Schweiz Sustenpass – Klettern und wandern – 2001

Ja, endlich, das Vaterland des Alpinismus (das Mutterland ist selbst verständlicherweise unser geliebtes Elbsandsteingebirge), wird bereist. Für so ein Ereignis bedarf es natürlich einiger Vorbereitung. Um den Traum eines jeden Alpinisten und Kletterers zu erfüllen, kann man nichts dem Zufall überlassen. Meinem Ziel ein Stück näherrückend, riet ich meinem besten Freund Andre´ (der es hoffentlich immer noch ist) zu einem Arbeitsplatzwechsel in die Alpen, besser gesagt in die Ostalpen, Alpinzentrum Sustenpass, Hotel Steingletscher (Anmerkung des Betroffenen: „Kein Wort davon ist wahr!“). Zufälligerweise schenkte mir Andre´ zum Geburtstag auch noch einen Gutschein für eine Woche Aufenthalt (2 Personen) mit Frühstück in besagtem Traumhotel.

Nach kräftezehrendem monatelangen Am-Limit-Klettern im Elbi (hätten wir so oder so gemacht!) und zwei Ausflügen unterhalb der Alpen (Finale Ligure, Schönwetterklettern für Warmduscher!), hatten wir das Zielgebiet „perfekt eingekreist“ und waren super vorbereitet.

Mit meiner Freundin Marion ging es dann im August endlich los. Nach acht Stunden und einer Fahrt durch das „wunderschöne“ aber baustellenverseuchte Zürich (allerdings sollte man unterwegs unbedingt einen Stop an den Rheinfällen machen), begrüßte uns Andre´ mit einem wohlverdienten Alster auf der Terrasse des Hotels. Der erste Eindruck war fantastisch, bei traumhaften Wetterverhältnissen und wir voller Tatendrang.

Am nächsten Morgen nahmen wir uns erst mal den nächstgelegenen Klettergarten „Platten“ vor. Da wir zeitig aufstehen mussten (6.30 Uhr), denn Andre´ hatte um 14.00 Uhr wieder Dienst, waren die Glieder noch etwas müde (der Jetlag tat sein Übriges). Und so starteten wir mit einer 4c mit 5 Seillängen in den Tag. Der Gneis ist gewöhnungsbedürftig und so war „Sven Glückspilz“ die richtige Einstimmung. Es ist eine Mischung aus piazen und hangeln mit vielen Aufliegern, für Freunde des Ostharzes das optimale Terrain, aber für Freunde des „überhängenden Henkelkletterns“ doch ungewohnt. Nichts desto Trotz wagten wir uns danach an eine 6a+, vor allem des Namens wegen: „Marie“, wenn ich eine hätte, meine Tochter würde so heißen. Aufgrund unserer fehlenden Harzerfahrung konnte ich sie zwar klettern, aber Rotpunkt war nicht drin („onsight“ ist doch auch schon was, oder wie !?). Dazu muss man sagen, die Hakenabstände sind wie in Finale, also für Brötchen-über-der-Spüle-Schneider, genau das richtige für uns. Zur Entspannung machten Marion und ich, Andre´ musste inzwischen zur Arbeit, eine schöne Dreiseillängentour im Bereich 5a (der Name ist 2CV). In der zweiten Länge klettert man vor dem wunderschönen Hintergrund der Wendenstöcke (genial für Kletterfotos). Zum Abschluss versuchten wir uns wieder in einer 6a+, mit dem Namen „Lucky Luke“. Die ersten drei Meter sind der Hammer, Mikroleisten und Zweifingerauflieger in senkrechter Wand, ich dachte, ich bin falsch, 6c+ wäre meine Vermutung gewesen. Danach wird es viel leichter (4b), deswegen wahrscheinlich die Bewertung. Nachdem wir unseren Grenzbereich ausgelotet hatten, 6c+ ist schließlich nicht von Pappe, machten wir für den 1.Tag Feierabend.

