Eisklettern Österreich – 2004

Man o man, da musste man sich sogar schon beim Skifahren im Salzburger Land in derartigen Höhen über 2500m bewegen, um dem Pulverschnee zu frönen. Und jetzt fahren wir bei allerfeinstem Sonnenschein durch das schmale Tal, auch Engstlinger  Boden genannt, Richtung Weißsee. Entspannt lassen wir uns auf die Sitze der Gondel Richtung Rudolfshütte plumpsen. Mit diesen Rucksäcken die Abfahrt zu „genießen“, dass wollen wir uns dann doch lieber ersparen und so lassen wir die Skier im Auto. Andre’ hatte außerdem einen kleinen Unfall und bekommt nur noch die Luft, die gerade ausreicht, nicht in Ohnmacht zu fallen. Tja, beim Skifahren immer auf den Vordermann achten!

Da wir etwas zeitig da sind, ziehen wir uns die Finger an der Indoor- Kletteranlage lang. Nachdem uns Uwe am Abend als Ossis identifiziert hat und somit seine Mannschaft vollzählig ist, lernen wir uns beim Abendessen ausgiebig kennen. Uwe bespricht mit uns das Programm der nächsten 3 Tage. Morgen geht es erstmal zur Staumauer zum testen und ausfeilen der persönlichen Technik und Taktik. Der Morgen verspricht uns einen stürmischen Tag und so legen wir alles an, was der Rucksack zu bieten hat. Mit 70km/h versucht uns der Föhn von der 50 bis 55° steilen Eiswand zu blasen.

Wir spulen unser Programm ab und Andre’, Manfred, Andi und ich bekommen unsere Defizite aufgezeigt, woraufhin wir an deren Beseitigung arbeiten. Nach 5 Stunden haben wir jedoch die Faxen dicke und ziehen uns in die Hütte zurück. Das wird allerdings der denkwürdigste Aufstieg, den Andre’ und ich je erlebt haben. Keine 50 Höhenmeter und 250m Luftlinie liegt die Hütte entfernt. Wir brauchen über eine halbe Stunde.

Der Sturm drückt uns immer wieder zurück und peitscht uns ins Gesicht. Bei einer Außentemperatur von -3°C haben wir eine gefühlte Temperatur von etwa -30°C!!! Am Ende haben Andi am Hals und ich auf der Wange leichte Erfrierungen. Nachdem ich die Batterien in der „Digi“ gewechselt habe, gelingen mir noch ein paar denkwürdige Fotos von Andi und vor allem von Uwe, der aussieht als komme er geradewegs aus der Kühltruhe vom Schockgefrieren (wegen der Haltbarkeit…).

Uwe wäre vorher fast ein Opfer des Sturms geworden, als er versuchte die Eisschrauben aus den Topropes auf der Staumauer zu holen. Dank seines 40kg- Rucksacks(!) hob er jedoch nicht ab!

Nachdem ich die Batterien in der „Digi“ gewechselt habe, gelingen mir noch ein paar denkwürdige Fotos von Andi und vor allem von Uwe, der aussieht als komme er geradewegs aus der Kühltruhe vom Schockgefrieren (wegen der Haltbarkeit…).
Der theoretische Teil zieht sich doch noch etwas hin.

Überaus interessant, da Andre’ und ich keine Ahnung von Wetterkunde und Kartenlesen haben.  Uwe erklärt prima vom Urschleim („da war ich in der Schule wohl krank!“) bis zum Lesen einer Tour im Hochgebirge inkl. Beachtung des Lawinenberichtes. Anhand einer aufgeschnittenen Kartoffel erklärt er die Höhenlinien auf der Karte. Doch auch in der Hütte gibt es Action und Gefahr! Beim Vorsteigen in einer stark überhängenden Route verpasst Andi das Seil am 4.Bolt zu klinken und stürzt. Halb so wild, wäre da nicht die Expresse gerissen!!! Einem Meter über dem Boden! Andi stürzt auf die Seite und zieht sich Prellungen an Hüfte und Schulter zu. Glück im Unglück! Am Abend werden alle Expressen kontrolliert und noch eine ausgetauscht! Der TÜV wäre gerade erst da gewesen und hätte alles kontrolliert, wurde uns versichert, nur was, ist noch ein wenig fraglich! Auch ich mache mir Vorwürfe: Erst überrede ich Andi, die Tour zu klettern. Bei seinem Sturz gehe ich einen Schritt zurück und nach unten. Doch es reicht nicht, er hatte zu viel Schleppseil. Da ich mich für einen erfahrenen Sportkletterer halte, hätte ich die Situation schneller einschätzen müssen und weiter zurückspringen sollen!

Die Umstände ließen ein mögliches Versagen der Expresse vermuten. Zur Strafe dürfen Andre’ und ich am nächsten Tag den Abstieg in Angriff nehmen. Uwe und Manfred fahren mit den Skiern runter und Andi lässt sich, als kleines Trostpflaster für die gerissene Expresse, von der Pistenraupe kutschieren. Der Föhn ist noch zu stark und die Lifte fahren immer noch nicht. Am Parkplatz in der Kneipe sagt uns der Wirt, dass die Lifte jetzt wieder fahren.

Dankbar nehmen Andre’ und ich die Info hin.  Fazit: Auch graue Theorie kann sehr interessant sein, wenn vom Richtigen vorgetragen (Uwe) und in Verbindung mit dem hautnahen Erlebnis eines echten Föhnsturmes auch noch die faszinierenden Umstände, die einem im Hochgebirge ereilen können. Also trotz alledem ein interessantes Wochenende mit interessanten Leuten, interessantem Wetter und interessanten Begebenheiten.

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