesig! Der Ausblick auf Meer und Strand spektakulär. Ein schöner Spaß!
Das Boot entfernt sich langsam vom Ton Sai Beach. Wehmütig blicke ich zurück, vor allem der Umstände wegen, die das Klettern an diesem fantastischen Ort etwas schwierig gestaltet haben. Sintflutartiger Regen, der Magen, halb abgerissene Finger und manchmal der fehlende A…. in der Hose, mal etwas zu probieren. Wir kommen wieder, auf jeden Fall!
Die letzen beiden Tage verbringen wir in einem „Neckermann“-Hotel in Krabi. Jeder Service wird geboten. Es ist nett, wenn die Touris nicht wären, die 6:30 Uhr ihr Handtuch auf die Liegen am Pool legen würden.
Der vorletzte Abend gehört nochmal der Kultur oder besser dem Sport. Mit einem LKW werden die Touris eingesammelt und zum örtlichen Stadion gefahren. Auf Grund eines Missverständnisses landen wir mit unseren Billigkarten auf einer Ledercouch direkt vor dem Ring, First Class! Thai-Boxen ist angesagt! Mit zunehmendem Abend steigt das Alter der Kämpfer und die Spannung. Die Einheimischen stehen auf einer freien Seite des Ringes und gestikulieren und diskutieren wild durcheinander! Natürlich geht es um Geld! Die Kämpfer bewegen sich extrem schnell und manchen k.o. kann man nur vermuten, da es zu schnell geht. Leider interessiert das Hella irgendwann nicht mehr, sie wird müde und die letzten Kämpfe können wir nicht sehen. Schade!
Heute geht es nach Hause! Wehmut macht sich breit! Tschüss Thailand.
Aus meiner Sicht eines der schönsten Länder die wir bisher besucht haben und wir haben schon viele Länder gesehen. Irgendwie ist das gerade Erlebte aber immer das Schönste. Aber es sind die Landschaft, das Essen, die Preise, die extrem netten ThailänderInnen und natürlich das Klettern. Absolut einfaches Reisen, auch mit Kindern kein Problem, wenn man vom Flug absieht (für Hella war das Schönste der Flug!). Ein Reiseland für Menschen, die vielleicht das erste Mal auf eigene Faust unterwegs sein wollen, eben für Anfänger.