Genau richtig vorbereitet und motiviert konnte es jetzt endlich alpin werden. Vorgenommen hatten wir uns das Sewenhorn (2650m). Vom Parkplatz eine Stunde zur Sewenhütte (2148m) circa 500Hm hinauf und dann noch mal Dasselbe bis zum Einstieg. Natürlich brauchten wir länger, denn wir kannten eine tolle Abkürzung. Von der Hütte kann man die Wand sehr schön sehen, äußerst steil, abweisend und abgeschieden. Man kann plötzlich dem Wandern eine unheimlich positive Seite abgewinnen und möchte gar nichts Anderes mehr machen. Aber versprochen ist versprochen (wer, wem, was)!? Das Kribbeln im Bauch gehört nun mal dazu. Wir machen das! Endlich (!) am Einstieg ankommend und Rast machend, sieht das Ganze überhaupt nicht mehr so schlimm aus. Das Kribbeln aus dem Bauch geht in die Finger über. Unsere Route sieht eine schöne Verschneidung (Epp-Verschneidung, 5SL, max. 4c) vor, um die wir schon am Einstieg feilschen: Wer steigt vor? Andre´ gewinnt, und macht die 1.SL. Ich steige an ihm vorbei und führe die Zweite. Schon während des Kletterns merke ich, daß wir mal wieder völlig falsch sind (ja, ja schon wieder diese Blondinen!). Anstatt rechts vom Pfeiler (in der Verschneidung), komme ich links zum nächsten Stand, ohne Möglichkeit noch nach rechts um den Pfeiler zu kommen. Marion, die nach der ersten Seillänge wieder runter wollte, bestätigt uns ebenfalls unser Missgeschick. Nachdem Andre´ bei mir ist, beschließen wir weiter zu steigen, da ein Abseilen und Neueinsteigen zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Jetzt kribbelt es wieder in Bauch und Fingern. In uns ist der alpine Abenteuerdrang entbrannt, komme was da wolle, vorwärts heißt die Devise. Außerdem ist die Route scheinbar super abgesichert (Andre´ sieht es nicht so). Ich steige Länge für Länge. Das Adrenalin spritzt mir aus jeder Pore, der Rausch hält hoffentlich ewig an. Die Tour entpuppt sich als wunderschöne Hangeltour (findet Andre´ nicht so), super versichert (findet Andre´ auch nicht), im Bereich 5c, wie wir später im Hüttenbuch nachlesen, mit dem schönen Namen „Voie de Mulhonsiens“. Am Gipfel angekommen, mit tollem Rundblick, der bis zu Eiger, Jungfrau, Mönch reicht, lassen wir uns das Gipfelbier mit Gipfelzigarillo genüsslich schmecken. Über die Tour, die wir eigentlich machen wollten, seilen wir ab, welche superleicht aussieht (findet Andre´ auch so), und die wir am liebsten gleich noch klettern würden. Aber Marion, die 3,5h am Einstieg ausgeharrt hatte, wäre davon sicherlich nicht begeistert gewesen.

Am nächsten Tag steht der Sustengletscher mit Sustenhorn(3503m) auf dem Programm. Wieder holte uns der Wecker (5.30 Uhr, sollte im Urlaub eigentlich nicht dabei sein) beizeiten aus den Federn. Anderthalb Stunden später stehen wir am Einstieg zur Tierberglihütte (2795m). 850Hm sind zu überwinden und wir brauchen gut zwei Stunden. Unterwegs zeigt uns Andre´, wo und wie man hier Bergkristalle finden kann. Es ist faszinierend, Marion und Andre´ sind topfit, nur ich kann mich nicht so recht begeistern, da ich mit mir selbst genug zu tun habe. Um 9.30 Uhr steigen wir in den Gletscher ein, nochmals 690 Hm in Schnee und Eis           vor uns. Der Wirt meint, zwar fast schon zu spät, doch wir sehen topfit aus, und würden das schon packen. Mich hat er dabei nicht so genau angesehen. Andre´ führt, Marion in der Mitte, und ich am Ende. Das Wetter spielt mit, strahlend blauer Himmel, und es läuft sich relativ angenehm, trotz der Sonneneinstrahlung. Die Spalten kann man großzügig umgehen. Die letzten 200Hm wird es etwas steiler und plötzlich hüllen uns Wolken ein, die sich in der Zwischenzeit von den Wendenstöcken gelöst haben. Der Ausblick ist gleich null. Wir sind trotzdem glücklich es geschafft zu haben, vor allem ich, der mit der Höhe und dem Aufstieg immer so seine Probleme hat. Unterwegs treffen wir eine Gruppe der Schweizer Armee, die regelmäßig hier Übung macht. Die sehen zwar verdammt nach kubanischer Guerilla aus (was machen Die auf einem Gletscher?), aber Andre´ sagt, das sei völlig normal. Außerdem machen sie ein Foto von uns (mit unserer Kamera), und sprechen dabei französisch (alle Verdachtsmomente beseitigt). Um 14.30 Uhr sind wir wieder an der Hütte und 16.30 Uhr am Auto. Ich bin völlig fertig, Marion geht es noch ganz gut und Andre´ sagt, er hätte gerade mal 60% gegeben. Seitdem heißt er bei mir nur noch Mister-60-Prozent.

Mister-60-Prozent, Marion und meine verkümmerte Wenigkeit beschließen, den Abend an einer unheimlich romantischen Feuerstelle am Säumerpfad grillend und trinkend zu beschließen. Vom Hotel aus geht es ungefähr zwei Kilometer bergauf-bergab den Säumerpfad entlang (ich muss wohl schon ein Hirnödem gehabt haben). Der Weg hatte sich aber wirklich gelohnt. Es ist phantastisch dort den Sonnenuntergang zu genießen.

Der nächste Tag war als Ruhetag geplant (ich hatte es bitter nötig), d.h. ausschlafen und den Tag entspannt angehen. Deswegen machten Marion und ich nur eine leichte Wanderung von Obermaad, 500Hm tiefer, hinauf zum Steingletscher, den besagten Säumerpfad entlang. Auf diesem kann man Stunden (wenn man schnell ist, wahrscheinlich nur 1,5) zubringen. Die Flora und Fauna ist phänomenal. Viele kleine Gletscherflüsschen fließen zu einem größeren zusammen. Die Ziegen und Schafe begleiten einen auf Schritt und Tritt. Drei Stunden brauchen wir, hauptsächlich der Blaubeeren wegen.

Der nächste Tag gehört dem ersten Klettersteig der Schweiz, dem Tälli-Klettersteig, der sich inmitten der Wendenstöcke befindet. Das Wetter ist schlecht, Nebel ohne Ende, mit leichtem Sprühregen ab und zu. Ausgangspunkt ist die Tälli-Hütte in 1717m Höhe. Bis zum Einstieg säumen „hunderte“ von kleinen Echsen den Weg, die aussehen wie aus der Haribo-Tüte gefallen: scheinbar aus Lakritze bestehend, bewegen sie sich auch wie aus Dieser.

Der Klettersteig ist mittelschwer und abwechslungsreich, teils auch mit Leitern versehen. Ab

und zu reißt der Nebel auf und man kann einen Blick auf die umliegenden Berge erhaschen.

Am Gipfel (2560m) dasselbe Szenario, also nichts wie runter. Der Abstieg ist auch nicht ohne, erst ca. 300m hinab, dann eine Stunde an der Wand entlang. Jetzt über eine Art Pass, genannt Sätteli, und auf der Klettersteigseite wieder in entgegengesetzter Richtung bis zur Tällihütte, insgesamte Gehzeit ab Parkplatz 6,5 Stunden.

Das Wetter hatte sich in den letzten Tagen zusehends verschlechtert, doch Andre´ und ich wollen am nächsten Tag noch eine schöne Tour am Pfriendler (6 SL., max. 6a) versuchen.

Am Abend machen wir es uns an der Bar des Hotels gemütlich, wobei sich unsere Gastgeber (Andre´ und sein Chef) im Ausgeben von Leckereien gegenseitig zu überbieten scheinen. Angesichts des schlechten Wetters und der Voraussage für die nächsten Tage, habe ich das Gefühl, das die Beiden versuchen uns deswegen aufheitern zu müssen. Schließlich sagt Andre´ aber, daß ist die ganz normale schweizer Gastfreundschaft, und sein Chef dazu auch noch ein ganz Netter. Rothschild schlürfend und Zigarre paffend findet der Abend „leider schon“ um 3 Uhr ein Ende. Am Morgen stellen wir „gottseidank“ fest, dass es regnet, und genauso aussieht wie gestern. Der Rotwein steckt uns mächtig in den Gliedern. An Klettern ist nicht zu denken und so beschließen wir, eine fast wunderschöne Woche im Berner Oberland mit, jedenfalls bei mir, anhaltenden Kopfschmerzen zu beenden. Ich glaube, in fast 2000m Höhe tut das Hirn doppelt weh. Da merkt man wieder, dass man solche alpinen Unternehmungen doch etwas ernster nehmen sollte.

Mallorca – Klettern und Sa Calobra – 2001

Nach einem phantastischen Trip in die Schweiz, machten wir uns gleich anschließend auf in wärmere Gefilde. Im September soll Mallorca ja auch noch ganz nett sein, und nicht mehr so heiß wie im Sommer. Als Hausfraueninsel bekannt, wollten wir unseren Muttis auch mal was gutes tun, und luden Marion`s und meine Mama kurzerhand mit ein. Schließlich sollten sie auch mal sehen, mit welchem befremdlichem Tun wir so unseren Urlaub vergeuden. Außerdem mit von der Partie waren Luba, Simone und natürlich Marion, die mit Ursel und Rita (unsere Mama`s) für das „befremdliche Tun“ , wie sonnen, baden und Sightseeing zuständig waren. Für das Anspruchsvolle, vertikal grazile Bewegungen und harte Moves  reißen, zeichneten Andre`, Witold (Poldi) und meine Wenigkeit verantwortlich.

Ziel unserer Urlaubsträume war das etwas nördlich gegenüber der Costa Brava liegende Port de Soller. Für Leute die es, so wie wir, etwas ruhiger mögen, genau richtig.

Unser erstes Interesse galt dem Gebiet Sa Gubia, welches man super mit der Bahn erreicht. Diese ist der Dessauer Straßenbahn vor 1989 in Bezug auf  den Lärm und die Bewegungen (so, dass Alle syncron mit Oberkörper und Kopf wackeln) nicht unähnlich. Dafür aber weit aus schöner anzusehen. Als wir mit dem Bus zum Hotel fuhren, fiel uns ein wunderschöner Pfeiler von beachtlicher Höhe auf. Zufälligerweise sollte sich an Diesem auch unsere erste Tour auf Mallorca befinden. Hier waren unsere Frauen (außer die Mutti´s) mit von der Partie. Laut unserem Kletterführer (Rockfax) hatten wir uns die populärste Mehrseillängenroute der ganzen Insel ausgesucht: Gubia Normal, 7 SL, selbst abzusichern (außer Standplätze), max. 4+ (französisch). So bildeten wir dann 2 Seilschaften: Ich und Poldi, sowie Andre` und Marion. Simone und Luba kletterten nur die 1.SL. Leider regnet es im September auf Mallorca des öfteren, so dass wir zeitweise ein paar Tropfen ab bekamen. Das tat dem Spaß aber keinen Abbruch. Und so hakten wir diese Tour ohne nennenswerte Probleme ab. Allerdings dauerte das Abseilen fast genauso lange, wie der Aufstieg. Über unsere Route ging es nicht, da die Standplätze doch etwas heikel waren (Schlingen, geschlagene Haken). So mussten wir über eine andere Tour abseilen, die zwar mit Bohrhaken abgesichert war, aber immens viele Sträucher aufzuweisen hatte, in denen sich ständig das Seil verfing. Tja, auch schmeißen will gelernt sein.

Nachdem die Damen uns begleitet hatten, war es jetzt an uns, etwas Kultur in unsere Kletterhirne zu schaufeln. Allesamt machten wir uns am nächsten Tag mit Bus und Bahn auf zum Kloster Lluc. Da es sich um den bedeutendsten Wallfahrtsort Mallorca`s handelt, war klar, dass hunderte Touristen das selbe Ziel hatten. Als ich die vielen Busse am Parkplatz sah, wurde mir schon ganz anders. Ich würde nicht unbedingt von einer Phobie sprechen, aber mehr als 10 Touri´s auf einmal (diese ganz spezielle Art davon) lösen bei mir schon eine gewisse Panik aus. Zum Glück lösten sich die Massenansammlungen auf dem weiträumigen Gelände rasch auf. So konnte man dann die Kirche und das Museum, sowie die Außenanlagen in recht angenehmer Atmosphäre genießen. Danach liefen wir circa 6km immer die Straße entlang, Richtung Sa Calobra, bis zum Einstieg der Torrent-Schlucht. Dort befindet sich eine Kneipe und ein großes Schild, durch das man unter allen Umständen gehindert werden soll, den Canyon zu betreten. Gefordert werden u.a. Neoprem-Anzüge, und die Schlucht nicht ohne Bergführer zu betreten. Nach einigen hundert Metern wurde es etwas steiler und man konnte wunderbar in die Schlucht hineinsehen. Sie führte kein Wasser und nach Regen sah es auch nicht aus. Also, auf geht´s! Da waren unsere Muttis schon auf dem Rückweg, abgeschreckt durch das Schild und das, was da noch kommen mochte. Außerdem stellte sich bei meiner Mama ein gewisses Höhenproblem ein, welches sich zum Glück nicht auf meine Gene vererbt hat. Sie entschlossen sich, doch lieber den Bus zu nehmen. Es ist ein fantastischer Weg, ähnlich einem Klettersteig, denn teilweise sind auch Kletterhilfen wie Eisenstifte und Fixseile vorhanden. Von fast 1000 Meter Höhe bewegt man sich immer abwärts bis zum Meeresspiegel. Über riesige haushohe Blöcke geht es auf und ab. Nach 5 Stunden ( um diese Zeit waren der letzte Bus sowie die letzte Fähre bereits weg) erreichten wir (mit reichlichen Pausen) das Meer. Hier verbreitert sich der Canyon auf circa 100 Meter, und es wird ziemlich flach. Es ist wie in einem riesigen Kessel, an deren Ende sich eine etwa 15 m breiter Durchgang befindet, der zum schmalen Strand und auf das offene Meer führt. In dieser Bucht liefen wieder hunderte Touristen rum und starrten uns ungläubig an, als wir über die letzten Felsen stiegen.  Für Klettersteiggeher ist das Ganze überhaupt kein Problem, wie gesagt, solange die Schlucht kein Wasser führt und kein Regen angesagt ist. Nach einer wohlverdienten Pause mit Cappucino, Sangria und vor allem Bier, entschlossen wir uns, einen Wanderweg bis Port de Soller zurück zu gehen. Am Abzweig nach Tuent (einer kleinen, von Pauschaltouristen noch nicht eingenommenen Badebucht) trampten Simone und Luba zurück nach Soller.  Da es nur noch 2,5 h hell war, entschieden wir Restlichen, ab hier bis Tuent zum Einstieg des Wanderweges zu joggen. Zum Glück für Marion und mich kam ein Auto, dass wir anhielten. Andre` und Witold waren weit vor uns. Die Leute, die uns mitnahmen, fuhren erst nach Tuent und dann nach Port de Soller. Sie wollten in der Bucht nur ein paar Foto`s machen. So leicht ist uns eine gemeinsame Entscheidung noch nie gefallen. Da Tuent in einer Sackgasse endet, kamen wir auf dem Rückweg an den Beiden vorbei und teilten Ihnen unseren Entschluß mit. Sie wollten bis Port de Soller joggen (ca. 20 km). Ihr Stolz und ihr Sportsgeist verboten ihnen jede weitere Unmutsbezeugung. Nach 4,5h waren Sie im Hotel, davon 2,5 h im Dunkeln ohne Stirnlampe über nicht ausgeschilderte, schlecht zu „rennende“ Wege. Wir Kletterer sind schon ein zähes Völkchen.

Nach diesem anstrengenden Tag wollten wir uns dann wieder vertikal bewegen. Valdemossa liegt ca. 13 km entfernt. Dieses Gebiet liegt zwar am Meer, hat uns aber am wenigsten gefallen. Die leichten Routen (4,4+) liegen genau an der Straße, wo ständig Autos vorbeikommen ( unterhalb der Felsen befindet sich in Valdemossa-Port ein berühmtes Fischrestaurant) und man als Sichernder ständig am Fels kleben muss, um nicht überfahren zu werden. Außerdem sind die Routen ziemlich hart bewertet, wobei eine 4 wohl eher eine 5 b ist. Wir fanden nur eine Route richtig cool (Dali), 1m Dach, mit riesigen Henkeln, als 5+ bewertet, aber nach unserem Dafürhalten wohl mehr eine 6a. So machten wir dann nur noch einige Touren im Bereich 5 bis max. 5+.

Da wir in Finale gelernt hatten, dass 6 Tage durchklettern nicht viel bringt, beschlossen wir, wieder einen Tag Sightseeing einzulegen. Palma war unser Ziel, wieder mit der Bimmelbahn. Als erstes stand die Kathedrale La Seu auf dem Programm. Sie gehört zu den größten europäischen Kathedralen und ist dementsprechend auch ziemlich beeindruckend. Der Ansturm hielt sich in Grenzen, so dass sich meine Phobie nicht weiter bemerkbar machte. Nach Palma zu fahren, ohne El Arenal gesehen zu haben, ist wie Coitus Interruptus. Der Strand war knackevoll, die Ballenario`s (Kneipen) auch (mittags 12.00 Uhr tanzten schon die Go-Go-Girls auf den Tischen). Als wir am Ballermann 6 angekommen sind, ist dort die Hölle los. Doch nach 2h „Schalke, Schalke“ und „Bier her, Bier her, oder ich fall um“ – Gesängen (letzteres  kann ich ja noch verstehen), traten wir den Rückzug an.

Nach diesem Kulturschock waren wir Kerle uns einig, nur noch der Vertikalen unsere Aufmerksamkeit zu schenken. Cala Magraner war unser nächstes Ziel. Das liegt an der östlichen Seite der Insel, unweit (10 km) von Porto Cristo. Dazu mieteten wir uns ein Auto, da der Zug nur bis Palma fährt und das Ganze mit dem Bus zu lange gedauert hätte. Doch der Weg (mit dem Auto 1,5h) lohnt sich, es ist das schönste Gebiet, das wir auf Mallorca besucht haben. Die meisten Kletterwege befinden sich am Meer, in einer etwa 100m breiten Bucht und man klettert direkt am Strand. Es gibt nur Einseillängenrouten und die sind fantastisch. Höhepunkt war eine geile 6a mit Crux an einer versinterten Säule, Spitze!! Zwischendurch kann man sich zum abkühlen etwas ins Meer begeben. Dort hat man fast immer Gesellschaft, da sich ständig kleine und auch größere Yachten, zum Baden und zum Foto`s  machen (natürlich von dir, bei deinem härtesten Zug), in der Bucht befinden.

Unser letzter Trip (wieder mit dem Auto) bescherte uns einen Ausflug in den Norden, zum Cap Fermentor. Das Gebiet Creveta befindet sich am Mirador d´es Columnet, einem herrlichen Aussichtspunkt etwa 300m über dem Meer. Zu den Einstiegen muß man abklettern (1). Nach einer Einstiegsroute (Curset,4) machten wir eine sehr schöne Tour im fünften Franzosengrad (Baba Diedro, Verschneidung, lange Rippe). Die 6a (Krilin) danach war kurz und knifflig und wir mussten eine Weile herumprobieren. Dann holte uns das „typische“ September-Wetter ein. Es regnete in Strömen. Das war´s dann! Leider noch nicht. Die Straßen waren eine einzige schmierige Seifenpiste und besteht Richtung Soller nur aus Serpentinen. Um dem Kommenden ein wenig Paroli zu bieten, köpften Andre` und ich erst mal ein Bier. Mit einem Rettungsassistenten (Poldi) am Steuer, der beruflich den Notarzt chauffiert, konnte eigentlich nichts passieren. Unterwegs rutschten wir an mehreren Unfällen vorbei, wobei einmal ein Auto im Straßengraben lag und ein anderes mal ein Fahrzeug  vor uns auf dem Dach zum Stehen kam. Alle „500m“ hielten wir und boten unsere Hilfe an. Zum Glück wurde bei keinem der Unfälle jemand verletzt. Nach 6 Bier (durch 2) und 2 Schachteln Zigaretten (durch 3), gelangten wir ohne Beule und Verletzung nach Port de Soller.

Fakt ist, dass Mallorca zum Klettern fantastisch ist und noch Potential für viele neue Routen und Gebiete hat. Fakt ist auch, dass Mallorca klettertechnisch top abgesichert ist, aber bei der Wahl der Gebiete sollte man auf das Wetter achten, sonst kann es doch ganz schön gefährlich werden.